Vennesund – Offersøy

Rad – Fähre – Rad – Fähre – Rad

Ich hatte mir für heute eine größere Etappe vorgenommen. Ich wusste, dass der Weg relativ flach sein würde und fuhr früh los in Vennesund. Es war bewölkt und den ganzen Tag über wechselte stärkere und leichte Bewölkung. Selten zeigte sich die Sonne. Die Spitzen der hohen Berge, die hier über 1.000 m hoch sind, waren meistens in den Wolken. Es waren etwa 16°, also bestes Radfahrwetter, aber kein Fotografierwetter.

Auch wenn ich mich wiederhole, die Landschaft ist grandios.

Vor ein paar Tagen stand in einem Bücherregal auf einem Campingplatz, das Buch von Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“ und da fiel mir wieder ein, dass es in dem Buch eine Anmerkung über Norwegen gab. Ich habe das Buch während des Studiums gelesen und wusste nicht mehr genau was Douglas Adams geschrieben hat. Jetzt habe ich mich aber schlau gemacht…

Also es war wohl so: Die Erde ist laut dem Buch ein auf dem Planeten Magrathea von hochspezialisierten Ingenieuren und Designern entworfener und gebauter Supercomputer. Der Designer Slartibartfast war für das Design von Norwegen zuständig und hat für seinen Entwurf sogar einen Preis gewonnen. Die Aufgabe lautete: Bringe in einem Land mit etwa 2.000 km Nord-Süd-Ausdehnung und maximal 450 km Breite mehr als 15.000 km Küstenlinie unter. Beim ersten Versuch hatte das nicht funktioniert. Er hätte die Fjorde bis nach Schweden hineinziehen müssen, was wohl gegen die Ausschreibung verstoßen hätte. Also hat er im Nordwesten einfach noch ein paar Inseln vor die Festlandsküste gesetzt. Damit war die Aufgabe erfüllt und der Preis gewonnen.

Der Straßenverkehr auf diesen Halbinseln hängt stark von einer ankommenden oder abfahrenden Fähre ab. Heute Morgen war beispielsweise kein Auto auf der Straße und plötzlich überholten mich ganz viele Autos, da wusste ich, dass wieder eine Fähre in Vennesund angekommen war.

In Berg, das nördlich von Vennesund liegt, fuhr ich an einer Fabrik von „Tine“ vorbei. „Tine“ ist die Marke für Milchprodukte z.B. Joghurt oder Frischkäse-Brotaufstrich in Norwegen. Laut Internet liefern etwa 10.000 Bauernhöfe Milch an 31 milchverarbeitende Fabriken und eine steht davon in Berg. Infos auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Tine

Nach ca. 60 km erreichte ich Horn und nahm die Fähre nach Anddalsvåg. Horn selbst ist nicht wirklich ein Ort, sondern nur ein Fährterminal mit Abfahrten nach Vega und Anddalsvåg.

Am Fährterminal traf ich auch ein älteres Ehepaar aus Deutschland, die mit E-Bikes unterwegs sind und bis nach Tromsø fahren wollen. Seit ein paar Tagen haben wir die gleiche Reiseroute und die gleichen Campingplätze. Sie fuhren weiter nach Vega.

Die Fahrt über den Fjord war sehr ruhig. Die Automotoren sind ja sowieso ausgeschaltet und die Menschen waren ganz still und andächtig. Die Fähre selbst machte kaum Geräusche. Im guten Tempo überquerten wir den Fjord.

Schon gestern war mir an einer Fähre das Wort „Ferry Charger“ aufgefallen, aber ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht. Heute sah ich, dass die Fähre nicht nur am Kai andockt, sondern auch am „Ferry Charger“. Ich fragte eine Angestellte, ob ich es richtig verstehe, dass die Fähren elektrisch betrieben werden. Ja so ist es, war die Antwort. Die Fähren von Torghatten werden alle elektrisch betrieben. Torghatten betreibt die Fähren in den zwei nördlichen Provinzen (Nordland und Troms og Finnmark).

Ich fuhr dann 16 km von Anddalsvåg nach Forvik. Die Straße war flach und führte wie schon am Vormittag durch Graslandschaft und Kuhweiden. Ich finde die Kühe immer wieder interessant. Sie schauen, als hätten sie noch nie einen Radfahrer gesehen. Ab und zu vergessen sie beim Staunen das Kauen.

Das flache Land war auf der Halbinsel nur ein Streifen von vielleicht 2 km Breite. Danach stiegen die Berge steil an und erreichten auch hier Höhen von über 1.000 m. Die Bewohner können diesen Streifen nur per Fähre oder per Wanderung über die Berge verlassen.

In Forvik nahm ich die Fähre nach Tjotta. Diese Überfahrt dauerte etwa 45 Minuten. Auf der Fähre traf ich einen Deutschen wieder, der auch die gleiche Route und ab und an gleiche Campingplätze in den letzten Tagen hatte wie ich. Er fährt jedes Jahr eine Woche Fahrrad und hat so über die Zeit die Strecke von Sizilien bis hierhergeschafft.

Umso weiter nördlicher die Fähre fuhr, umso besser wurde das Wetter. Die Sonne zeigte sich nun häufiger.

Von Tjotta waren es nur noch 5 km bis zum Campingplatz. Auch auf diesem Campingplatz sind viele Deutsche, aber auch viele Schweden und Norweger und wieder viele Angler. Nachdem ich mich ausgeruht und etwas gegessen hatte, bin ich noch am Meer entlanggelaufen.

Karte

Bei Berg nördlich von Vennesund
Am Meer bei Offersøy
Am Meer bei Offersøy