Cusco – Tag 3&4

Ich möchte zuerst noch einen Nachtrag zu den Kosten des Salkantay Treks machen, diese hatte ich in meinem letzten Blogeintrag nicht erwähnt. Ich habe 800 Soles also ca. 211 Euro bezahlt. In diesem Preis waren enthalten:

– 55 Soles (14,50 Euro) Bus von Agua Calientes nach Machu Picchu und zurück 
– 126 Soles (33 Euro) Eintritt Machu Picchu 
– 178 Soles (47 Euro) Zug von Agua Calientes nach Ollantaytambo 
D.h. die Kosten nur für den Salkantay Trek betrugen 441 Soles also ca. 116 Euro. 
Die letzten zwei Tage nutzte ich zum Ausruhen, Ausschlafen, Fussball schauen und ich habe auch Cusco etwas erkundet. Es war sehr angenehm, denn ich spürte doch, dass ich die letzten beiden Wochen sehr aktiv war. 
Nach dem Aufstehen und dem Frühstück war gestern direkt Zeit für das Spiel Deutschland gegen Frankreich, welches ja hier schon 11:00 begann. Nach dem Ende des Spieles bin ich durch Cusco gelaufen. Zuerst war ich in der Kathedrale von Cusco. Eine riesige Kirche, die voll mit Schätzen ist. Die Kirche wurde auf dem Fundament eines ehemaligen Palastes gebaut. Dessen Steine und auch die Steine der nahegelegenen Inka-Festung Sacsaywáman wurden für den Kirchenbau genutzt, der ca. 135 Jahre dauerte. Es gibt hier in der Kirche sicher viele Kirchenschätze, da ich mich damit aber nicht auskenne, kann ich dazu nicht wirklich etwas sagen. Nett ist aber das Bild vom letzten Abendmahl, hier ist ein Meerschweinchen das letzte Abendmahl. Im Nachhinein bin ich etwas nachdenklich geworden. Ich hatte irgendwann in den letzten Tagen die Meinung gehört, dass Derjenige nicht mehr in Kirchen geht, für die er Eintritt bezahlen muss. Ja und der Eintritt für die Kathedrale kostete 25 Soles also ca. 7 Euro. Die Kirche ist so reich und sollte eigentlich ihre Schätze ohne Eintritt der Öffentlichkeit zeigen. 
 
Ich war in dem Restaurant „Greens“ in der Nähe der Plaza de Armas, welches sehr gutes aber auch etwas teueres Essen anbietet und alles nur mit biologischen Zutaten. Ich aß dort Ceviche von der Forelle mit Mango. Sehr gut. Ceviche ist typisch peruanisch. Ceviche gibt es aber mittlerweile in ganz Mittel- und Südamerika. Bei Ceviche wird roher Fisch oder rohe Meeresfrüche kurze Zeit mit Limettensaft mariniert und dann mit Zwiebeln und einigen Kräuter gemischt. Durch die Zitronensäure im Limettensaft gerinnt das Eiweiß, dies ist dann ähnlich wie beim Kochen des Fisches. Meine Ceviche gestern war ja noch mit Mango gemischt. Der Mix des sauren Limettensaftes und der fruchtigen Mango war sehr interessant. Im Restaurant sah ich dann die erste Hälfte des Spiels Brasilien gegen Kolumbien. 
An meinem ersten Tag in Cusco hatte ich eine kleine Broschüre über eine Ausstellung in der Scotia-Bank entdeckt. Es werden dort gerade Fotos von Martín Chambi gezeigt. Schon die schwarzweiß Fotos in der kleinen Broschüre fand ich sehr beeindruckend. Nach dem guten Essen bin ich also zu dieser Bank gegangen, um mir die Ausstellung anzuschauen. Martín Chambi wurde in der Nähe von Puno geboren. Er arbeitete schon mit 14 Jahren in einer Mine und kam dort in Kontakt mit einer Kamera. Dies muss ihn sehr fasziniert haben. Er machte eine Ausbildung zum Fotografen in Arequipa und zog nach Cusco. Hier machte er sich einen Namen und wurde von den reichen Leuten von Cusco häufig als Fotograf bestellt. Er fotografierte die reichen Leute und reiste durch die Gegend rund um Cusco und fotografierte auch die armen Menschen. Ca. 30000 Fotos aus den Jahren zwischen 1920 und 1950 hat er hinterlassen Er zählt heute zu den größten Fotografen Amerikas und zu den größten Künstlern Perus. Die Fotos sind sehr genial und eindrücklich. 
 
