Ich habe mir heute wieder ein Motorrad geliehen. Da ich nach dem letzten Mal gefragt wurde, was für eins ich mir geliehen habe, muss ich wohl sagen, dass ich ein Moped geliehen habe. Ich habe keine Ahnung, bis zu welcher Größe ein Motorrad ein Moped ist. Dies ist im Englischen dann doch einfacher mit Motorcycle. In Pkase sah ich ein Schild, in dem die Preise für die Ausleihe von Motorrädern drauf waren und da wurden Maschinen mit 100ccm und mit 110ccm unterschieden. Also so was Kleines hatte ich mir in Luang Namtha und habe ich mir heute in Phonsavan für 120.000 Kip also 12 Euro gemietet.
Phonsavan ist wie gesagt die Provinzhauptstadt und Ausgangspunkt zu der Erkundung der Tonkrüge. Es gibt wohl 77 Orte an denen 1999 Tonkrüge hier in der Umgebung gefunden wurden. Der Ort, der nun mit der Nummer 1 benannt wird, ist der größte. Die Orte 2 und 3 werden auch häufig besucht, liegen aber am Ende einer langen Fahrt auf nicht asphaltierter staubiger Straße. Der Verleiher des Mopeds, ein Italiener, hatte mir verschiedenste Ziele in der Umgebung erklärt. Und so startete ich kurz nach 8:00 und wollte zum Ort 1. Ich verpasste die Straße und fuhr deshalb zuerst zum Ort 2 mit den Tonkrügen. Ich war ganz allein dort und die Tonkrüge waren schon sehr beeindruckend. Sie sind groß teilweise größer als ich. Wie ich gestern schon geschrieben habe, weiß man nicht genau, wofür sie genutzt wurden. Heute lass ich, dass in den 1930iger Jahren die Französin Madeleine Colani die Tonkrüge erforscht hat. Ihre Theorie ist, dass die Menschen ihre Toten in den Tonkrügen beerdigt haben. Nachdem die Verwesung stattgefunden hat, wurden die Gebeine aus den Tonkrügen genommen und in die Erde gelegt. Da diese Ebene der Tonkrüge so massiv bombardiert wurde, fanden weitere Untersuchungen später nicht statt. Erst jetzt gibt es weitere Forschungen zu den Tonkrügen. Ich schaute mir also den Ort 2 an und es war wirklich toll und irgendwie mystisch.
Dann fuhr ich zur alten Provinzhauptstadt Muang Khun, die etwas 30km südöstlich der neuen Provinzhauptstadt, Phonsavan, liegt. Diese Stadt wurde durch die Chinesen und Vietnamesen schon stark beschädigt und durch die Bombardierung dann komplett zerstört und verlassen. Die Stadt war einst Königssitz eines kleinen Köngreiches und hatte einmal 62 Klöster. Dies sieht man heute nicht mehr, aber es leben wieder Menschen dort. Es gibt, drei alte Stupas zu besichtigen. Eine ist noch in ihrer vollen Größe erhalten und wunderschön. Sie ist bewachsen mit Pflanzen, aber man erkennt noch die Ornamente. Außerdem kann man ein altes zerstörtes Kloster mit einem Buddha anschauen. Der Buddha ist wohl der einzige Buddha, der die Bombardierung unzerstört überstanden hat. Ich aß dann zum Mittag wieder eine Nudelsuppe. In einem kleines Restaurant. In Muang Khun war ich, glaube ich, die einzige Touristin heute.
Dann ging es zurück nach Phonsavan und zum Ort 1 mit den Tonkrügen. Auf dem Weg bekam ich eindrücklich mit, dass das Thema Bomben bzw. nicht explodierte Bomben kein Randthema ist. Direkt neben der Straße sah ich auf einem Feld ein Team mit Metalldetektoren arbeiten. Das Feld war zwischen Wohnhäusern. Auch der Ort 1 mit den Tonkrügen wurde bombardiert. Man sieht einige Bombenkrater. 2004 wurden 127 nicht explodierte Bomben sowie 31.184 Metallstücke hier entfernt. In zwei weiteren Aktionen 2008 und 2012 wurden 263 nicht explodierte Bomben zerstört und weitere 628.140 Metallteilen gefunden. Hier gibt es zwar die meisten Tonkrüge an einem Ort, aber der Ort 2 hatte irgendwie eine ganz besondere Stimmung, die der Ort 1 nicht hatte für mich.
Zum Abschluss des Tages bin ich noch zur Mulberry Silk Farm gefahren. Hier wurden Maulbeerbäume angepflanzt und die Blätter werden den Seidenraupen drei Mal täglich verfüttert. Aus den Maulbeerbäumen werden aber auch Tee und aus den Früchten Marmelade zum Verkauf hergestellt. In einem speziellen Haus werden die Seidenraupen einen Monat lang gefüttert und dann beginnen diese ihren Kokon zu bilden. Ein Teil der Kokons wird für die Seidengewinnung genutzt und in dem Rest lässt man die Raupen sich in Motten entwickeln, damit diese wiederum Eier legen und Raupen schlüpfen. Die Kokons können weiß und gelb sein. Die Kokons für die Seidengewinnung werden in Wasser gekocht und abgewickelt. Dabei werden die Fäden von 20 Kokons zu einem Faden gesponnen. Mehrere Frauen sitzen in der Mulberry Silk Farm vor den heißen Töpfen und Spinnen die Fäden. Es gibt aber auch zwei Maschinen hier, die das Gleiche machen. Die Seide wird dann mit verschiedenen natürlichen Stoffen, die aus Pflanzen und Pflanzenteilen gewonnen werden, gefärbt und danach werden die Stoffe gewebt. Sehr interessant. Die Mulberry Silk Farm lernt auch Frauen aus der Umgebung an und gibt ihnen kleine Seidenraupen, so dass diese ein eigenes Geschäft aufbauen können. Dies wurde notwendig, weil durch die starke Verseuchung der Erde mit den Bomben nach dem Krieg kaum in der Landwirtschaft gearbeitet werden konnte und somit neue Broterwebe gesucht wurden.
Es gibt wohl drei verschiedene Seidenraupen. Die laotische Seidenraupe produziert 300m, die genetische veränderte Thai-Hybrid-Seidenraupe 700m und die chinesich-japanische Hybrid-Seidenraupe 1000m Seidenfaden. Letztere ist die anfälligste gegenüber Krankheiten und die aufwändigste in der Aufzucht.
Kurz vor Sonnenuntergang war ich wieder in Phonsavan. Und wenn da nicht ein kleiner Schönheitsfehler auf dem Tag wäre, hätte es ein wunderschöner Tag sein können. Der kleine Schönheitsfehler sind drei größere blaue Fleck oberhalb meines linken Knies, an meinem Kinn und am Handballen meiner rechten Hand. Außerdem habe ich mehrere kleine blaue Flecken und Abschürfungen an den Händen, den Füßen und den Beinen. Ich habe ein Schlagloch zu spät gesehen und beim Ausweichen die Kontrolle über das Moped verloren und fiel. Es klingt schlimmer als es ist und es wird alles verheilen. Blöd ist, dass das Moped recht neu war und auch einige Schrammen abbekommen hat. Leider verheilen diese Schrammen nicht so einfach, sondern man muss dafür zahlen. Also ich musste dafür zahlen. Dies war recht ärgerlich, aber wenn man den Pass bei der Miete des Mopeds abgeben muss, bleibt einem nicht viel übrig als zu zahlen. Aber ganz wichtig, keine Sorgen machen, mir geht es gut.
Bis morgen Birgit