Von Cuenca nach Baños

6:30 klingelte der Wecker, da ich für den Bus 8:00 nach Ambato ein Busticket hatte. Als ich im Bad war, hörte ich einen Knall und danach Stille. Später stellte sich heraus, dass an der Straßenecke ein Bus in einen PKW gefahren war. Um diese Uhrzeit ist nicht viel los auf den Straßen und die engen Straßen von Cuenca haben auch eine Ordnung. Es gibt erste und zweite Straßen. Dies regelt, wer Vorfahrt hat. Ich vermute, dass beide Fahrer so gefahren sind als gebe es keine weiteren Autos um diese Uhrzeit auf der Straße. Sie haben sicher beide nicht oder nur kaum spürbar vor der Kreuzung gebremst, kurz gehupft, um anzuzeigen, dass sie kommen und sind dann aber weitergefahren. Dies habe ich oft genug im Taxi sitzend erlebt und dann beim Überqueren der Kreuzung die Augen geschlossen und gehofft, dass alles gut geht. Dies geht sicher auch in vielen Fällen gut, aber heute morgen ging es nicht gut. Es sah aber so aus, dass nur Materialschaden zu beklagen ist und dass keine Person verletzt wurde.

Das Hostel Bauhouse in Cuenca war ok aber nicht super. Es hat so schöne Räume und Dorms, aber die Angestellten sind Schnarchnasen. Ich weiß nicht warum, aber bei ihnen fehlt eindeutig die Motivation. Schade, denn mit engagierten Angestellten wäre das Hostel super.

Mit einer Israelin hatte ich verabredet, dass wir uns ein Taxi zum Busterminal teilen. Sie fuhr Richtung Süden und ich Richtung Norden. Ich hatte die Busgesellschaft Express Sucre gewählt. Busse in Ecuador sind nicht so komfortabel wie in Peru. Beim Warten auf die Abfahrt fiel zufällig mein Blick auf die Reifen des Busses und gleich ärgerte ich mich, dass ich auf sie geschaut hatte. So sah ich, dass beim rechten Vorderreifen schon ein Stück Reifen fehlte und das Profil nicht wirklich vorhanden war. Der linke Vorderreifen sah ähnlich aus, die beiden Hinterreifen waren normal, wie ich dann beim Gang um den Bus feststellte. Für die heutige Fahrt hätte ich gern eine etwas komfortablere Variante gewählt, aber die gab es nicht. Ich hatte den Sitzplatz direkt hinterm Fahrer bekommen, d.h. ich konnte meine Beine nicht ausstrecken und auch die Füße nicht richtig aufsetzen. Meine Sitznachbarin, die kaum in den Sitz passte, platzierte noch wahlweise ihren Ellenbogen oder ihre Tasche in meine Hüfte. Es war meine letzte längere Busfahrt meiner Reise und jetzt bin ich wie gerädert. Meine ganzer Körper tut irgendwie weh von der unbequemen Sitzhaltung. 8:00 verließen wir das Busterminal in Cuenca. Die Fahrt von Cuenca nach Ambato dauerte sieben Stunden. Von Cuenca nach Quito führt die sogenannte Straße der Vulkane. Die Landschaft ist gigantisch und wunderschön. Wir fuhren in Cuenca noch bei bewölktem Himmel los und einige Zeit später hatten wir blauen Himmel und Sonnenschein. Die Straße ist sehr gut ausgebaut und es geht die Berge hoch und runter. Schöne saftig grüne Berghänge, bunte Quinoa-Felder und tiefe Täler passierten wir. Nach fast sechs Stunden sah ich den ersten Vulkan, der gleichzeitig der höchste Berg von Ecuador ist, der Chimborazo (6310m). Er ist auch der höchste Berg der Welt, wenn man die Messart ändert. Der Mount Everest ist der höchste Berg der Welt, wenn man vom Meeresspiegel aus misst. Wenn man aber den Abstand zum Mittelpunkt der Erde als Ausgangspunkt nimmt, ist der Chimborazo höher, da die Erde keine Kugel ist, sondern abgeflachte Pole hat und einen dicken Bauch, sprich Äquator, hat. Den Chimborazo wollte am 23. Juni 1802 Alexander von Humboldt besteigen. Er war dafür überhaupt nicht ausgerüstet und schaffte es doch bis auf eine Höhe von 5600m. Dies war damals Höhenrekord, da kein Mensch je höher gestiegen war. Ich sah den Chimborazo leider nicht in seiner vollen Schönheit, denn in den Monaten Juli und August ist es wolkig und neblig rund um die Berge, wie ich heute gelesen habe. Auf einem Straßenschild an der Straße, die von der Hauptstraße ab näher zum Chimborazo führte, stand „Chimborazo – El Punto mas cercano al sol.“ („Chimborazo – Der Punkt am nächsten zur Sonne.“). Der Bus fuhr nicht wirklich direkt nach Ambato, es gab immer wieder Stopps, an denen Leute ein- und ausstiegen. Dabei stiegen auch diverse Verkäufer mit ein, die dann ihre Produkte im Bus anpriesen. Ein Pillenverkäufer verkaufte Pillen gegen alles. In einem langen Vortrag legte er die Vorteile der Pillen dar und gegen was sie alles helfen sollten. Dann verteilte er die Pillendosen im Bus zur Ansicht und dann verkaufte er sie. Da ich ganz vorn saß, konnte ich nicht sehen, wie erfolgreich er dabei war. Der Bus sollte in Ambato zum Busterminal Mayorista fahren. Naja dort wo ich ausstieg, war kein Busterminal, sondern nur eine vielbefahrene Straße. Man sagte mir, dass mein Bus nach Baños auf der anderen Straßenseite fahren würde. Solche Situationen mag ich nicht wirklich, wenn ich mit meinem ganzen Gepäck irgendwo an der Straße stehe und auf einen Bus warte. Naja aber meine Bedenken hatten gar keine Zeit lange gedacht zu werden, denn keine fünf Minuten später, saß ich schon im Bus nach Baños und dort kam ich ca. 17:00 an. Ich war müde und mir tat alles weh.

