Von Huaraz nach Trujillo und Trujillo

Ich nahm also gestern Abend den Bus 21:40 von Huaraz nach Trujillo. Der Bus fuhr von Huaraz direkt Richtung Westen also Richtung Meer. Die Strecke nach Casma führt über den Pass Punta Callán (4622m) und soll wunderschön sein. Von der Schönheit der Landschaft sah ich wegen der Nachtfahrt leider nichts, dafür sah ich nun zum dritten Mal den Roland Emmerich Film „Whites House Down“ im Bus. Ich glaube, jetzt kenne ich ihn auswendig. Ich hatte nur noch einen Sitzplatz in der Kategorie Semi-Cama für den Bus bekommen, aber hatte glücklicherweise noch einen Platz in der ersten Reihe erwischt. So konnte ich meine Beine zum Schlafen höher legen, was sehr angenehm ist und perfekt fürs Schlafen ins. Ich schlief also recht gut. Meine Sitznachbarin stieg schon in Chimbote aus und so hatte ich noch zwei Stunden zwei Sitze zum Schlafen. Der Bus kam kurz vor 5:00 in Trujillo an. Ich hatte etwas gehofft, dass der Bus Verspätung haben würde, hatte er aber nicht. Wir schon geschrieben, hatte mir mein Hostel geraten bis 6:30 am Busterminal zu warten und dann zum Hostel zu fahren. Es wäre sicherer. Der Bus kam am neuen Busterminal von Trujillo an, welches noch nicht 100% genutzt wird. Ich setzte mich also in den Wartesaal und als ich sah, dass eigentlich der halbe Bus egal ob Touristen oder Einheimische es genauso machten, war ich beruhigt. Ich hatte mir aus Huaraz die aktuelle Monatsausgabe der englischsprachigen Zeitung „The Huaraz Telegraph“ mitgebracht und lass diesen nun. Die Artikel in der Zeitung waren recht interessant und so verging die Zeit schnell. Kurz vor 6:30 nahmen die ersten Mitreisende ein Taxi und auch ich nahm ein Taxi zum Hostel „Munay Wasi“. Die Fahrt dauerte etwas, da das neue Busterminal recht weit außerhalb der Stadt ist. Das Hostel ist eher ein Gästehaus bzw. ein B&B als ein Hostel. Ich wurde schon erwartet und nach einer kurzen Einweisung, wo alles im Hostel ist und wie ich zu den umliegenden archäologischen Stätten komme, konnte ich mein Zimmer beziehen. Ich war nicht wirklich müde und so frühstückte ich gemütlich. Mit der Besitzerin und mit anderen Gästen aus Chile und Deutschland unterhielt ich mich und wieder verging die Zeit schnell, so dass es Zeit wurde, die Gegend zu erkunden. Zuerst kaufte ich mir in der nahegelegene Busstation von der Busgesellschaft Emtrafesa ein Busticket für morgen nach Chiclayo. Dann wollte ich mich heute eigentlich gemütlich in einen Bus von einer Tour setzen und mich durch die Gegend fahren lassen, bei den archäologischen Stätten aussteigen und diese genießen und dann weiterfahren. Dies wäre die einfache Möglichkeit gewesen, die Gegend zu erkunden. Aber als ich heute morgen ankam, drückte mir die Besitzerin des Hostels einen Zettel in die Hand und beschrieb auch selbst, wie man mit den öffentlichen Bussen zu den archäologischen Stätten kommt. Also bin ich heute viel Bus gefahren.

Zuerst ging es mit dem Bus Huanchaco „B“ nach Chan Chan. Der Busfahrer ließ mich an der richtigen Stelle aussteigen und dann sah ich erst einmal nur Sand, Berge, Steine. Beim genaueren Betrachten sah ich, dass diese Berge Strukturen haben bzw. sind. Ja es sind Mauern der ehemaligen Stadt Chan Chan. Chan Chan war einst die Hauptstadt des Chimú-Reiches. Chan Chan ist die größte vorkolumbianschen Stätte von Nord-, Mittel- und Südamerika. 60000 Menschen sollen einst in der Stadt gelebt haben. Die Chimú gab es zwischen 850 und 1550 hier in diesem Gebiet. Chan Chan wurde ca. 1300 aus Lehmziegeln gebaut. Chan Chan gilt als größte Lehmziegelstadt der Welt. Es gibt 11 Burgen in Chan Chan und genau eine wurde ausgegraben und teilweise restauriert. Von den anderen sieht man nur Bruchstücke und Hügel in der Landschaft. Durch heftige Regenstürme und El Niño wurden die ehemals hohen Mauern und Häuser zerstört. Von der Hauptstraße muss man ca. einen Kilometer laufen, um zum sogenannten Tschudi-Komplex kommt. Nach der Zahlung des Eintrittspreises stand ich kurz später im riesigen Hof des sogenannten Palastes Nikon-an. Wunderschön und ich stand allein da drin. Alle vier Wände sind mit dem gleichen einfachen aber schönen Relief verziert. Ich ließ mich durch den Palast mit seinen Räumen für rituelle Handlungen und anderen Räumen treiben. Es war sehr schön und dabei ist nur ein kleiner Teil der Stadt bisher ausgegraben. Es gibt zwar aktuell auch Ausgrabungsarbeiten, aber unklar ist, ob man je die ganze Stadt ausgraben wird. Ich glaube nicht, schwer beeindruckt, ging ich zurück zur Hauptstraße und nahm den Bus der gleichen Linie nach Huanchaco.

