Honningsvåg – Tromsø

Die Rückreise hat begonnen

Vor Aufregung habe ich kaum geschlafen. Das letzte Mal habe ich 3:20 auf die Uhr geschaut. 4:45 klingelte der Wecker. Es war alles schon gepackt. Also nur fertigmachen und los ging es. Ich fuhr 2,5 km zum Hafen. Schon auf dem Weg sah ich die „Kong Harald“, ein Schiff der Hurtigruten. Am Hafen warteten weitere Radfahrer, zwei Autos und Passagiere zu Fuß. Dann ging alles ganz schnell. 5:45 Schiffsankunft, alle und alles wurde eingeladen und 6:00 Abfahrt. Alles lief vollkommen routiniert und ohne Hektik ab. Mein Fahrrad bekam den Aufkleber „Bergen“, ich nahm mein Gepäck und checkte ein. Da ich länger als 23 Stunden auf dem Schiff sein werde, habe ich eine Kabine. Das Schiff wurde erst dieses Jahr umgebaut und neu möbliert. Meine Kabine ist top. Ich brachte meine Sachen in die Kabine und ging danach gleich an Deck. Das Schiff fuhr nicht am Nordkap vorbei, aber über den Nordkaptunnel.

Hier der Link zum Schiff: https://www.myshiptracking.com/de/vessels/kong-harald-mmsi-257200000-imo-

Ab 7:00 gab es Frühstück. Ich traf die ersten Passagiere und begann zu realisieren, dass meine Vorstellung der Reise anders war, als die Reise wirklich ist. Ich dachte, es ist eine Fährfahrt von Honningsvåg nach Bergen, nicht mehr und nicht weniger. Aber auf dem Schiff sind größtenteils Kreuzschifffahrer, die in Bergen eingestiegen sind, bis Kirkenes gefahren sind und in Bergen wieder aussteigen werden. Es gibt ein Ausflugs- und ein Vortragsprogramm. Ich mache also eine Kreuzfahrt.

Nach dem Frühstück erkundete ich das Schiff.

Dann kam der erste von 25 Stopps in Havøysund. Kurz anlegen, zwei Autos fahren raus, drei Personen steigen ein und weiter geht es. Die meisten Halte sind nur kurz. Bei blauem Himmel und Sonne geht die Fahrt weiter. Immer wieder sehe ich Papageientaucher. Gleich zu Beginn der Fahrt und auch später sehe ich Wale. Was es für Wale sind, weiß ich aber nicht. Sicher für mich ist, es waren keine Buckelwale und keine Orcas.

Kurz vor Hammerfest passieren wir die Insel Melkøya (Milchinsel), auf der eine Gasverarbeitungsanlage steht. Aus dem 140 km entfernten Gasfeld, Schneewittchen genannt, fördern Roboter Gas, welches zur Insel über Rohre transportiert wird. Auf der Insel wird das Gas auf -163° abgekühlt, wird dabei flüssig und das Volumen reduziert extrem. Jetzt heißt es LNG = Liquid natural gas. So kommt es dann auf Schiffe und wird exportiert. Vor dem Krieg in der Ukraine beispielsweise nach USA und Spanien. Aktuell geht das Gas zu 100% nach Deutschland. Die Anlage wurde 2007 gebaut. Es ist die nördlichste und die teuerste Anlage der Welt, aber der Gewinn pro Tag ist 5 Millionen Euro und dieser geht an den norwegischen Staat, dem die Anlage gehört.

