Meine letzte mehrtägige Wanderung auf meiner Reise ist der Santa Cruz Trek in der Cordillera Blanca, den ich die letzten vier Tage gelaufen bin. Es war wieder eine Wanderung durch eine traumhaft schöne Landschaft, aber sie war auch anstrengend. Aber ich will alles der Reihe nach berichten.
Santa Cruz Trek Tag 1
Bus: von Huaraz (3091m) nach Cashapampa (2900m)
Wanderung: von Cashapampa (2900m) nach Llamacorral (3760m), 12,9km, 4:45h
Der Wecker klingelte 5:30 und um 6:00 wurde ich und zwei Südkoreaner vom Hostel abgeholt. Wir fuhren kurz bis zur Innenstadt, wo wir den Rest der Gruppe trafen. Wir waren 10 Leute: das Paar aus Südkorea, 2 Frauen und ein Priester aus Polen, 3 aus Kanada, eine Schweizerin und ich. Wir alle hatten diese Wanderung bei Galaxia Expeditions gebucht. Das Gepäck und unsere Rucksäcke wurden auf den Minibus verstaut und 6:30 verließen wir Huaraz. Wir fuhren bis Yungay und dort hatten wir die Möglichkeit zum Frühstück. Ich hatte zwar extra etwas für das Frühstück gekauft, aber die Sachen waren in meinem Rucksack und der war auf dem Dach des Auto und da wir noch nicht am Ziel unserer Fahrt waren, kam ich an das Essen nicht ran und entschloss mich in dem kleinen Restaurant zu frühstücken. Diesen Entschluss sollte ich im Laufe des Tages noch mehrmals bereuen, denn irgendwie ist das Frühstück mir nicht bekommen und mir war den ganzen Tag irgendwie schlecht und in meinem Bauch rumorte es. Das Frühstück war nicht einmal gut. Die zwei Brötchen waren hart, die Butter war so, dass ich sie nicht anrührte, das Rührei war sehr fettig und der Kaffee war braunes dünnes Wasser. Naja manchmal hat man eben Pech. Von Yungay ging es dann nach Cashapampa in die Berge. Das ganze Gepäck wurde abgeladen und dann warteten wir wie bestellt und nicht abgeholt. Es gab einfach keine Informationen. Es stellte sich dann heraus, dass die Frau, die mit im Bus saß, unser Guide war. Sie war sehr nett, aber sie war auch etwas schüchtern und sprach recht wenig. Als wir sie dann kannten, konnten wir uns darauf einstellen. 10:30 ging es los. Die Sonne schien und es war warm. Zuerst mussten wir 65 Soles als Eintritt für den Nationalpark Huascarán bezahlen. Dann liefen wir in das Tal Santa Cruz und immer einen Berghang, der in der Sonne lag, entlang. Die Landschaft war wunderschön, aber ich merkte nach den ersten Schritten, dass dies nicht mein Tag war. Meine Beine waren schwer, ich fühlte mich müde, die Eier vom Frühstück meldeten sich immer wieder und in meinem Bauch rumorte es. Ich lief sehr langsam. Wir machten immer wieder Pausen. Bei dieser Wanderung wurde zum Mittagessen nicht gekocht. Es gab am Morgen ein kleines Lunchpaket mit einer Banane, einem Brötchen, Keksen und einem Schokoriegel. Gegen 15:15 kamen wir an dem Zielort für den ersten Tag an, dem Zeltplatz Llamacorral auf 3760m. Wir mussten über eine Stunde warten, bis die Esel und Pferde mit dem Gepäck ankamen. Irgendetwas muss da schief gelaufen sein in Cashapampa, unserem Start, denn normalerweise sind die Esel und Pferde mit dem Gepäck viel schneller als wir Wanderer. Die Tiere trugen die Zelte, das Essen, die Schlafsäcke und Isomatten sowie unsere Sachen. Wir konnten 5kg zum Tragen durch die Tiere abgeben. Nach der Ankunft der Sachen bauten wir gemeinsam die Zelte auf. Es gab 2 Zelte für 3 Leute und 2 Zelte für 2 Leute, ein Essenszelt, ein Kochzelt und ein Toilettenzelt. Es gab zwar auf dem Zeltplatz ein Haus mit Toiletten, aber dieses hatte keine Wände und Türen und die Toiletten waren vier Löcher im Boden. Das Toilettenzelt war zwar auch nur ein Zelt um ein Loch im Boden, aber es konnte wenigstens nicht jeder zu schauen. Im Essenszelt war es recht spartanisch. Ein Tisch von der Größe 0,50mx1,00m musste für uns zehn Leute reichen und jeder saß auf einem kleinen Campinghocker ohne Lehne. Es war also recht eng und außerdem war alles eine sehr wacklige Angelegenheit, aber es war meistens recht lustig dort drin. Da wir recht spät mit dem Aufbau fertig waren, war es zu spät zum Waschen im Fluss, also fiel dies aus. Eine andere Möglichkeit zum Waschen als den Fluss gab es auf dem Zeltplatz nicht. Es gab irgendwann heißen Tee, Kakao und Kaffee. Bei Tee gibt es in Peru nicht sehr viel Auswahl. Es gibt eigentlich immer Kamille-, Zimt-Nelken- und Koka-Tee. Gegen 19:00 gab es Abendessen. Zuerst gab