Überall stößt man in Cusco auf alte Inka-Mauern. Die Mauern im Erdgeschoss der Scotia-Bank und auch des Restaurants „Greens“ waren solche alten Inka-Mauern. Es gibt auch die Gasse Loreto, in der diese Inka-Mauern sehr schön sichtbar sind. In dieser Gasse war früher auch das Haus der ausgewählten Frauen. Sie wurden auch Jungfrauen der Sonne genannt. Diese Frauen wurden in mehreren Jahren in Religion, Weberei und Hausführung ausgebildet. Einige von ihnen wurden geopfert wie z.B. Juanita auf dem Vulkan Ampato bei Arequipa, was eine große Ehre war. Ihre Aufgabe bestand darin, die Kleidung des Königs zu weben und Speisen und Getränke für religiöse Zeremonien herzustellen. Sie wurden wohl auch Konkubinen des Königs oder Ehefrauen des Adels. Das Gebäude wurde nach Ankunft der Spanier Teil des Klosters Santa Catalina. So wohnten erst hier die Jungfrauen der Sonne und dann katholische Nonnen. 
Das zweite Fußballspiel Brasilien gegen Kolumbien sah ich nur stückweise. Interessant war die Stimmung und die Fernsehübertragung, die aus vielen Läden und Cafés und Restaurants auf die Straße drang. Mein Eindruck war, dass der größere Teil der Touristen und der Einheimischen hier in Cusco für Kolumbien war. Ich selbst hätte es ihnen ja auch gewünscht. Die letzten Minuten des Spiels habe ich dann mit anderen Leuten auf der Straße stehend im Fernsehen geschaut. Nach dem Ende des Spiel war die Enttäuschung der kolumbianischen Touristen sehr groß. Als Kolumbien im Achtelfinale gewann, versammelten sich die kolumbianischen Touristen auf der Plaza de Armas und feierten dort ausgiebig. Jetzt spielt Deutschland am Dienstag also gegen Brasilien. Ganz klar ist für mich, dass ich meine Reise nach den beiden noch ausstehenden Spielen der deutschen Mannschaft ausrichten werde, aber dies ist auch sehr leicht möglich. 
 
Auch heute schlief ich aus und so begann wieder kurz nach dem Frühstück 11:00 das nächste Viertelfinal-Spiel Argentinien gegen Belgien. Nach dem Ende des Spiels bin ich in das nahegelegene Restaurant „Kusikuy“ zum Meerschweinchen-Essen gegangen. Der Besitzer empfahl mir ein frittiertes Meerschweinchen. Es gibt auch Meerschweinchen aus dem Ofen. Soweit ich es verstanden habe, wird das Meerschweinchen, wenn es im Ofen gebraten wird, mit Kräutern gefüllt, die einen recht stark Geschmack hätten und für uns Europäer nicht so bekömmlich wären. Also bestellte ich frittiertes Meerschweinchen. Ein ganzes mehrgängiges Mittagsmenü im „Kusikuy“ kostet 20 Soles. Das Meerschweinchen kostet 65 Soles. Nach einer Weile kam das Meerschweinchen garniert mit Tomate und Kräutern und einer Paprika im Maul. Der Besitzer des Restaurants meinte, dass ich zuerst Fotos machen sollte und dann wird er mir das Meerschweinchen zerlegt und ohne Kopf zum Essen vorbereiten. Ja und dann ging es ans Essen. Schnell musste ich feststellen, dass an einem Meerschweinchen kaum Fleisch dran ist und dass dieses wenige Fleisch mir auch nicht schmeckt. So jetzt saß ich also vor meinem mir nicht schmeckenden Meerschweinchen. Ich muss ja unbedingt immer alles probieren, dabei hatte ich vor Jahren eigentlich beschlossen, dass kein einzelnes Tier nur wegen mir sterben sollte. Dies war in China als eine kleine Schildkröte für mich sterben musste und ich auch damals feststellte, dass an dem kleinen Tierchen fast kein essbares Fleisch war. Also ganz klar ist, ich werde kein zweites Meerschweinchen essen. Als Beilage gab es eine Kartoffel, Tamales und sehr gut schmeckende Rocotto rellenos. Rocotto rellenos sind gefüllte Paprika, wobei hier in Peru ein recht scharfer Paprika verwendet wurde, der mit Hackfleisch und Gemüse gefüllt war. Dieser gefüllte Paprika war wiederum in einem Teig enthalten. Sehr gut. 
 
Danach bin ich ins Museo Inka gegangen, welches in der Nähe der Plaza de Armas ist. Das Museum ist recht interessant und zeigt einen kurzen Überblick über alle Völker im Gebiet des heutigen Perus und zwar ab ca. 10000 vor Christus. Die Inkas sind dabei das jüngste Volk. Gemeinsam war bei allen Völkern, dass sie wunderschöne Keramiken herstellten, die im Museum mir am besten gefallen haben. Im Innenhof des Museums kann man lokalen Webern über die Schulter schauen, die wunderschöne Webereien herstellen. 
 
Die erste Halbzeit des Fußballspiel Holland gegen Costa Rica war mittlerweile vorbei. Ich ging in ein kleines Café und schaute des Rest des Spieles einschliesslich Verlängerung und Elfmeterschießen. Sehr spannend. 
Hasta mañana Birgit