Stopp in Hammerfest: das Schiff hält im Industriehafen und nicht am Hafen in der Altstadt. Ich laufe nur vom Schiff zum nördlichsten Messpunkt der Struve-Meridianbogens. Darüber hatte ich im Beitrag über Alta berichtet: „Der Struve-Bogen ist ein im 19. Jahrhundert erbauter Meridianbogen zwischen dem 23. und 28. Längsgrad, der aus einem 2821 km langen Netz von Vermessungspunkten besteht. Er geht von Norwegen bis ans Schwarze Meer. Im 19. Jahrhundert war die Form der Erde noch nicht bekannt. Mit einem Meridianbogen wie dem Struve-Bogen hat man bewiesen, dass die Erde an den Polen flach ist. Weitere Infos auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Struve-Bogen

Das Schiff gleitet danach durch die Fjorde, legt immer wieder an. In Hammerfest gab es Wolken, danach wieder blauer Himmel und Sonne. Am Nachmittag höre ich einen packenden Vortrag über Roald Amundsen und das Rennen mit Robert Falcon Scott zum Südpol. Auch wenn ich die Geschichte schon kannte, war der 1,75 Stunden lange Vortrag nie langweilig.

Später traf ich mich mit anderen Radlern. Die meisten werden in Tromsø aussteigen. Wir fanden heraus, dass wie uns schon auf dem Weg vom/zum Nordkap getroffen hatten, auf meiner letzten Abfahrt vom Nordkap. Es war ihr erster großer Aufstieg zum Nordkap und ich hatte ihnen schon gratuliert und toi toi toi für die Auffahrt gewünscht. Und heute sitzen wir zufällig gemeinsam auf einem Schiff. Schön, dass wir unsere Erlebnisse auch hier auf dem Schiff noch einmal austauschen konnten.

Im Aquarium des Schiffsrestaurants schwimmen Königskrabben. Die Erklärung dazu ist „Bis zum idealen Garpunkt gekocht und mit hausgemachter Mayonnaise, einem Kräuterdressing und einem pikanten Soja-Dip serviert. Sie können sich gerne Ihre eigene Krabbe aus unserem Meerwasseraquarium aussuchen. Wenn Sie wissen möchten, wo und wann sie gefangen wurde, brauchen Sie nur, den beigefügten QR-Code zu scannen. Nach ihrer Einwanderung von Russland kam es 1977 im Varanger Fjord zur ersten Sichtung einer roten Königskrabbe in Norwegen. Mittlerweile ist sie ein fester Bestandteil des maritimen Ökosystems im nördlichen Teil von Norwegen geworden. Zum Fangen der norwegischen roten Königskrabbe werden kleine Boote eingesetzt. Sie müssen sich dazu aber nicht weit von ihren Heimathäfen entfernen. Die Fischerboote haben 20 bis 30 Körbe mit je bis zu 100 Krabben an Bord. Nach der strengen Qualitätskontrolle bleiben aber nur 5 bis 10 Krabben übrig. Der Rest wird zurück ins Meer gebracht. Die Fischer gehen mit jeder einzelnen Königskrabbe sehr vorsichtig und sorgfältig um. Da die Boote nur mit wenigen Krabben in den Hafen zurückkehren, zeichnet sich die norwegische rote Königskrabbe durch eine einzigartige Qualität aus. Das herrliche weiße Fleisch der Beine und Scheren ist besonders saftig und hat einen natürlichen süßlichen Geschmack. Aufgrund des klaren kalten Wassers, des kalten Klimas und der sorgfältigen Verarbeitung steht Norwegen im Ruf, die besten Königskrabben der Welt zu liefern.“ Das Kilo Königskrabbe kostet hier im Restaurant 130 €. Und hier die Seite einer der Königskrabben: https://nkc.no/track/?id=1683018

Das Schiff ist auf dem Weg nach Tromsø und wird Mitternacht in Tromsø sein. Es ist die 5. Station nach Honningsvåg. Jetzt im Abendlicht gleiten wir nördlich am Lyngenfjord vorbei.

5:45 erreicht die „Kong Harald“ Honningsvåg
Kurz vorm Nordkaptunnel
Hammerfest
Der nördlichste Messpunkt des Struve-Bogen in Hammerfest
Ankunft in Øksfjord
Bei Skjervøy