es eine Nudelsuppe, die meiner Ansicht nach sehr schlecht war, da es irgendwie nur das Nudelwasser mit Nudeln war. Ich aß nicht und ich merkte eh, dass ich nichts essen konnte, da es mir immer noch schlecht ging. Ich habe dann das Abendessen verlassen und bin direkt ins Bett. Ich teilte mir das Zelt mit der Schweizerin. Das Zelt war ok, aber regnen hätte es nicht dürfen, dann wären wir nass geworden. Mein Schlafsack war warm, trotzdem hatte ich Socken, Hose, ein kurzärmliges T-Shirt und eine dünne Fleecejacke an. Die Isomatte war keinen Zentimeter dick und außerdem war der Boden recht uneben unter mir. Ich erwartete nicht, dass ich gut schlief in dieser Nacht, aber ich hoffte, dass es mir am nächsten Morgen besser gehen würde.
Santa Cruz Trek Tag 2
Wanderung: von Llamacorral (3760m) nach Taullipampa (4250m), 14,7km, 8:15h
6:00 wurden wir durch unseren Guide geweckt und bekamen an den Schlafsack eine Tasse Kokatee gebracht. Ich war total froh, dass es mir wieder gut ging und dass ich Hunger hatte. 6:30 war Frühstück. Es gab Brötchen, Marmelade, Butter und ein richtig gutes Rührei. Ich hatte mir Leberwurst für das Früchstück am ersten Tag gekauft, da ich diese ja nicht gegessen hatte, konnte ich mein Brötchen mit Leberwurst essen und die Leberwurst reichte sogar noch für die nächsten Tage zum Frühstück. Dies war für mich natürlich perfekt, denn so musste ich nicht süß zum Frühstück essen. Die Sonne wärmte schon während des Frühstücks. Wir starteten ca. 7:45. Es ging kaum bergan. Wir kamen an der Lagune Jatuncocha und an einem sandigen großen Flusstal vorbei. Unterwegs trafen wir andere Wanderer, die teilweise auch den Santa Cruz Trek liefen, aber auch einige Wanderer, die einen der Berge der Cordillera Blanca besteigen wollten. Die Berge hier sind alle so knapp unter oder über 6000m hoch. Es waren auffallend viele Kanadier unterwegs. Fürs Mittagessen hatten wir wieder ein Lunchpaket bekommen. Diesmal war ein Brötchen, eine Mandarine, Waffeln und Kekse drin. Wir hatten kurz vorm Mittag den Aufstieg zum Tal Arhueycocha begonnen. Dies ist ein Seitental des Santa Cruz Tales, in welches man für einen Abstecher zur Laguna Arhueycocha machen kann. Nach dem ersten Aufstieg machten wir Pause und hatten einen gigantischen Blick auf die Berge um uns herum. U.a. auf den 6025m hohen Artesonraju. Diesen Berg haben wir alle schon Hunderte Male gesehen. Es ist der Berg, den die Filmgesellschaft Paramount als ihr Markenzeichen gewählt hat und der in jedem Film von Paramount im Vorspann zu sehen ist. Ich hätte nicht gedacht, dass der Paramount-Berg ein echter Berg ist. Im Paramount-Vorspann ist der Berg aber wohl von der anderen Seite zu sehen, aber wenn man sich die Fotos anschaut, erkennt man den Berg auch von der Rückseite. Nach der Mittagspause liefen wir ohne Rucksäcke zur Laguna Arhueycocha. Nach einer Stunde waren wir dort und es war wunderschön, aber auch recht kalt. Das Wasser der Laguna schimmerte türkis und kleine Eisberge vom Gletscher des Pucarashta (5450m) schwammen in ihr. Nach ein paar Fotos liefen wir zurück zu dem Rastplatz, an dem wir unsere Rucksäcke gelassen hatten. Zwei aus unserer Gruppe wollten den Abstecher (hin und zurück 6,6km) nicht gehen. Sie passten auf unsere Rucksäcke auf. Den ganzen Tag hatten wir blauen Himmel und Sonne, aber auf unserem Abstecher zur Lagune Arhueycocha war der Himmel mit Wolken bedeckt. Wir liefen dann noch ca. eine Stunde bis zum Zeltplatz Taullipampa, an dem wir ca. 16:00 ankamen. Heute waren alle Zelte schon aufgebaut. Die einzige Möglichkeit zum Waschen war auch auf diesem Zeltplatz der Fluss. Das Wasser war kalt aber sehr erfrischend. Den heißen Nachmittagstee bzw. -kaffee gab es mit Chips und Guacamole. Zum Abendessen gab es gegen 19:00 eine Gemüsesuppe, die wesentlich besser war als die Suppe vom Vortag und dann gab es Reis mit Lomo Saltado. Lomo Saltado ist ein typisches Essen mit Fleisch, Zwiebeln, etwas Gemüse und Kartoffeln. Der Koch hatte erzählt, dass er auch Sänger ist und so sang er nach dem Essen für uns. Wir saßen also in unserem kleinen Essenszelt um unseren Minitisch mit Kerze herum, unser Guide stand dabei und unser Koch sang Lieder in Spanisch und in Quechua. Irgendwie war es eine ganz besondere Stimmung. So gegen 21:00 gingen wir in unsere Zelte. Wir erwarteten eine kalte Nacht.
