Ich habe meinen ersten Berg über 6000m bestiegen!!! Der Vulkan Chachani liegt bei Arequipa und gilt als ein leicht zu besteigender 6000-er, da weder Eis noch Schnee beim Aufstieg zu überwinden sind. Ich fand den Berg trotzdem schwer für mich wegen der Höhe, der Kälte und dem unbequemen Weg. Aber ich habe ihn mit viel Kampf heute morgen gegen 8:00 bezwungen. Aber ich will alles der Reihe nach erzählen.
Tito, der Guide von der Schweizerin und mir, den wir auf unserem Colca Canyon Trek getroffen hatten, hat uns etwas Ruhe nach dem Colca Canyon Trek verordnet und holte uns deshalb gestern morgen erst 10:00 vom Hostel ab. Er hatte sich mit einem befreundeten Guide zusammengetan und dieser hatte zwei Deutsche Touristen aus Leipzig, die mit ihm den Chachani besteigen wollten. So waren wir zwei Guides und drei Deutsche und eine Schweizerin, die gemeinsam das Abenteuer wagen wollten. Wir hatten uns von Tito Handschuhe, dicke Jacken, Wanderstöcke, Schlafsäcke und Isomatten geliehen. Es war alles im Gesamtpreis enthalten. Bucht man die Tour bei einer Agentur, bezahlt man 280 Soles also 77 Euro und es müssen mindestens drei Personen die Tour buchen. Tito machte für uns eine Privattour und wir bezahlten auch mehr: 550 Soles also 144 Euro. Wir fuhren mit einem 4×4 Auto von Arequipa wieder in Richtung Colca Canyon. Irgendwann bogen wir aber ab und fuhren noch einmal eine Stunde zu einem Parkplatz auf ca. 4900m Höhe. Dort luden wir alle Sachen aus und trafen auf weitere drei Deutsche aus Magdeburg, die mit einem weiteren Guide den Berg besteigen wollten. Wir alle mussten ca. eine Stunde bis zum Base Camp auf 5200m laufen. Wir bauten dort unsere Zelte auf und konnten etwas die Umgebung erkunden. Es galt zu prüfen, ob man Probleme mit den 5200m hat. Wir hatten keine. Es gab dann Nudeln mit Tomatensauce zur Stärkung zum Essen. Nach dem Sonnenuntergang 18:00 ging es ins Zelt und zum Schlafen. Auf der Höhe kann man eigentlich kaum schlafen. Ich konzentrierte mich irgendwie immer auf meine Atemzüge und ab und an brauchte ich wieder diesen Extra-Atemzug. Ich muss auch ab und an mal eingeschlafen sein, aber ich schlief nicht wirklich gut. 00:45 war ein kleines Frühstück gerichtet mit Tee und Brötchen und dann starteten wir zu viert mit den beiden Guides. Es war stockdunkel und kalt, aber noch nicht eisigkalt. Ich hatte zwei Wanderhosen und die Regenhose an und am Oberkörper trug ich zwei langärmlige T-Shirts, eine dünne und eine dicke Fleece-Jacke, meine Regenjacke und eine weitere dicke Jacke darüber. Die dicke Fleece-Jacke zog ich unterwegs aus, diese war dann doch zu viel. Der Weg war steinig und sandig, wir rutschten häufig wieder einen Schritt runter. Es war schwierig einen Laufrhythmus zu finden und mir machte die Höhe Schwierigkeiten. Ich hatte keine Kopfschmerzen, sondern ich war einfach nur schnell außer Atem und sobald es eine Steinstufe zu bewältigen gab, schnaufte ich. Nach relativ kurzer Zeit brach einer der beiden Deutschen den Aufstieg ab und ging mit seinem Guide Gustavo zurück zum Zelt. Nun liefen wir zu dritt mit Tito. Tito gab eine gute Geschwindigkeit vor. Im Colca Canyon konnte ich diese problemlos mitgehen, heute hatte ich starke Probleme, ihm und den beiden anderen zu folgen. Die Beine waren kein Problem nur die Luft. Aufgeben wollte ich nicht, also kämpfte ich. Ich habe kurz vorm Gipfel ein Bild von mir gemacht, welches ich auch auf Flickr