Tag der Tunnel und am Ende vom Winde verweht
Nach einer guten Nacht stand ich früh auf. Ich war einfach wach. Der Platz am Ersfjord war voll mit Zelten. Ich glaube viele Norweger nutzten das schöne Wochenende für einen Ausflug in die Natur.
Auf dem Zeltplatz in Ersfjord gibt es eine goldene Toilette, die wirklich golden ist, also das Haus ist golden. Einziger Nachteil an dieser Toilette ist, dass es genau eine Toilette gibt. Als ich heute Morgen um 6:00 Uhr aufgestanden bin, war sie auch schon wieder besetzt und ich musste anstehen.
Ich fuhr von Ersfjord zum Mefjord und entlang am Mefjord, eine für mich bekannte Strecke, die ich schon oft mit dem Auto gefahren bin. Es waren vier Tunnel zu durchqueren, in denen es kalt war, die wenig beleuchtet waren und die auch keine Innenverkleidung hatten und man sozusagen direkt durch den Berg fährt und dies auch sieht. Am Mefjord ist der Berg Segla. Der Berg sieht vom Mefjord unspektakulär aus, aber er war trotzdem heute Morgen mein Ziel, da es einen Blick auf den Berg gibt, in dem er spektakulär aussieht. Vorher musste ich den Mefjord verlassen, um nach Fjordgard an einem anderen Fjord zu fahren. Ein Anstieg war zu bewältigen und wieder waren drei Tunnel zu durchqueren.
In Fjordgard angekommen, wusste ich genau, wohin ich fahren musste. Die Segla hatte ich ja schon zweimal im Winter nach einem Aufstieg auf einen Sattel genossen. Ich stellte mein Fahrrad direkt am Einstieg ab, schloss alles ab, nahm die wichtigen Sachen mit und stieg auf. Hier in Norwegen braucht man sich eigentlich keine Gedanken, um seine Sachen zu machen. Um es vorweg zu nehmen, als ich wieder runter kam, waren alle meine Sachen noch da.
Der Weg ist im Sommer etwas anders als im Winter, aber er führt auch zwischen den Bergen Segla und Hester und bietet dort einen wunderbaren Blick auf die Segla und auf den Mefjord. Am Sattel zwischen den beiden Bergen angekommen, genoss ich den Blick und ein Vesper. An der Flanke der Segla zum Fjord sah ich zwei Fischadler.
Nach der Wanderung fuhr ich zur Fähre nach Botnhamn. Ich musste 2,5 Stunden warten. Erst kochte ich einen Kaffee und aß etwas. Da ich mich wirklich schmutzig fühlte nach zwei Tage wild zelten und der Wanderung heute Morgen bei der Wärme und dem staubigen Weg, wollte ich mich waschen und entdeckte eine Dusche. Was für ein Fest! Frisch gewaschen inklusive Haare ging ich auf die Fähre.
Die Fähre von Botnhamn nach Brensholmen brauchte ca. 45 Minuten. Ich fuhr dann nach Sommarøy. Das ist eine Insel ganz in der Nähe des Fährterminals, welche man über eine Brücke erreicht und die bekannt für ihre weißen Sandstränden und das hellblaue Wasser dabei ist. Leider waren mittlerweile Wolken aufgezogen. Der blaue Himmel und die Sonne waren weg.
Im Sommarøy gibt es drei Campingplätze. Ich entschied mich für einen einfachen, ich hatte ja schon geduscht. In der Nähe dieses Campingplatzes hatte ich letztes Jahr Otter gesehen, was ein ganz besonderes Erlebnis war. Ich baute das Zelt direkt an einem dieser tollen Strände auf und aß etwas.
Nach und nach wurde der Wind stärker. Ich hatte mich schon fertig im Zelt eingerichtet und schaute dann auf die Wettervorhersage. Dort stellte ich fest, dass der Wind noch stärker werden würde und dass ich mit meinem Zelt am tollen weißen Sandstrand vollkommen ungeschützt war. Blöd! Erst dachte ich, was soll’s, ich bleibe. Dann fiel mir das Erlebnis vom letzten März ein. Wir waren nach Sommerøy gekommen, um den Sonnenuntergang zu sehen, Abend zu essen und danach Polarlichter zu schauen und zu fotografieren. Die ersten zwei Punkte klappten wie geplant, aber als wir uns einen Platz für die Polarlichter suchen wollten, merkten wir, dass ein Wind aufgekommen war. Der feine Pulverschnee wurde vom Wind aufgenommen und durch die Luft geblasen. Dadurch sahen wir im Auto fast nichts und auf der Straße entstanden Schneeverwehungen. Wir brachen im März die Polarlichter-Schau ab und fuhren nach Tromsö.
Ja und was machte ich heute? Ich packte meine Sachen und baute das Zelt ab. Der Wind blies mir das Zelt fast weg. Ich verließ die Inseln, fuhr in Richtung Tromsø und hoffte auf einen geschützteren Platz. Es war 19:00 Uhr. Kaum hatte ich die Inseln verlassen, sah ich auch noch ein Schild, dass werktags die kürzere Straße nach Tromsø zeitweise gesperrt sein wird. Außerdem kündigte sich noch Regen an. Die Situation war nicht ideal.
Ich brauchte drei Anläufe, um einen Platz zum Übernachten zu finden. Die erste Idee war der Sportplatz in Sjøtun, aber da war mehr Schotter als Gras. Die zweite Idee war ein Platz neben einem kleinen Schiffsanleger, aber da schlugen die Seeschwalben Alarm. Sie stießen Alarmschreie aus und flogen kleine Angriffe in meine Richtung. Da war klar, meine Platzwshl störte sie und ich akzeptiere dies.
Ich fuhr insgesamt ca. 20 km und fand dann einen Ort an einem anderen kleinen Schiffsanleger zum Übernachten. Dieser Ort liegt auch hinter dem Teil der Straße, der dann morgen gesperrt sein wird. Der Wind war etwas weniger, aber behinderte den Zeltaufbau trotzdem etwas. Aber am Ende stand ich gut, saß in meinem Zelt und draußen regnete es.