Santa Cruz Trek Tag 3
Wanderung: von Taullipampa (4250m) nach Huaripampa (ca. 3800m), 12km, 7:45h
Höchster Punkt: Punta Union (4750m)
Auch am dritten Tag wurden wir 6:00 geweckt und bekamen eine Tasse Kokatee an den Schlafsack. Es war wirklich kalt in der Nacht, aber mein Schlafsack war gut. Ich hatte aber trotzdem Socken, Hose, ein langärmliges T-Shirt und eine dünne Fleecejacke an. Frühstück war wieder 6:30 und es gab dieses Mal Müsli und Joghurt sowie in der Pfanne getoastetes Brot. 7:50 liefen wir los, vorher sangen wir für eine der Kanadierinnen ein Geburtstagsständchen zum 21.Geburtstag. Ja ich war wieder die Älteste in der Gruppe und die Nächstjüngeren waren 38 und 34. Es schien zwar die Sonne, aber es war recht kalt. Ich hatte zwei Fleecejacken und die Regenjacke sowie Handschuhe an und Mütze auf. Ich wartete auf den Moment, wo es mir warm werden würde und es war klar das dieser Moment kommen würde, denn es lag ein 2-3 stündiger Aufstieg zum Pass Punta Union, der 4750m hoch ist, vor uns. Langsam aber stetig erklomm ich den Aufstieg und nach 2:15h war ich oben. Die Landschaft war gigantisch, es gab tolle Wolkenformationen und wir passierten die Laguna Taullicocha. Sehr sehr schön. Der letzte Zeltplatz hieß ja Taullipampa und die Laguna hieß Taullicocha. Der Berg oberhalb der Laguna heißt Taulliraju. Dies sind alles Namen in Quechua. Pampa bedeutet Platz, Cocha See und Raju Berg. Taulli (gesprochen Tauschi) ist die blaublühende Blume, die wir schon überall entlang des Weges gesehen hatten. Wir genossen den Blick vom Pass. Die Sonne schien noch. Wir blieben recht lang oben auf dem Pass, da die Südkoreaner sehr langsam waren, da er krank war und sie ihre erste längere Wanderung machte. Er musste einen Teil des Aufstiegs mit dem Pferd bewältigen und hatte auch noch Pech, dass er vom Pferd fiel. Glücklicherweise hat er sich dabei nicht verletzt. Da die beiden dadurch noch langsamer waren, lief unser Guide mit ihnen und unser Koch wurde der Guide für den Rest der Gruppe. Als wir die Passhöhe verließen, waren dicke Wolken aufgezogen und es war recht kühl geworden. Ab ca. 11:00 stiegen wir ins Tal Huaripampa ab. Unterwegs machten wir wieder unsere Mittagspause und aßen den Inhalt unseres Lunchpakets (Brötchen, Orange, Kekse, Schokoriegel). Gegen 15:30 hatten wir den Abstieg geschafft und erreichten den Zeltplatz Huaripampa. Wir waren wieder durch schöne Landschaft gewandert, aber es fehlte etwas die Sonne. Die Wolken umhüllten die Berggipfel. Auch auf letzten Zeltplatz war der Fluss die einzige Waschmöglichkeit. Ich hatte die Idee, in dem Fluss zu baden, aber als ich mit den Füßen drin stand, fand ich die Idee gar nicht mehr so gut, da das Wasser wirklich eiskalt war, also wusch ich mich nur im Fluss. Den heißen Tee bzw. Kaffee am Nachmittag gab es dieses Mal mit Unmengen von Popcorn. Dies fand natürlich bei allen großen Beifall. Gegen 19:00 gab es Abendessen und diesmal gab es eine Nudelsuppe und dann Spaghetti mit Tomatensauce. Beides war ganz gut. Für die Kanadierin sangen wir noch Geburtstagsständchen in allen uns zur Verfügung stehenden Sprachen. Gegen 21:00 gingen wir wieder schlafen.
