Nesna – Lovund

Ein Sommertag mit Happy End.

Noch zu gestern Abend: Der Schweizer und ich waren auf dem gleichen Campingplatz und verbrachten den Abend mit guten Gesprächen am Meer. Er ist Rentner und immer in seinem Leben viel und lang gereist, ähnlich wie ich. Lang- und Vielreisende ticken oft ähnlich. Wir haben die gleichen Erfahrungen in der Welt und zu Hause gemacht. Als eine dicke Wolke, die Sonne verdeckte, wurde es kühl und wir verabschieden uns und freuten uns, dass wir so einen netten Abend miteinander hatten. Gegen 22:00 Uhr war die Sonne wieder voll da und man konnte kaum in der Sonne sitzen, denn es war einfach zu warm.

Und nun zu heute: Gestern und vorgestern wurde mir von Lovund erzählt, eine Insel, auf der Papageientaucher brüten. Papageientaucher hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. In Irland oder in Island war ich entweder zu spät oder zu früh für die Papageientaucher. Sie kommen nur zum Brüten an Land und leben den Rest des Jahres auf der See. Nach Lovund kommen sie jedes Jahr am 14. April und sind wohl auch sehr pünktlich.

Also plante ich gestern Abend meine weitere Tour um.

Ich wollte die Fähre 8:50 Uhr nach Lovund nehmen. Also war ich 8:50 Uhr an der Fähre. Ich dachte, dass ich wie auf allen anderen Fähren entweder das Ticket auf der Fähre kaufen kann oder eh kostenlos mitkomme. Aber es war ein Hurtigbåt, also ein Schnellboot, und hier funktioniert das anders. Man braucht ein Ticket, dass man vorher kaufen muss. Ich hatte kein Ticket und das Boot war ausgebucht. D.h. 8:50 Uhr fuhr die Fähre ohne mich weiter und statt 10:10 Uhr auf Lovund zu sein, war ich zurück auf dem Campingplatz und befüllte die Waschmaschine.

Am Kai war ich heute Morgen schon etwas enttäuscht. Ich hatte mir so schön vorgestellt, die Wanderungen auf Lovund zu machen. Aber klar war auch, ich lasse mir dadurch nicht den Tag vermiesen, fahre mit dem Boot 17:00 Uhr, nutze den schönen Tag in Nesna und verbringe den Abend auf Lovund. Ich bin kurz vorm Polarkreis und die Sonne geht eh fast nicht mehr unter und nachts ist es taghell. Ich habe also Zeit ohne Ende. Also kaufte ich ein Ticket für das nächste Boot 17:00 und gleich ein zweites Ticket für morgen wieder zurück von Lovund. Danach beschloss ich, die Einrichtungen des Campingplatzes zu nutzen. Also die Waschmaschine und die Küche für einen Kaffee.

Um 12:00 Uhr waren die Sachen gewaschen, getrocknet, zusammengelegt und wieder verpackt. Es war Zeit für eine Erkundung des Ortes. Diese war schnell erledigt. Obwohl Nesna ein Knotenpunkt für die Schiffe auf und von den vorgelagerten Inseln ist, ist es ein kleiner Ort.

Im Supermarkt stand ich wieder einmal vor dem Wollregal. Ich war ja schon mehrmals in Nordnorwegen im Winter. Dieses Jahr im März ist mir aufgefallen, dass in den Supermärkten die Wollregale relativ groß sind. Norwegen hat eine Strickgeschichte. Die Strickgeschichte von Norwegen wird u.a. in dem Buch „Zwei rechts, zwei links: Geschichten vom Stricken“ von Ebba D. Drolshagen beschrieben. Das Buch ist relativ trocken geschrieben, aber die Informationen sind interessant für Strickinteressierte. Sie hat übrigens auch das Buch: „Gebrauchsanweisung für Norwegen“ geschrieben, was sehr informativ ist.

Schon in den letzten Tagen hatte ich überlegt, ob ich Wolle und Stricknadeln kaufe. Den Supermarkt verließ ich ohne Wolle und ohne Stricknadeln. Es gibt wenig Geschäfte in Nesna, aber 50 m neben dem Supermarkt gibt es ein Wollgeschäft. Dieses verließ ich dann mit Wolle und mit Stricknadeln. Damit war klar, wie ich die Wartezeit bis 17:00 Uhr verbringen kann. Ich fuhr zurück zum Campingplatz und setzte mich auf eine Bank am Meer und fing an, Socken zu stricken. Umso mehr der Socken wuchs, umso kürzer wurde die Zeit bis zur Fähre.

Es waren sehr ruhige Stunden am Meer. Das Meer plätscherte etwas, ab und zu hörte man ein Boot, eine Möwe oder einen Austernfischer, die laut schimpften, weil sie irgendetwas störte.

Kurz vor 17:00 Uhr war ich wieder am Kai und das Boot 17:00 Uhr nahm mich mit. Super! Das Boot war größer als das Boot heute Morgen. Es wurde trotzdem voll. Auf Træna ist am Wochenende ein Musikfestival und die Anreise dazu hat begonnen.

Das Schnellboot ist eigentlich keine Fähre, sondern eher ein Zug auf dem Wasser mit Haltestellen auf den Inseln und es fährt im Linienverkehr.

Während der Fahrt schaute ich staunend aus dem Fenster. Wir fuhren an Hunderten kleiner Inseln vorbei. Häufig sind sie flach. Es gibt aber auch hohe Berge auf einzelnen Inseln. Ich fühle mich klein in dieser Landschaft.

Das Boot erreichte Lovund ca. 18:30. Ich fuhr zu meiner Unterkunft, richtete mich schnell ein und packte meine Wandersachen. 18:45 ging ich wandern. Ich habe zwei kleine Wanderungen zu den Papageientauchern gemacht. Mehr Infos hier: https://www.lovundinfo.no/hikes

Lovund – was für ein schöner Flecken Erde! Natürlich wurde der Eindruck unterstützt vom strahlenden Sonnenschein und angenehmen Temperaturen am Abend. Die Landschaft ist atemberaubend. Ich kam zu dem Berg, in dem die Papageientaucher nisten. Ich sah viele Papageientaucher zu den Nestern kommen und wieder wegfliegen. Manchmal hatte ich das Gefühl es sind Hunderte weit über mir. Ab und an kam einer so nah, dass ich ihn genauer erkennen konnte. Leider kam keiner so nah, dass es sich lohnte, die Kamera zu zücken. Auch sah ich keinen Papageientaucher irgendwo sitzen. Ihre Nester sind in einem Geröllabhang. Sie fliegen direkt in ihre Nestlöcher, die zwischen den Steinen sind, und sind weg. Wenn sie wegfliegen, starten sie direkt aus ihren Löchern und sind auch gleich weg. Die kleine Wanderung heute Abend war trotzdem sehr eindrücklich und ich bin froh, hierhergekommen zu sein. Es ist ein Ort, an den ich gern zurückkommen würde.

Karte Teil 1

Karte Teil 2

Morgens um 3:00
Das Schnellboot, welches mich am Morgen nicht mitgenommen hat.
Die Kirche von Nesna
Der Strickplatz
Das Schnellboot, welches mich nach Lovund gebracht hat.
Der Ort Lovund
Auf der Insel Lovund
An den Hängen des 623 m hohen Lovunden nisten die Papageientaucher.
Blick auf den Ort Lovund, auf einige Inseln und die Berge.