Von Baños führt eine Straße östlich nach Puyo ins Amazonas-Gebiet. Puyo liegt ca. 61km von Baños entfernt und die Straße wird auch Ruta de las Cascadas (=Straße der Wasserfälle) genannt. Die Straße führt von 1820m in Baños auf ca. 900m in Puyo. Eine Idee ist, dass man sich ein Fahrrad mietet und in Richtung Puyo fährt und dies soll auch recht einfach sein, da es ja meistens bergab geht. Es gibt auch Touren mit Wagen, die Chiva genannt werden. Diese Wagen werden in Ecuador an der Küste und auch im Amazones im normalen öffentlichen Transport eingesetzt. In diesen Gebieten ist es recht warm und dann sind diese offenen Wagen recht angenehm. Ich habe mich entschieden, weder eine Tour entlang der Ruta de las Cascadas zu machen noch ein Fahrrad zu mieten. Da ich genau weiß, dass ich nicht viele Wasserfälle anschauen kann ohne dass es mich langweilt und ich außerdem meine eigene Zeit gern haben möchte, wenn ich an einem Wasserfall bin, habe ich mich entschlossen, zwei Wasserfälle anzuschauen und dorthin mit dem normalen Bus zu fahren. Dies war recht unproblematisch und wäre noch einfacher gewesen, wenn ich nicht zwischendurch etwas die Orientierung verloren hätte, aber dazu gleich.
Ich nahm also zuerst einen Bus nach Rio Blanco. Die Straße führt entlang des Flusses Pastaza. Das Tal ist nicht sehr breit und rechts und links gibt es einige Wasserfälle an den Berghängen. Von Rio Blanco musste ich noch vielleicht einen Kilometer entlang der Straße laufen, um zu dem Wasserfall Cascada Manto de la Novia zu gelangen. Besser wäre gewesen, einen Bus nach Rio Verde zu nehmen und mit diesem bis zum Wasserfall zu fahren. Beim Laufen stellte ich fest, dass das Fahren mit dem Fahrrad auf dieser Straße nicht unbedingt ein Vergnügen ist, da doch einige LKWs und Busse unterwegs waren. Mit dem Fahrrad muss man aber nicht unbedingt durch die Tunnel fahren, hier gibt es häufig Wege um den Berg herum. Außerdem überholten mich einige Chivas mit extrem lauter Musik und da war ich froh, nicht eine Tour gebucht zu haben. Der Wasserfall Cascada Manto de la Novia ist auf der gegenüberliegenden Flussseite und es sind eigentlich zwei Wasserfälle. Auf die andere Flussseite kann man mit einer Seilbahn, hier Tarabita genannt, gelangen. Als ich die Tarabita sah, habe ich beschlossen, dass ich nicht auf die andere Flussseite gelangen muss und dass mir der Blick vom aktuellen Ort ausreicht. Die Tarabitas waren mir doch eine zu wacklige Angelegenheit und wer weiß, ob mir die Jungfrau vom heiligen Wasser geholfen hätte, falls ich abgestürzt wäre. Ich machte ein paar Fotos, sah auch einen Papageien und hielt dann einen Bus an, um nach Rio Verde zu kommen und da machte ich einen Fehler. Ich sagte, dass ich nach Rio Negro fahren möchte. Warum auch immer ich Rio Negro gesagt habe, vielleicht weil ich gerade in Rio Blanco war und weiß und schwarz irgendwie zusammenpassen. Ich merkte im Bus noch, dass ich den falschen Ort sagte und wusste da noch nicht, dass es diesen Ort auch gibt. Wir fuhren also eine Weile und ich wunderte mich, da Rio Verde doch gar nicht so weit weg von Rio Blanco war und warf einen Blick auf die Karte. Da stellte ich fest, dass es Rio Negro auch gibt. Ich klopfte an der Fahrerkabine und teilte dem Beifahrer mit, dass ich eigentlich nach Rio Verde möchte. Er sagte, dass wir da schon vorbei wären. Ich bin dann ausgestiegen und wollte mit dem nächsten Bus zurückfahren. Blöderweise wusste ich aber nicht, wo ich eigentlich bin. Ich hielt also wieder einen Bus an. Da ich durch die Karte wusste, dass Rio Verde hinter einem Tunnel war, stieg ich nach dem nächsten Tunnel aus und musste feststellen, dass ich zu früh ausgestiegen war und ich dummerweise nicht einfach den Fahrer noch einmal gefragt hatte, ob dies auch wirklich Rio Verde sei. Nun wusste ich aber, wo ich war. Ich war in Machay. Jetzt kam aber nicht so schnell ein Bus und so wartete ich dort doch etwas länger, aber dann kam ein Bus und mit dem fuhr ich bis Rio Verde. In Rio Verde ist der Wasserfall Cascada el Pailon del Diablo. Recht hoch und sehr beeindruckend. Man kann zum Boden des Wasserfalls laufen und oberhalb vom Wasserfall gibt es auch noch einen Aussichtspunkt. Ich bin zuerst zum Boden des Wasserfalls gegangen. Dort kann man auch recht nah an den Wasserfall und wird dabei auch so richtig nass. Darauf habe ich mal verzichtet. Danach bin ich oberhalb des Wasserfalls gewesen und da gab es nur eine Hängebrücke, die man überqueren musste, um einen Blick auf den Wasserfall werden zu können. Ich war recht froh, dass gerade keine Leute auf der Hängebrücke waren und nahm meinen ganzen Mut zusammen, um da drüber zu laufen, denn die war hoch und wacklig, aber der Blick auf den Wasserfall war sehr gut. In Rio Verde verdienen sich einige Leute ihr Geld mit der Herstellung von Holzkisten. Ich sah einige Häuser, in denen Holzstücke gelagert waren und vor anderen Häusern saßen die Menschen und nagelte die Holzkisten zusammen. Das Geräusch der Hämmer wär das einzige Geräusch in dem so ruhigen Ort. Dass der Ort so ruhig ist, liegt daran, dass die Hauptstraße durch zwei Tunnel führt und der Ort dadurch vom Verkehrslärm verschont wird. Von Rio Verde nahm ich den Bus zurück nach Baños. Rückfahrt verlief problemlos. Zurück in Baños gab es Kuchen und Kaffee für mich.
In Baños werden viele Süßigkeiten verkauft. Diese werden aus einer Paste aus Zuckerrohr hergestellt. Die Herstellung findet direkt in den Läden statt. Dazu wird die Zuckerrohrpasta geschlagen und bewegt bis sie weich für die Verarbeitung ist. Sie hängt dabei an einem Haken am Ladeneingang und wird schwungvoll durch die Luft geschleudert.
Heute morgen hingen die Wolken tief über Baños, da hätte ich nicht gedacht, dass ich heute die Sonne sehen würde, aber zum Mittag war dann blauer Himmel und Sonnenschein. Den Vulkan Tungurahua sah ich aber heute auch nicht.
Morgen werde ich Baños verlassen und nach Quito fahren.
Hasta mañana Birgit