Cuenca gilt als eine der schönsten Städte von Ecuador und ja diese Stadt hat etwas und ab und an habe ich heute gedacht, diese Stadt könnte auch in Europa sein. Schöne Straßen mit schönen Kolonialhäusern, schöne Parks und alles wirkt irgendwie so aufgeräumt. Ich ließ mich etwas durch die Stadt treiben, trank Kaffee, genoss Kuchen, Säfte, Eis und gutes Essen. Es gibt hier in unmittelbarer Umgebung den Nationalpark Cajas, der zum Wandern einlädt. Ja aber ich kann mich noch nicht wieder zum Wandern motivieren. Außerdem ist das Wetter hier in Ecuador ganz anders als in Peru. In Peru war es in den Bergen immer schön. Es hatte immer blauen Himmel und Sonnenschein und am Meer gab es die dicke Wolken, die keinen Sonnenstrahl durchließen. Ich hatte gehört, dass es nördlich von Chiclayo eine Art Wetterlinie gibt, an der sich alles ändert, weil die weiter nördlich liegenden Gebiete viel näher am Äquator sind. Ja so war es dann auch. In Chiclayo war es dann schon sonnig, obwohl es recht nah am Meer liegt. Ja und hier in Cuenca, welches im südlichen Hochland von Ecuador auf 2530m liegt, gibt es keinen blauen Himmel, sondern meistens dicke graue Wolken, ab und an einen Regenschauer und dann wieder ein paar Minuten Sonnenschein. Ja und so konnte mich auch das Wetter nicht zum Wandern überreden. Aber Cuenca hat selbst auch einiges zu bieten. Aus Cuenca und seiner Umgebung kommt der Panama-Hut. Schon seit Mexiko weiß ich ja, dass der Panama-Hut nicht aus Panama kommt. Die Stadt Merida auf der Yuacatan-Halbinsel beansprucht ja für sich, dass aus ihr der Panama-Hut kommt. Ich hatte ja im September letzten Jahres Merida besucht und dort wird ein Hut aus Agaven-Fasern hergestellt, der dem Panama-Hut sehr ähnlich in seiner Elastizität und im Aussehen ist. Der Original-Panama-Hut kommt aber aus Ecuador und speziell aus Cuenca. Der Hut wird aus Fasern einer Palme gefertigt und Hüte wurden schon vor den Spaniern hier gefertigt. Als die Spanier kamen, wurden dann Hüte im europäischen Stil aber mit alten Methoden gefertigt. Diese wurden dann über den Panama-Kanal nach Europa transportiert und dabei blieb dann irgendwie der Name Panama an dem Hut hängen. Ich bin also heute in zwei Hut-Fabriken gewesen. Die Fasern der Palme werden von den Webern in Heimarbeit gewebt und die fertig gewebten Rohlinge werden an die Firmen verkauft. Bei den Webarbeiten unterscheidet man vier verschiedene Qualitätsstufen, die u.a. von der Stärke der verwendeten Fasern und auch von der Exaktheit der Weberei abhängen. Die höchste Qualitätsstufen hat ein Hut, der aus sehr feinen Fasern und sehr dicht gewebt wurde. Man sagt, dass man bei Regen nicht nass wird, wenn man so einen Hut auf dem Kopf hat. In der Fabrik wird aus dem Hutrohling in verschiedenen Stufen das Endprodukt hergestellt. Die eine Fabrik hat dabei über 80 Hutformen. Ein Hut kann von 15 USD von der geringsten Qualitätsstufe bis 500 oder 1000 USD von der höchsten Qualitätsstufe kosten. Ich hätte fast auch einen Hut gekauft, aber ich musste zum einen feststellen, dass beim Blick in den Spiegel ich mir mit Hut nicht gefiel und zum anderen, fragte ich mich, ob ich den Hut jemals aufsetzen würde. Diese Frage konnte ich so eindeutig mit Nein beantworten, dass ich ein paar Fotos machte und damit zufrieden war.
Nachdem man an Simón Bolívar, dem Führer der Unabhängigkeitsbewegung und -kriege gegen Spanien, in keinem Land in Südamerika vorbeikommt, habe ich nun ein Buch vom Literaturnobelpreisträger Gabriel García Marquez über Simón Bolívar entdeckt („Der General in seinem Labyrinth“). Simón Bolívar hatte die Idee, nach der Unabhängigkeit ein großes Land der in Südamerika von den Spaniern befreiten Länder zu gründen. Den Beginn dafür machte er mit der Gründung von Großkolumbien, zu dem das heutige Venezuela, Ecuador, Kolumbien, Panama und Teile von Guayana und Peru gehörten. Diese Idee fand keinen großen Anklang und scheiterte. Das Buch beginnt als Simón Bolívar als Präsident von Kolumbien zurücktritt und sein Ruhm verflogen ist. Es sind seine letzten Tage bevor er in Kolumbien stirbt. Die ersten Kapitel sind bisher sehr interessant.
Morgen geht es wieder ein Stück nach Norden, nach Baños, und es geht nun mit großen Schritten in Richtung Nordhalbkugel. Cuenca befindet sich 2,88 Grad südlicher Breite. Es sind also noch ca. 320km Luftlinie bis zum Äquator.
Hasta mañana Birgit