Für heute hatte ich eine Tour ins Heilige Tal bei Cusco gebucht. Ich hatte eine Weile überlegt, ob ich evtl. die Orte selbst mit dem öffentlichen Bus anfahre oder ob ich sogar ein Auto für einen Tag mieten sollte. Am Ende habe ich mich für die sehr günstige Variante einer Tour entschieden. Ich habe für die Tour 37 Soles also etwas mehr als 9 Euro bezahlt. Für diesen Preis habe ich nichts Besonderes erwartet. Ich wollte ja auch nur die archäologischen Stätten sehen. Es war auch klar, dass die Gruppe für diesen Preis evtl. das eine oder andere Geschäft besucht, in dem der Guide Provision bekommt. Mit diesen geringen Erwartungen war ich gut vorbereitet für den Tag. Zwischen 8:30 und 8:45 sollte ich vom Hostel abgeholt werden. Es war 8:45 als der Bus kam. Der Bus war schon voll und ich war eine der letzten Reisenden, die einstiegen. Es war eine riesige Gruppe, die heute zusammen in diesem Bus ins Heilige Tal fuhr. Wir verließen Cusco und machten einen kurzen Stopp an der Inka-Festung Saqsaywaman, welche sehr nahe bei Cusco ist. Unser Guide gab uns kurz ein paar Informationen und vom Bus aus konnten wir die Anlage sehen. Saqsaywaman stand nicht auf dem Programm unserer Tour, also stoppten wir da nicht wirklich. Die Fahrt ging nun nach Pisac. Pisac ist eine alte Kolonialstadt mit einem großen Markt für Touristen. Wir stoppten kurz vorher, um den Blick auf das Heilige Tal zu genießen. Das Tal heißt Heiliges Tal, weil der Fluss, der durch das Tal fließt, der Rio Urubamba, der Heilige Fluss der Inkas war. Der Rio Urubamba fließt von hier in Richtung Amazonas. Es ist der gleiche Fluss, an dem wir von Santa Teresa nach Agua Calientes gegangen sind bzw. an dem der Zug zwischen Agua Calientes und Ollantaytambo entlang fährt. In Pisac hielten wir, um auf den Markt zu gehen. Vorher machten wir einen Abstecher in ein Geschäft, in dem Silberwaren verkauft werden. Dann hatten wir dreißig Minuten für den Markt. Der Markt interessierte mich nicht und von der kolonialen Stadt sah man nichts, da überall die Verkaufsstände für den Markt standen. Schön war, dass es auch einen lokalen Markt in der Nähe gab und dass ich dort einige Menschen in ihren traditionellen Kleidungen sehen konnte. Nach den dreißig Minuten ging es zur archäologischen Stätte von Pisac, der Inka-Stadt P’isaqa, die oberhalb der Stadt Pisac liegt. Als wir da mit unserem Bus ankamen und unsere Tickets vorzeigen mussten, dachte ich, dass mich der Schlag trifft. Ich hätte nie und nimmer erwartet, dass so viele Busse und damit Touristen hier sind. Oh mein Gott. Unser Guide gab uns in P’isaqa einen kurzen informativen Überblick, danach hatten wir 45 Minuten, um uns den Ort anzusehen. Sehr schön waren die riesigen Terrassen, die landwirtschaftlich genutzt wurden und die sich sehr malerisch und fotogen an den Berghang schmiegten. Weniger beeindruckten mich die Häuser der ehemaligen Stadt. Dann fuhren wir ca. eine Stunde entlang des Rio Urubamba nach Urubamba. Urubamba selbst hat keine archäologische Stätte, aber damit der Ort auch etwas vom Geld der Touristen bekommt, wird hier der Stopp fürs Mittagessen eingelegt. Ich hatte bisher bei einer Tour immer erlebt, dass die gesamte Gruppe zu einem Restaurant gebracht wurde und dort konnte man sich entscheiden, ob man etwas essen möchte oder nicht. Diesmal hatten die Teilnehmer der Gruppe bzw. deren Reiseagenturen wohl unterschiedliche Restaurants gebucht, also fuhr der Busfahrer vier verschiedene Restaurants an und holte dort nach dem Essen die Leute auch wieder ab. Ich hatte kein Mittagessen inklusive und da ich mich mit meinem Sitznachbarn aus Schweden mit kurdischer Herkunft recht gut unterhalten hatte, ging ich einfach in das Restaurant, welches er inklusive hatte. Es gab ein Buffet und das Essen war ganz gut. Es gab am Buffet auch noch einmal Meerschweinchen. Ich probierte das Fleisch noch einmal, nur für den Fall, dass ich gestern vielleicht Pech hatte und es mir deshalb nicht geschmeckt hat. Aber nein auch das Stückchen, welches, ich heute probiert habe, hat mir nicht geschmeckt. Wir wurden also nach dem Mittagessen wieder abgeholt und fuhren dann nach Ollantaytambo. Auch hier waren große Menschenmassen in der archäologischen Stätte. Es gab beim Aufstieg zum Sonnentempel einen richtigen Stau. Auch hier liegt die archäologische Stätte steil am Berg oberhalb des heutigen Ortes. Es gibt hier ein paar schöne Terrassen und den Sonnentempel, von dem man aber nicht mehr so viel sieht. Gegen 16:30 verließen wir Ollantaytambo Richtung Cusco. Nach ca. einer Stunde Fahrt durch wunderschöne Landschaft mit Blick auf die schneebedeckten 5000er und 6000er Berge der Umgebung stoppten wir noch einmal vor Cusco an dem sogenannten Balkon der Inkas in Chinchero mit Blick auf die archäologische Stätte und deren Terrassen von Chinchero. Am Balkon der Inkas hat eine Kooperative von Webern von Chinchero mehrere Verkaufsstände. Sie erklärten uns, wie sie die Wolle der Schafe und Alpakas verarbeiten und weben. Danach hatten wir Zeit, Webereien zu kaufen. In Cusco waren wir 18:30.