Santa Cruz Trek Tag 4
Wanderung: von Huaripampa (ca. 3800m) nach Vaqueria (3700m), ca. 8km, 2:30h
Bus: von Vaqueria (3700m) nach Huaraz (3091m), 4h
Heute gab es 7:30 Frühstück und wir wurden nicht mit Kokatee geweckt. Da alle aber irgendwie auf das Wecken warteten und es kein Wecken gab, frühstückten wir erst gegen 8:00. Ich selbst konnte nicht mehr liegen und war schon kurz nach 7:00 aufgestanden. Falls ich nicht gewusst hätte, dass ich keine 18 Jahre alt mehr bin, heute hätte ich es gespürt. Die letzten drei Nächte auf der dünnen Isomatte haben Spuren auf meinem Rücken hinterlassen. Er schmerzt. Jedes Drehen war in der letzten Nacht eine Qual. Ja und da ich mich kaum drehte, waren meine Knie recht steif und zusätzlich durch den langen Abstieg gestern, schmerzten auch sie. Heute morgen fühlte ich mich alt. Zum Frühstück gab es heute Pancakes. Auch dies fand wieder großen Beifall. Da der heutige Weg recht kurz war, war keine Eile notwendig. Gemütlich gegen 9:00 liefen wir los. Es war stark bewölkt. Der Weg führte leicht bergab im Tal Huaripampa. Wir kamen an Häusern vorbei, in denen u.a. Meerschweinchen gehalten wurden oder Mais und Felle getrocknet wurden. Kurz vor Ankunft in Vaqueria mussten wir noch einmal einen steilen Aufstieg meistern und dann hatten wir es geschafft. Ca. 11:30 waren wir in Vaqueria. Wir warteten auf unseren Bus zur Rückfahrt und es war Zeit für den Inhalt unseres heutigen Lunchpakets (Brötchen, Kekse, Waffeln). Der Bus brachte Wanderer aus Huaraz mit, die den Santa Cruz Trek heute Vaqueria beginnen würden. Den Santa Cruz Trek kann man in beide Richtungen gehen. Nachdem das ganze Gepäck wieder auf dem Minibus verstaut wurden war, fuhren wir ca. 12:30 in Vaqueria los. Kurz vorher gab es ein paar Regentropfen. Eine Schotterpiste führte 41km bis nach Yungay zur Hauptstraße, die nach Huaraz führt. Es ging noch einmal über einen Pass, den Portachuelo de Llanganuco Pass (4767m), von dem wir einen tollen Blick über und in das Tal Llanganuco mit seinen zwei Seen hatten. Auf dem Pass gab es auch ein paar Schneeflocken. Gegen 16:30 kamen wir in Huaraz an. Wir nahmen voneinander Abschied. Wir hatten schöne vier Tage miteinander verbracht und waren eine recht gute Gruppe gewesen. Ich hatte etwas Hunger und ging zuerst ins Café Andino. Es gab für mich Vanille-Eis mit Kaffee und einem Salat mit Früchte, Müsli und Yoghurt. Danach ging ich ins Hostel Akilpo, in dem ich für die nächsten zwei Nächte ein Zimmer reserviert hatte. Die Dusche war eine Wohltat und ich freue mich schon auf die Nacht und das Bett, dies wird auch eine Wohltat nach den letzten drei Nächten im Zelt.
Der Santa Cruz Trek hat mir sehr gut gefallen. Die Landschaft der Cordillera Blanca ist gigantisch. Dies war aber auch mein letzter mehrtägiger Trek auf meiner Reise. Es gibt hier in der Cordillera Blanca, wie ich ja auch schon geschrieben habe, noch sehr viele Wandermöglichkeiten. Einer der Brüder, die das Hostel Akilpo betreiben, meinte, dass man hier ein Jahr mit Wandern und Klettern verbringen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich hier nicht das letzte Mal gewesen bin, aber auf dieser Reise werde ich keine Wanderung mehr machen. Morgen ist Ausschlafen und Nichtstun angesagt.
Hasta mañana Birgit