Ich hatte vorgestern nach der Ankunft in Nazca einen Flug über die Nazca-Linien gebucht. Ich bin dabei einfach der Empfehlung vom Lonely Planet gefolgt und habe die Fluggesellschaft AeroParacas gewählt. Die Fluggesellschaften hier in Nazca haben nicht den besten Ruf. Vor Jahren kam es hier zu Flugunfällen, aber seit dem wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. AeroParacas bietet zwei verschiedene Flüge an, einen für dreißig Minuten und einen für eine Stunde. Dreißig Minuten ist der Standardflug, bei dem man 12 Geoglyphen also 12 Bilder auf der Nazca-Ebene sieht. Beim Flug über eine Stunde sieht man 20 Geoglyphen und auch welche, die sich in der Region ringsum Palpa befinden. Diese Geoglyphen hat man erst später entdeckt. Ich war zwar am einstündigen Flug interessiert, entschied mich aber dann für den dreißigminütigen Flug und sollte auch recht froh darüber im Nachheinein sein. Da es mir ja vorgestern nicht so ganz super ging nach der Busfahrt, sagte ich dem Angestellten, dass ich kurz über sein Angebot nachdenken müsste, da mir irgendwie der Kopf schwirrte. Ich wollte gar nicht über den Preis verhandeln, aber er verstand es so und reduzierte den Preis. Na gut Nein sagte ich zu der Preisreduzierung auch nicht. Also buchte ich für 245 Soles also 65 Euro den Flug.
Ich wurde gestern morgen 7:50 abgeholt und dann fuhren wir zum Flughafen von Nazca. Mit mir im Bus saß eine Argentinierin und auf der Rückfahrt vom Flughafen war noch eine Familie aus Argentinien mit im Bus. Alle trugen sie das blau-weiß gestreifte T-Shirt der argentinischen Mannschaft. Auf dem Flughafen mussten wir eine Flughafengebühr von 25 Soles bezahlen. Nach dem Einchecken und der Sicherheitskontrolle warteten wir kurz und dann ging es los. Wir waren vier Passagiere und zwei Piloten. Neben der Argentinierin und mir flog noch ein Paar aus Dänemark mit. Der Flughafen in Nazca ist klein und nur für kleine Flugzeuge ausgelegt. Ja und dann ging es los und es ging auch alles ganz fix, da ja dreißig Minuten auch nicht lang sind. Nach einem kurzen Flug zur Ebene mit den Geoglyphen ging es im Minutentakt, dort sieht man dieses Bild und dort jenen. Der Pilot flog immer so, dass erst die Passagiere auf der einen Seite das Bild sahen und dann die Passagiere auf der anderen Seite. D.h. er flog so, dass einem richtig schlecht werden konnte. Glücklicherweise waren die Geoglyphen so beeindruckend, dass mir nicht während des Fluges schlecht wurde. Aber leider ging auch alles sehr schnell und man brauchte auch etwas Zeit, um die Bilder wirklich auf dem Boden zu finden, da die Nazca-Linien sich auch überlagern und auch teilweise zerstört sind. So geht z.B. mitten durch den Schwanz des Leguan die Panamericana. Eigentlich unglaublich, dass damals so rücksichtslos mit den Bilder umgegangen wurde und sie so zerstört wurden. Es ist der Dresdnerin Maria Reiche wohl sehr viel zu verdanken, dass hier diesbezüglich irgendwann umgedacht wurde. Sie verbrachte mehr als 50 Jahre hier und hat ihr Leben der Erforschung der Nazca-Linien gewidmet. Ja und dann waren die dreißig Minuten auch schon um. Wir landeten und mir ging es nicht wirklich gut und davon sollte ich mich den ganzen Tag auch nicht wirklich erholen.
