Es ist also wirklich passiert, ich habe mir ein weiteres Flugticket gekauft und habe sechs Wochen nach meiner Rückkehr nach Deutschland wieder den Rucksack für vier Wochen Laos gepackt.
Nach meiner Rückkehr war das Gewöhnen an Deutschland nicht so einfach. Ich schwankte von Beginn an zwischen sofort wieder wegfahren und dem Willen da bleiben zu wollen. Am Anfang hatte ich diese Schwankungen innerhalb eines Tages mehrmals. Nach sechs Wochen waren die Abstände weitaus größer aber weiterhin da. Die Eingewöhnung in Deutschland war interessant, anstrengend und sie ist noch nicht abgeschlossen. Ich erinnere mich gut an die ersten Tage, in denen ich meine Wohnung wieder für mich richtete. Beim Einräumen meiner Kleider in den Kleiderschrank war ich regelrecht geschockt über die Menge an Kleidung, die ich gerade einsortierte, dabei habe ich ja nie einen großen Kleiderschrank besessen. Ähnlich übermannt vom Überfluss war ich beim Blick in die Küchenschränke. Wer braucht denn die ganzen Teller oder Gläser? Ein Blick in einen Katalog eines Kleiderversands schockte ebenfalls. Warum gibt es da Hunderte T-Shirts? Ich habe seitdem keinen Katalog mehr angeschaut. Ich habe meinen Fernseher die letzten sechs Wochen nicht angeschaltet. Er geht aber, dies weiß ich seit ungefähr zwei Wochen als ich eine DVD anschauen wollte. Ob das Radio zu Hause geht, weiß ich nicht. Ich hatte weder das Radio zu Hause noch und das Radio im Auto angeschaltet. Zeitung habe ich ab und an im Internet oder wenn ich einmal zu Besuch bei Freunden war gelesen. Ich habe das Gefühl, dass ich durch das Leben mit angezogener Handbremse die letzten Wochen gegangen bin. Was ich aktuell sehr gut kann, ist ausmisten. Ich habe halt nicht das Gefühl, dass man dies oder jenes noch einmal gebrauchen könnte, wenn man es nicht aktuell braucht oder auch die letzten Jahre nie gebraucht hat. Etwas befremdlich waren am Anfang teilweise die Gespräche mit Freunden und Bekannten. Das waren Gesprächsthemen, die mir fremd waren und die ich ja ein Jahr nicht hatte. Langsam gewöhne ich mich aber auch daran. Nun habe ich trotzdem recht kurzfristig ein Flugticket nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos gekauft. Warum? Ich kann es nicht anders beschreiben als mit den Worten, dass ich gehe, um bleiben zu können…
Ich bin also gestern von Frankfurt abgeflogen. Ich weiß gar nicht mehr, wer mir den Hinweis gab, dass die Lokführer streiken. Streiks, Fußballspiele zur EM-Qualifikation und einiges mehr bekommt man halt nicht mit, wenn man keine Zeitung liest oder keine Nachrichten hört oder sieht. Glücklicherweise streikten die Lokführer nur bis 4:00 am Montag Morgen, so dass ich am Montag Vormittag problemlos nach Frankfurt kam und glücklicherweise flog ich nicht mit Lufthansa und innerhalb Europa, da ja die Lufthansa-Piloten ab 13:00 gestern streikten. Die Lufthansa-Flüge nach Asien wurden gestern übrigens nicht gecancelt, dies zeigte der Blick auf die Anzeigetafel. Ich bin mit einer A380 der Thai Airways nach Bangkok geflogen und war sehr beruhigt als ich feststellte, dass die Flugroute nördlich der Ukraine führte und nicht über die Ukraine. Es war aber klar ersichtlich, dass die Route dafür nördlicher gewählt wurde als üblich. In Gedanken hatte ich natürlich den unglaublichen Flugzeugabschuss im Frühjahr diesen Jahres über der Ukraine. Nach ruhigem Flug sind wir nach 10 Stunden in Bangkok gelandet. Dort musste ich fünf Stunden bis zum Weiterflug nach Vientiane überbrücken. Da ich kaum schlafen konnte beim Flug nach Bangkok, war ich recht müde und matt. Die Maschine nach Vientiane war pünktlich und nach nach einer weiteren Stunde landeten wir dort so 12:45.