Huanchaco war einst ein verschlafenes Fischerdorf und ist nun Surfparadies. Da aktuell ja Winter ist und ich wieder am Meer bin, gibt es hier wieder die dicken dunklen Wolken am Himmel. Diese lassen Huanchaco etwas trist erscheinen. Am Strand sind kaum Leute, im Wasser gibt es ein paar Surfer. Huanchaco ist bekannt dafür, dass die hiesigen Fischer Boote aus Stroh benutzen, die schon auf den Keramiken der Chimú abgebildet sind. Also machte ich mich auf die Suche nach diesen Booten. Ich fand sie recht leicht, sie standen am Strand, wo sie neben Fischernetzen und anderen Utensilien zum Fischfang auf die nächste Ausfahrt warteten. Danach hatte ich ein wenig Hunger und habe in einem Café einen Früchtesalat gegessen. Ich konnte wählen, ob ich eher aus süßen Früchten haben möchte oder eher etwas säuerlich. Es kam ein super Früchtetsalat, der genial aussah und auch so schmeckte. Der Salat wurde von der Köchin mit mir und ohne mich fotografiert. Sie war wohl auf ihr Werk auch recht stolz. Der Früchtesalat war ein Mix aus frischem Ober und getrockneten Obst.

Mit der Buslinie „B“ ging es wieder zurück nach Trujillo. Ich lief dann quer durch die Innenstadt, um einen Bus Richtung „Campiñe de Moche“ (Buslinie „M“) zu nehmen. 30 Minuten später stand ich vor der Huacas de La Luna und war recht beeindruckt. Die Huacas del Sol und de la Luna wurden ca. 600 von den Moche gebaut. Die Moche gab es zwischen 200 v.C. bis 850. Sie haben hier im fruchtbaren Tal des Rio Moche gewohnt und neben ihrem Ort zwei Pyramiden je aus vielen Millionen Lehnziegeln gebaut. Die Huacas de la Luna gilt als größte vorkolumbianschen Einzelstruktur in Peru. Die Pyramiden folgen keinem natürlichen Hügel, sie sind vollständig aus Lehmziegeln. An ihnen wurde wohl 600 Jahre gebaut. Im modernen Museum sieht man ca. 500 Keramiken lt. der Eigenwerbung des Museums und gut aufbereitet die Geschichte der Moche, der Huacas und der Stadt hier im Flusstal. Dur Huaca del Sol ist wohl eine normale Pyramide, in der Huaca de la Luna sind Räume, Plätze und Gräber gefunden wurden. Besonders sind die farbigen Friese, die erhalten geblieben sind, da man über dem alten Tempel, wie die Pyramide eher genannt wird, einen neuen Tempel errichtet hat. Beeindruckend ist auch die Nord-Fasade, diese hat mehrere Stufen, die ebenfalls verziert sind. Und auch hier stand ich allein vor der ca. 20m hohen Reliefwand. Dies war recht beeindruckend. Ich nahm dann eine Bus zurück nach Trujillo.

In Trujillo bin ich geschwind vor Sonnenuntergang auf die Plaza del Armas, die wunderschön mit ihren farbigen Kolonialhäusern und der gelben Kathedrale ist. Da die Sonne es heute am späten Nachmittag durch die dicken Wolken geschafft hat, wurde die Plaza del Armas in schönes Licht gehüllt.

Ein toller Tag geht zu Ende. Die Besitzerin des Hostels hat mir noch eine ganz spezielle und für den Norden von Peru eine ganz typische Pferdeschau empfohlen. Dorthin habe ich es heute nicht mehr geschafft. Bei dieser Show tanzt eine Frau mit einem Mann, der auf einem Pferd sitzt und eigentlich tanzt die Frau mit den Pferd. Klingt irgendwie komisch. Na vielleicht ergibt sich noch einmal die Gelegenheit, so eine Pferdeschau zu sehen.

Mir fallen jetzt vor Müdigkeit die Augen zu…

Hasta mañana Birgit