Zurück in Nazca wollte ich mich erkundigen über eine Tour zum Chauchilla Friedhof, der ca. 30 km außerhalb von Nazca liegt. Ich ging in eine Reiseagentur. Als ich sagte, dass ich aus Deutschland käme, hatte ich das Gefühl, der Angestellte will gleich auf die Knie fallen und sich vor mir niederwerfen. Ich habe doch gar nicht das Fußballspiel gewonnen, ich war doch auch nur Zuschauer. Aber dies zählte heute nicht, so bald ich heute sagte, dass ich aus Deutschland war, wurde ich bewundernd angeschaut. Nachdem der Angestellte nicht auf die Knie gegangen war, mir aber zu dem Sieg der deutschen Mannschaft gratuliert hat, sagte er mir, dass es zwei Touren gibt zu dem Friedhof, eine 11:00 und eine 14:00. Die Tour 11:00 wäre nicht mehr möglich, aber 14:00 würde er organisieren können. Ich zögerte, da ich ja das Fußballspiel Holland gegen Argentinien sehen wollte und dies sagte ich ihm auch und dann organisierte er doch eine Tour für 11:00 für mich. Hätte Deutschland nicht so gewonnen vorgestern, wäre dies vielleicht heute nicht geschehen. Super, so hatte ich noch Zeit zum Frühstücken. Ich hoffe, dass es mir nach dem Frühstück besser gehen würde. Mir ging es nicht super aber besser.
11:00 startete meine Tour und es war eine private Tour. Ich hatte 40 Soles also 10 Euro bezahlt und saß 11:00 in einem schönen Auto mit einem Fahrer. Der auch gleichzeitig mein Guide war. Ok, warum nicht. Wir fuhren Richtung Süden zum Chauchilla Friedhof. Der Friedhof ist ca. 2km lang und 500m breit und wurde von der Ica-Chinca-Kultur ca. um 1000 nach Christus genutzt, welche hier am Fluss in der Wüste lebte. Es ist nicht das gleiche Volk, welches die Nazca-Linien erstellt hat. Alle Menschen der Ica-Chinca-Kultur wurden nach ihrem Tod mumifiziert. Es wurden Organe und Gehirn entfernt und die Menschen wurden in eine Embryoposition gebracht und mit Kleidung und Schafswolle eingewickelt und in Gräber mit Blick nach Osten gesetzt. Die Menschen glaubten an eine Wiedergeburt. Der Friedhof fiel schon in früheren Zeiten Grabräubern zum Opfern. Heute kann man einige Gräber besichtigen. Man sieht Mumien von Frauen, Männern und Kindern sowie Keramiken. Einige Mumien haben sehr langes Haar, welches um die Mumie gewickelt ist, dies zeigt, dass die Menschen recht alt waren und man glaubt, dass diese Menschen Schamanen waren. Überall auf dem Gelände sind Mulden im Gelände zuerkennen, diese zeigen weitere Gräber an. Außerdem liegen einige Knochen bzw. Knochenteile auf dem Gelände verstreut herum.
Auf dem kleinen Parkplatz des Friedhofs trafen wir einen weiteren Reiseleiter, den wir mit zurück nach Nazca nahmen. Er hatte ein Jahr deutsch in Nazca gelernt und wollte sein Deutsch praktizieren. So wurde die Rückfahrt ein Geprächswirrwarr aus Deutsch, Englisch und Spanisch, da mein Reiseleiter nur Englisch sprach, aber alles gern übersetzt haben wollte, was wir in Deutsch sprachen und ich mein Spanisch auch noch praktizieren sollte. Es war eine nette Rückfahrt. Gegen 14:00 waren wir wieder in Nazca.
Ich ging eine Kleinigkeit essen und dann war es Zeit für das Fußballspiel Holland gegen Argentinien. Ich schaute das Spiel in meinem Zimmer, da es mir irgendwie immer noch nicht so gut ging. Ja nun spielt Deutschland am Sonntag also gegen Argentinien. Ich bin gespannt. Ich selbst beschloss, nach dem Fußballspiel gleich zu schlafen, da ich mittlerweile auch noch Kopfschmerzen hatte. Heute morgen wachte ich mit weniger Kopfschmerzen auf und hoffe, dass es nun vorbei ist. Schaun wir mal. Heute Mittag nehme ich den Bus nach Ica.
Hasta mañana Birgit