Es stand keine Tour heute auf meinem Plan, sondern ich wollte auf eigene Faust die Stadt erkunden, also hätte ich ausschlafen können, aber irgendwie war ich dann doch schon 8:00 beim Frühstück. Ich vertrieb mir die Zeit bis 9:00 und ging dann zum Hauptplatz der Stadt, der nur ein paar Blocks entfernt ist. Dort sah ich viele Menschen und eine Parade. Ich ging ins nahegelegene Touristenbüro und fragte, was denn heute für ein besonderer Tag für diese Parade sei. Die Frau sagte, dass es eigentlich jeden Sonntag eine Parade in Arequipa gibt, dass es immer irgendeinen Grund für eine Parade gibt, dass es keinen besonderen Grund für die heutige Parade gibt und dass dies Parade vermutlich keine Stunde dauern würde. Die Menschen marschierten mit Bannern von einer Ecke des Hauptplatzes bis zur anderen Ecke. Der Weg der Parade war keine 100m lang. Es gab eine Minitribüne mit höheren Polizisten und Militärs. Als ich eine Stunde später wieder am Hauptplatz war, war nichts mehr von der Parade zu sehen. Wobei dies nicht ganz stimmt, einige der Paradeteilnehmer sind direkt nach der Parade in die Restaurants, die im zweiten Stock der Arkadengänge rings um den Hauptplatz liegen, gegangen. Ich habe am Nachmittag einige noch beim Bier gesehen und die Stimmen waren schon etwas lauter und die Blicke nicht mehr ganz klar.
Ich selbst bin ins Museo Santuarios Andinos. Hauptausstellungsstück dieses Museums ist Juanita, das Mädchen aus dem Eis. Ich war ja in Salta im Norden von Argentinien im Museo de Arqueología de Alta Montaña, dort waren die Hauptausstellungstücke drei Kindermumien von Kindern, die von den Inkas auf dem Vulkan Llullaillaco geopfert wurden. Insgesamt wurden im Gebiet der Inkas bisher 18 Mumien geopferter Kinder gefunden, 4 in Argentinien und 14 in Peru. Und Juanita ist eine dieser Mumien. Sie wurde auf dem Vulkan Ampato gefunden. Ihr ist das Museum gewidmet. 1995 wurde Juanita auf dem Ampato geborgen. Sie war am Kraterrand geopfert wurden und die Grabkammer war abgerutscht und so fand man sie. Am Vulkan Ampato wurden weitere drei Kindermumien gefunden. Auch auf dem Vulkan El Misti, der auch direkt bei Arequipa ist, wurden 6 Kindermumien gefunden. Diese waren aber durch verschiedene Vulkanausbrüche zerstört wurden und nur durch die Grabbeigaben konnte man identifizieren, wieviele Kinder dort geopfert wurden und ob es Jungen oder Mädchen waren. Im Museum sieht man auch diese Grabbeigaben. Juanita selbst war wohl 12-14 Jahre und stammte aus einer hohen adligen Familie, da ihr Umhang in weiß und rot war und diese Farbkombination nur vom König benutzt wurde. Juanita war, wie alle geopferten Kinder zuerst in Cusco und lief dann den Weg von Cusco zum Vulkan Ampato. Auf dem Vulkan bekam sie das traditionelle Bier zu trinken und wurde danach getötet. Dies passierte vor ca. 500 bis 550 Jahren. Im Museum sieht man zuerst einen 20-minütigen Film und danach erhält man eine Führung durchs Museum. Es war recht interessant, leider war das Licht in den Ausstellungsräumen recht düster, so dass manche Grabbeigaben und auch Juanita selbst schlecht zu sehen waren. Die eine ausgestellte Kindermumien in Salta war vollständig bekleidet und so ausgestellt wie man sie gefunden hat. Juanita hat man die Kleider abgenommen und Kleidungsstücke einzeln ausgestellt. Juanita selbst ist nun ein Eisblock, an dem man die Arme erkennen kann und an dem Reste der Kleidung sind und der Kopf ist sichtbar. Mir persönlich hat die Art der Ausstellung in Salta besser gefallen.
Nach dem Besuch des Museums musste ich die ganzen Informationen erst einmal verarbeiten und bin auf einen Kaffee in eines der Café in den Arkaden des Hauptplatzes gegangen. Auf dem Weg zum Santa Catalina Convent habe ich schon einmal nach den empfohlenen Agenturen für die Besteigung des Vulkans Chachani Ausschau gehalten. Meine Idee war, nach dem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, dass ich Montag und Dienstag den Vulkan Chachani besteige und Mittwoch und Donnerstag in den Colca Canyon wandere. Daraus wird erst einmal nichts, da ich wohl aktuell die einzige Interessentin für den Vulkan Chachani bin. Also werde ich Montag und Dienstag in den Colca Canyon wandern und vielleicht habe ich Glück, dass es am Dienstag Abend noch weitere Interessenten für den Vulkan Chachani gibt, dann würde ich diesen am Mittwoch und Donnerstag besteigen. Na schaun wir mal.
Auf jeden Fall bin ich in den Santa Catalina Convent gegangen und ich muss sagen, dass ist eines der schönsten Klöster, die ich je gesehen habe. Es ist ein Kloster der Dominikanerinnen und es ist eine Stadt in der Stadt. Ich habe an keiner Führung teilgenommen, sondern habe mich einfach durch die Straßen, die farbigen Kreuzgänge, durch die Zellen und Wohnungen der Nonnen treiben lassen. Im Hintergrund wurde immer Kirchenmusik gespielt. Die Häuser des Kloster sind zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gebaut wurden und mehrmals durch diverse Erdbeben auch wieder zerstört wurden. Das Kloster öffnete 1970 seine Türen für die Öffentlichkeit, nachdem diese 391 Jahre geschlossen waren. Noch heute leben Nonnen im Kloster, aber in einem abgetrennten modernen und nicht öffentlichen Teil des Kloster leben. Es gibt wohl heute 21 Nonnen im Alter zwischen 25 und 100 Jahren sowie zwei 18-jährige Novizinnen im Kloster. Eine der Nonnen aus dem Kloster wurde 1985 von Johannes Paul II selig gesprochen. Es ist die 1606 geborene Nonne Ana de Los Angeles Monteagudo. Überraschend für mich war, dass die Zellen der Nonnen doch recht groß waren. Die meisten Zellen hatten zwei Zimmer und eine Küche im Freien. Es waren richtige Wohnungen. Es ist wohl auch überliefert, dass diese Wohnungen unter den Nonnen verkauft wurden. Es gibt eine Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1632, die einen Verkauf belegt.
Danach bin ich noch etwas durch die Stadt geschlendert, habe das erste Mal Alpaka gegessen, was sehr gut schmeckt hat und weiß nun auch, wie ich Meerschweinchen auf einer Speisekarte finde: Cuy. Dies werde ich dann demnächst auch probieren. 17:00 fing dann das Fußballspiel USA gegen Portugal an, welches ich angeschaut habe. Mir scheint, dass das Unentschieden nicht so schlecht für die deutsche Mannschaft ist. Oder?
Hasta parado mañana (=übermorgen) Birgit