Ich bin sehr froh, nicht mit dem öffentlichen Bus zu den archäologischen Stätten gefahren zu sein, der Aufwand dafür wäre doch um einiges größer gewesen. Ich bin heute wieder sehr über die vielen Menschen in den archäologischen Stätten erschrocken. Ich hatte dies ja in Machu Picchu erlebt, da war ich aber auf diese Menschenmassen nicht vorbereitet gewesen. Heute war ich es irgendwie doch auch wenn ich sie nicht erwartet hätte. Es ist am Ende erstaunlich, dass ich es irgendwie geschafft habe, dass ich auf meinen Fotos trotzdem kaum Menschen habe.
Ich bin ein wenig hin und her gerissen, welche Meinung ich nun zu den ganzen Inka-Stätten habe. Ich hatte, glaube ich, schon berichtet, dass ich die Meinung hörte, dass man Machu Picchu nicht besuchen müsste. Dieser Meinung schließe ich mich nicht an. Ich habe aber auch die Meinung gehört, dass die ganzen Inka-Stätten vollkommen überbewertet sind. Ich bin sehr nahe dran, mich dieser Meinung anzuschließen, obwohl ich es eigentlich nicht unbedingt will. Ich bin mir noch nicht sicher, warum ich diese Meinung habe. Ist es die Unwissenheit über die Inkas und die damit schlechten Erklärungen der Guides? Alle Terrassen sind Versuchsfelder. Warum sind es nicht einfach Felder? Heute wurde gesagt, dass die Inkas natürlich ein Alphabet/eine Schrift hatten und danach wurden uns das kreisförmige Symbol der Mutter Erde (Pachamama) sowie das Andenkreuz mit dem Loch in der Mitte für Cusco erklärt. Ja aber zwei Symbole oder auch mehr sind noch kein Alphabet und keine Schrift. Die meisten Gebäude der alten Wohnsiedlungen sehen aus wie ganz normale Steinhäuser, ihnen fehlt jegliche Besonderheit, vor allem wenn man bedenkt, dass sie keine 600 Jahre alt sind. Ollantaytambo wurde 1430 erbaut. Meine Geburtsstadt Dresden wurde 1206 erstmals urkundlich erwähnt und Stuttgart wurde zwischen 926 und 948 gegründet. Oder habe ich eventuell doch schon zu viel auf meiner Reise gesehen und kann mich nicht mehr wirklich begeistern. Ich weiß es ganz ehrlich nicht. Sicher weiß ich aber, dass die Mauern der perfekt passenden Steine und die Terrassen in den Inka-Stätten sowie die gewählten Orte für die Städte hoch auf den Bergen sehr beeindruckend sind. Ich habe noch den morgigen Tag, um mir meine Meinung zu den Inka-Stätten zu bilden.
Der Eintritt zu einigen Inka-Stätten und Museen in Cusco ist nur mit einem speziellen Touristenticket, dem Boleto Turistico, möglich. Das Ticket kann man in Cusco aber auch in den einzelnen Inka-Stätten kaufen. Es kostet 70 Soles also ca. 19 Euro für zwei Tage und 130 Soles also ca. 35 Euro für eine Gültigkeit von 10 Tagen.
Nach dem wir heute durch die wunderschöne Landschaft bei Chinchero gefahren sind, hat uns unsere Reiseleiterin erzählt, dass die Peruanische Regierung das Land auf der Hochebene gekauft hat und dass hier dieses oder nächstes Jahr die Bauarbeiten für den neuen internationalen Flughafen von Cusco beginnen werden. Dies bedeutet nicht nur, dass es diese wunderschöne Landschaft bald so nicht mehr geben wird, dies bedeutet auch, dass noch mehr Touristen nach Cusco, nach Machu Picchu und die anderen Inka-Stätten kommen sollen. Ehrlich gesagt, das möchte ich nicht erleben. Ich habe mittlerweile auch gelesen, dass die Unesco zum Schutz des Weltkulturerbes Machu Picchu eine Begrenzung von maximal 500 Menschen pro Tag fordert. Ja dies verstehe ich, dann kann man den Tag in Machu Picchu auch wirklich genießen. Vermutlich wird der Eintritt dann aber auch teurer.
Hasta mañana Birgit