In Cuenca hatte man mir das Hostal D’Mathias empfohlen, in dem ich auch für drei Nächte dann ein Zimmer gebucht hatte. Ich leiste mir wieder ein Einzelzimmer nach dem Dorm in Cuenca mit neun Betten. Das Bett im Dorm in Cuenca hat 10 USD gekostet und das Einzelzimmer hier kostet 18 USD. Ich bin wieder einmal glücklich, nicht knapp bei Kasse zu sein.

Ich habe dann am späten Nachmittag etwas Cuenca erkundet, Eis und das erste richtige Essen heute im „Swiss Bistro“ gegessen, da es heute morgen noch kein Frühstück im Hostel gab. Es gab eine Brettljause wie man in Österreich sagen würde und ja ich vermisse das deutsche Essen und leiste mir dann, wie man sicher merkt, nun immer öfter ein Essen in einem deutschen, schweizer oder österreichischen Restaurant.

Was ist in Baños? Baños liegt wunderschön in der Nähe des aktiven Vulkans Tungurahua (5016m), der das letzte Mal Aschewolken im April diesen Jahres ausgespuckt hat. Ringsum sind Berge, Schluchten und Wasserfälle. Baños hat sich zu einem Touristenort entwickelt, an dem man fast jede Outdoor-Aktivität finden und durchführen kann. Außerdem kann man in Thermalbäder gehen oder seinem Körper etwas gutes Tun mit einer Massage tun.

Heute habe ich zufällig etwas über die Flagge von Ecuador gelesen. Die Flaggen von Ecuador, Kolumbien und Venezuela haben alle die Farben Gelb, Blau und Rot. Sie unterscheiden sich nur im Emblem. Der Grund für die gleichen Farben liegt darin, dass die drei Staaten Großkolumbien bildeten nach der Unabhängigkeit. Die Farben selbst sind von der spanischen Flagge, die rot und gelb ist, abgeleitet. Die Abtrennung von Spanien durch die Unabhängigkeit wird durch das Blau symbolisiert. Das Blau ist das Meer, also der Atlantische Qzean, welches die Länder von Spanien trennt.

Hasta mañana Birgit