Nordkapp

Ein weiterer Tag am Nordkap

Wie ich es schon geschrieben habe, war an meinem Ankunftstag blauer Himmel und Sonnenschein bis in die Nacht hinein. Es war die letzte Nacht, in der die Sonne nicht untergegangen ist. Gestern Morgen war alles neblig und irgendwann regnete es auch, nur sehr selten sah man den Globus und alle Tagesgäste waren enttäuscht. Wer Zeit bis zum Abend hatte, wurde überrascht. Schon am Nachmittag hatte es aufgehört zu regnen, der Nebel ging irgendwann weg und es wurde noch ein herrlicher Abend. Den Sonnenuntergang um 23:58 Uhr sahen wir nicht, ein Wolkenband versperrte den Blick. Es war zu dem Zeitpunkt etwas windig, aber nicht mehr kalt. Die zweite Nacht wurde das Zelt gut durch den Wind bewegt, aber die Heringe hielten, das Zelt steht und ist mittlerweile auch wieder trocken.

Hier am Nordkap gibt es die Möglichkeit, ein Frühstück für 189 NOK (ca. 18€) einzunehmen. Das habe ich gestern getan und das habe ich auch heute getan. Gestern saß ich noch alleine, was aber vollkommen okay war, weil ich das Erlebte erst begreifen muss. Heute saßen einige Radler zusammen und unterhielten sich über ihre Erlebnisse. Radfahrer kommen hier fast halbstündlich an. Ich frühstücke heute sehr ausführlich, nämlich 5 Stunden lang.

Zwei Tiefflieger flogen auf Plateau-Höhe, also 300 m, am Nordkap heute Morgen vorbei.

Heute Morgen bin ich aufgewacht bei blauem Himmel und Sonnenschein. Es wehte ein leichter Wind. Damit war klar, heute fahre ich nicht vom Nordkap weg. Ich bleibe. Nach dem Frühstück habe ich eine kleine Wanderung in Richtung der nördlichste Spitze dieser Insel und zur Hornvika-Bucht unternommen. Mein Ziel war nicht die nördlichste Spitze der Insel. Diese Wanderung ist doch recht weit und meiner Ansicht nach auch nicht zu unterschätzen. Ich bin zu einem Bergsee gegangen über die Tundra, habe die Blümchen gesehen, fotografiert und mich an diesem herrlichen Tag erfreut. Immer wieder hörte ich den Warnruf des Goldregenpfeifers.

Die Landschaft hier ist wirklich grandios. Ich lief auf die andere Seite des Plateaus zur Hornika-Bucht.

Ich hatte ja schon geschrieben, dass 1553 auf einer Entdeckungsreise für einen Seeweg nach China hier die ersten Seefahrer vorbeigekommen sind und das Nordkap in die Karten aufgenommen wurde. Schon relativ bald fing auch eine Art Tourismus an. Die Anreise aller Touristen erfolgte auf dem Seeweg bis zur Hornvika-Bucht. Die letzte Wegstrecke auf das Plateau hinauf musste zu Fuß zurückgelegt werden.

Als König Oscar II. 1873 das Nordkap bestieg, gab es nur einen vorgezeichneten Weg mit Seilen, an denen man sich festhalten konnte. „König Oscar II. bestieg das Nordkap am 2. Juli 1873“ wurde in eine Säule aus Granit eingemeißelt, die Oscarsäule, und am Nordkap aufgestellt. Dort, wo die Oscarsäule ursprünglich stand, steht heute der Globus aus Eisen als Wahrzeichen des Nordkaps.

1906 wurde mit der Planung eines Fußweges begonnen, der von der Hornvika-Bucht bis zum nördlichsten Punkt des Nordkaps führen sollte. Es wurde ein Weg mit 16 Schleifen angelegt. Es hat viele Jahre gedauert, bis dieser Weg fertig war.

Ein neuer Kai, ein neues Postamt mit Aufenthaltsraum und ein neuer Treppenaufgang hinauf zum Beginn des Zickzackweges erwarteten die Touristen, die in den 1930er Jahren in Hornvika an Land gingen. Die Fahrstraße zum Nordkap wurde 1956 eröffnet.

Es ist eine alte Tradition, mit Champagner am Nordkap anzustoßen. Bis 1891 mussten alle Getränke von der Hornvika-Bucht hinaufgetragen werden, bevor die Touristen anstoßen konnten. Die Schiffsmannschaft musste sich also beeilen, den steilen Weg hinaufzukommen, um vor den Touristen auf dem Plateau zu sein.

Im Juli 1891 wurde Stoppenbrinks Champagner-Pavillon auf der äußersten Stelle des Nordkap-Plateaus direkt neben der Oscarsäule errichtet. Hier konnten die Touristen Schutz suchen, sich mit Champagner oder Bockbier erfrischen und ihre Postkarten schreiben. Dieser Pavillon wurde 1914 geschlossen.

Die Gebäude auf dem Nordkap-Plateau wurden im Kriegsherbst 1944 nicht zerstört. Im Jahre 1947 wurde aber das Postamt von einem Sturm derart zerstört, dass es abgerissen werden musste.

Ich lief also zur Hornvika-Bucht. Der Steg und ein paar Häuser sind noch zu sehen. Auf dem Weg wurde ich von einem Vogel (vermutlich eine Arktische Raubmöwe) angegriffen. Ich war offensichtlich zu nah an sein Nest gekommen. Nach dem dritten Angriffsflug auf Augenhöhe schlug ich wohl die richtige Richtung ein und er ließ ab von mir.

Eine wunderbare kleine Wanderung war dies heute.

Karte

Die Wolken verhindern den Blick auf den Sonnenuntergang.
Die Sonne ist untergegangen.
Mein Platz am Nordkap
Am Morgen am Globus
Bergsee und Meer
Weiße Glockenblumen
Ein Fettblatt/-kraut (?)
Wohl eine Weidenart (?)
Wollgras
Teufelsklaue (?)
Goldregenpfeifer
Hornvika-Bucht