Das Visa für Laos kann man vorher bei der Botschaft in Deutschland beantragen oder man kauft es bei der Einreise. In Laos ist für letzteres ein Passbild sowie 30 US-Dollar für deutsche Staatsbürger notwendig. Der Preis für das Visum richtet sich nach der Nationalität des Reisepass-Inhabers. Interessanterweise sind die Visa für Nepal und Sri Lanka also für recht arme Länder mit 40 US-Dollar am teuersten. Der Flughafen in Vientiane ist recht klein und überschaubar wie Vientiane selbst. Für eine Hauptstadt ist Vientiane recht kleinstädtisch. Am Flughafen gibt es gleich die Möglichkeit Geld zu wechseln und auch Geldautomaten, um Geld abzuheben. Ich bin sofort Millionär gewesen als ich für ca. 100 Euro eine Million Kip bekam. Vom Flughafen kann man ein offizielles Taxi in die Stadt nehmen. Die Fahrt dauert ca. 10 Minuten und kostet 57.000 Kip oder 7 US-Dollar. Gleich am Flughafen wurde mir bewusst wie sprachlos ich hier in Laos bin. Die Schriftzeichen/Buchstaben kann ich nicht lesen und ich weiß noch kein einziges Wort auf laotisch, dafür habe ich zum Taxifahrer in Spanisch gesprochen. Hmm da habe ich wohl in meiner Müdigkeit etwas durcheinander gebracht. Also heute Abend muss ich mir noch wichtige Wörter/Redewendungen auf laotisch heraussuchen.
Vientiane empfing mich mit heißen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Ich hatte ein Zimmer für drei Nächte im Sihome Backpackers Hostel gebucht. Die erste Nacht wurde ich ausquartiert ins benachbarte Vientiane Garden Hotel, da mein Zimmer noch nicht frei war. Ich entschloss mich zuerst ein paar Stunden zu schlafen. Ich war 26 Stunden auf den Beinen und recht müde. 2-3 Stunden mussten reichen, damit ich heute Nacht gut schlafen kann und gar nicht erst einen Jetlag bekomme. Ich bin hier in Laos übrigens 5 Stunden vor Deutschland.
Als ich zu einem kleinen Rundgang durch Vientiane aufbrach, war es schon nicht mehr ganz so warm. Zuerst fiel mir eine kleine Kiste auf und ich hätte mich über deren Inhalt gewundert, wenn ich nicht schon ein Bild gesehen hätte, dass man Bananen hier trocknet, da sie so länger haltbar sind. Dann sind mir die kleinen Schreine mit Opferbeigaben vor einigen Läden aufgefallen. Ich kam schon an einigen Wats (= Tempel) vorbei. Die laotischen Orte sind eigentlich immer um einen Tempel gegründet wurden. Standen mehrere Tempel dichter beieinander, entstand nach und nach eine Stadt. Es gibt mehr Autos in Vientiane als ich erwartet hatte und diese sind dann auch gleich immer richtig groß. Es sind meistens Pickups, die teilweise höher als ihre Besitzer sind. Ich war am Mekong und hatte in einem großen Straßenrestaurant mit gebratenen Nudeln mit Sprossen und viel Koriander den ersten Kontakt mit der laotischen Küche. Die Nudeln waren sehr gut und ich rätsle noch, woher die Schärfe kam. Dies war auf jeden Fall ein vielversprechender Anfang aus kulinarischer Sicht.
Müde ging es zurück ins Hostel und ich werde nun wohl noch etwas lesen, mir ein paar Vokabeln herausschreiben und dann auch schon schlafen.
Bis morgen Birgit