Wieder in den Lyngenalpen
Ich überlegte gestern, was ich heute machen soll. Bei schönem Wetter wollte ich in Tromsø bleiben, die Unterkunft wechseln und auf den Aussichtsberg gehen. Bei schlechterem Wetter war ich mir nicht sicher, aber ich würde vermutlich weiterfahren. Die Wolken hingen heute Morgen wieder tief, auch wenn die Vorhersage ein bisschen anders war. Irgendwie hielt mich dann auch nichts mehr in Tromsø. Okay dann auf nach Svensby.
Ich habe in Svensby schon mehrfach im Winter übernachtet und die Lyngenalpen, an derren Fuße Svensby liegt, sind einfach schön.
Da Rumhängen in einem Haus immer besser ist als in einem Zelt, buchte ich eine Hütte für 3 Nächte. Ab Samstag soll das Wetter sehr schön werden und so kann ich morgen und am Samstag wandern gehen.
Ich prüfte noch, wo auf dem Wege welche Supermärkte sind und wann sie geöffnet haben. Ich stellte fest, dass ich für drei Tage Essen brauchte und ging noch einmal in den Eurospar in Tromsø. Dieser Supermarkt lag nicht weit von meiner Unterkunft und in ihm gab es alles. Danach packte ich die Taschen und belud mein Fahrrad.
Es war erst 9:00 Uhr. Auf der Fußgängerzone waren kaum Menschen. Ich fotografierte die Domkirche, fuhr über die Brücke über den Tromsøysund und kam zur Eismeerkathedrale.
Mit dem Erreichen des Brückenendes kam ich wieder aufs Festland. Die letzten Tage eigentlich seit Bodø war ich immer auf Inseln unterwegs.
In die Eismeerkathedrale ging ich heute nicht, ich machte nur ein Foto.
Der Radweg führt die ersten Kilometer durch Wohngebiete immer parallel zur E8, einer größeren Fernverkehrsstraße. 6 km musste ich auf der E8 fahren. Es war okay, aber ich war froh, als wieder ein Radweg begann.
Dann führte der Radweg durch ein Hochtal, das Breivikeidet. Die Wolken hingen weiterhin tief, so dass ich die hohen Berge (etwa 1500 m hoch) am Rande des Tales nicht sah. Laut einer Tafel gibt es in diesem Tal große Populationen von Rentieren und Elchen. Ich habe wirklich in alle Richtungen Ausschau gehalten, aber ich sah keine Rentiere und auch keine Elche.
Bis zum Fährterminal in Breivika waren es 50 km. Als ich ankam, stand eine Fähre zum Abfahren bereit und auf der Anzeigetafel stand „Abfahrt in 1 Minute“. Ich fuhr auf die Fähre und los ging’s. Die Überfahrt dauerte etwa 40 Minuten. In dieser Zeit unterhielt ich mich mit einem Holländer, der ebenfalls zu Hause mit dem Rad gestartet ist und ans Nordkap möchte. Ihn hatte ich bisher nicht getroffen, was mich nicht wundert. Er hat einen Tagesfahr-Durchschnitt von 100-120 km. Das schaffe ich nicht und das möchte ich auch nicht schaffen.
Während unseres Gespräches schaute ich immer wieder auf den Fjord und entdeckte Vögel. Beim näheren Hinschauen stellte ich fest, dass im Wasser Papageientaucher schwammen. Das hatte ich nicht erwartet. Wie schön!
In Svensby angekommen war es nicht mehr weit bis zu meiner Hütte. Ich ruhte etwas aus und aß zu Mittag. Die Sonne kam dann doch etwas durch die Wolken hervor. Bis dahin war es relativ kühl. 12° sagte der Holländer auf der Fähre. Mit der Sonne wurde es etwas wärmer und ich ging runter zum Fjord.
Hier liegt auch ein kleines Heimatmuseum. Ich hatte die Häuser im Winter schon gesehen und heute entschied ich mich, das Museum zu besuchen. So klein ist das Museum gar nicht. Ein früherer Besitzer und Bewohner der alten Häuser hat irgendwann angefangen, alte Sachen zu sammeln. Nach seinem Tode 1975 wurde das Haus zum Museum. Man kann die alten Häuser besichtigen, es ist beschrieben, wofür welche Häuser genutzt wurden. Werkzeuge sind ausgestellt. In einem weiteren Haus erfährt man etwas über das Leben der Fischerfarmer. Diese Bezeichnung „Fischerfarmer“ sagt aus, wovon die Menschen hier lebten: vom Fischen und von der Landwirtschaft. Auch über die Region, über den Fischfang und über die Besiedlung gibt es Informationen. So klein wie das Museum von außen wirkt, ist es am Ende das größte seiner Art in ganz Norwegen. Die Sammlung, die Alf Gamslett begonnen hat, ist einmalig. Mehr Informationen hier: https://ntrm.no/gamslett/?lang=en
Danach lief ich zum kleinen Hafen. Hier angelten einige Menschen. Einer von ihnen hatte heute viel Glück, es lagen mehrere Lachsseiten auf dem Verarbeitungstisch.
Die Lachse in Norwegen sind übrigens durch einen Parasiten bedroht. Der Lachsparasit Gyrodactylus salaris ist in vielen norwegischen Flüssen. Die Flüsse sind entweder gesund, infiziert oder nach Behandlung noch nicht wieder als gesund eingestuft. In den Nachbarländern ist der Infektionsstatus der meisten Gewässer unbekannt. Das heißt u.a., dass Angelgeräte desinfiziert werden müssen und es ist nicht erlaubt, Fische von einem Gewässer in ein anderes umzusetzen.
Jetzt habe ich meinen Blog geschrieben und werde wohl noch mal zum Fjord runtergehen.