stellen werde, dort sieht man die gesamte Anstrengung erschreckend gut in meinem Gesicht. Irgendwann erreichten wir 6000m und die Sonne ging auf. Wir konnten direkt auf Arequipa unter uns schauen. Genial. Aber mittlerweile war der Wind stark und es war richtig kalt. Meine Haare waren mit Eis bedeckt. Meine Finger konnte ich nach dem Fotografieren kaum noch bewegen und drei Fingerkuppen sind jetzt nach 12 Stunden noch nicht wieder richtig. Es war mehr als unangenehm. Als wich das Gipfelkreuz sah und schon etwas vorher als langsam die Sonne aufging und der Weg sichtbar wurde, motivierte mich dies noch einmal richtig und auf einmal konnte ich fast ganz normal laufen. Auf dem Gipfel hatten wir eine geniale Sicht. Die Wolken waren wunderschön. Es gab Jubelschreie oder vielleicht waren es auch die Schreie der Befreiung von der Anstrengung. Wir waren die Einzigen, die heute den Gipfel erreichten. Wir machten ein paar Fotos und dann mussten wir wieder absteigen, denn wir schätzten, dass da oben -15 Grad waren. Das Wasser in den Wasserflaschen im Rucksack war gefroren. Der Abstieg war dann aber ganz einfach, denn nun war der Sand angenehm zum Runterrutschen. Nach einer Stunde waren wir wieder im Base Camp. Nun hieß es, erholen, Sachen packen, wieder eine Stunde zum Parkplatz laufen und zurück nach Arequipa fahren. Auf dem Weg sahen wir auch den Vulkan Ubinas, der gerade ausbricht und Aschewolken ausspuckt.
Ich hatte ja schon geschrieben, dass die Besteigung des Chachani nicht auf meinem Plan stand und es nun auch alles etwas gedrängt war in Arequipa, da ich ja schon den nächsten Trek, den Salkantay Trek ab Sonntag gebucht habe. So nehme ich jetzt den Nachtbus nach Cusco. Ich habe die Kategorie Cama und hoffe das ich nach dem Erlebnis gut schlafen kann.
Mit der Schweizerin hatte ich mich im Colca Canyon kaum unterhalten. Sie war zusammen mit den zwei Französinnen und der Canadierin aus dem französischsprachigen Teil von Kanada. Sie sprachen französisch miteinander. Nun waren wir zwei Tage zusammen und da sie mehr Spanisch als Englisch spricht, haben wir uns in einem Mischmasch aus beiden Sprachen erhalten. Auch mit den zwei Deutschen haben wir uns gut verstanden, sie sprachen wenig Englisch und so war es ein witziges Sprachengemisch. Es waren zwei schöne Tage.
Wir haben natürlich heute das Spiel der deutschen Mannschaft verpasst und die Schweizerin hat gestern das Spiel der Schweizer verpasst. Als wir heute abgeholt wurden, war unsere erste Frage an den Fahrer nach den Fussballergebnissen. Wir hatten ja bei der Hinfahrt bei ihm im Auto Fussball im Radio gehört und wussten, dass er gut informiert ist. Und er war es. Deutschland hat gewonnen. Sehr gut. Leider verpasse ich aber auch das nächste Spiel, da ich da auf dem Salkantay Trek bin, wobei ich schon von Leuten gehört habe, die den Salkantay Trek schon gelaufen sind, dass es unterwegs Orte gibt, in denen es Fernseher gibt. Na vielleicht kann ich ja doch etwas sehen und ansonsten denke ich, dass Algerien zu schlagen ist.
Nach dem ich jetzt vier Tage gewandert bin, lege ich nun in Cusco zwei Tage Nichtstun ein, bevor es dann am Sonntag auf den 5-Tages-Trek geht.
Bzgl. Fotos in Flickr hoffe ich, dass ich mit der Nutzung der neuen Flickr-App genauso problemlos Fotos hochladen kann wie mit der alten App. Die Fotos der letzten Tage werde ich hoffentlich in Cusco hochladen können.
Hasta mañana Birgit