Die Küstenbewohner und die Hurtigroute
Noch zu gestern: wir erreichten Tromsø 23:45. Die Sonne war schon untergegangen und seit langer Zeit wurde es spürbar/sichtbar dunkler am Abend. Von Hurtigruten wurde ein Konzert in der Domkirche angeboten, was ich nicht buchte. Ich hoffte aber, dass es ein öffentliches Konzert sei und ich auch teilnehmen könnte. Das gelang nicht. Das Konzert war exklusiv für die zahlenden Gäste der Hurtigruten. Ich hätte das Konzert gern angehört, aber andererseits war ich todmüde. Also zurück zum Schiff und auf direktem Weg ins Bett.
Ich schlief gut, aber mir fehlte die frische Luft. In der Kabine ist man doch recht eingesperrt bzw. ausgesperrt von der frischen Luft.
Frühstück war wieder gut, aber um 7:00 Uhr war das Restaurant voll. Viele Passagiere hatten Ausflüge gebucht. Man kann auf dem Schiff Ausflüge buchen, steigt bei diesen Ausflügen z.B. in einen Bus, fährt zu den Attraktionen und geht ein oder zwei Stationen später wieder auf das Schiff. Die Ausflüge sind teuer.
Die Fahrt von Harstad nach Andøya erlebte ich heute im Whirlpool und hatte ein nettes Gespräch mit norwegischen Touristen aus Südnorwegen, die teilweise das erste Mal hier im Norden ihres Landes unterwegs sind.
In Andøya fuhren wir immer so, dass ich den Weg nach Norden, den ich gefahren bin, immer im Blick hatte. Da kamen die Erinnerungen hoch.
Dann erreichten wir Støkmaknes und es war Zeit für einen schnellen Besuch im Museum der Hurtigruten, in das ich wohl besser während meiner Radtour gegangen wäre.
Hier eine Beschreibung aus dem Museum: „Die Geschichte der Hurtigruten ist die Geschichte der norwegischen Küste, ihrer Siedlungen und ihrer Bewohner. Die Hurtigroute hat eine besondere Bedeutung: Sie gehört uns. Die Hurtigroute ist mehr als ein Verkehrsweg. Von Bergen im Süden bis nach Kirkenes im Norden hat die Hurtigroute für die Küstenbewohner eine enorme Bedeutung. Sie ist Teil der Identität von Orten und Menschen geworden. Die Hurtigroute ist zuverlässig und hat etwas Bekanntes, Nahes und Vertrauenswürdiges. Man weiß, wann das Schiff kommt und wo es vorher war. Einige benutzen es zum Verreisen, um Verwandte zu besuchen oder um in den Urlaub zu fahren. Andere haben etwas zu verschicken: ein Auto, ein Paket oder eine Möbelladung für ihren Umzug. Andere wiederum wollen gar nicht mitfahren. Sie wollen nur das Schiff begrüßen und Fotos machen oder im Stammcafé an Bord Freunde treffen, während das Schiff am Kai liegt. Menschen aus dem ganzen Land sind Teil der Gemeinschaft rund um die Hurtigruten. Heute treffen sich die Fans im Netz, um Geschichten und Bilder auszutauschen. Als die Hurtigroute in den 1970er und 1980er Jahren eine Krise erlebte, gab es viel Unruhe. Die Passagierzahlen sanken, der Staat drohte mit Kürzungen. Sollte man die Hurtigruten vielleicht abschaffen? Die Küstenbewohner schlossen sich zusammen. Die Fronten waren verhärtet. In den 1990er Jahren kam endlich die Parlamentsentscheidung, auf die alle gewartet hatten: Die Hurtigruten war gerettet.“
Noch ein Zitat: „“Der Strom ist ausgefallen, die Züge müssen stehen bleiben, die Flugzeuge stecken auf dem Boden fest. Sie haben die Bergstraßen gestern geschlossen und die Autos geben keinen Ton mehr. Nur der Küstenexpress geht seinen fröhlichen Weg.“
Mir war die Bedeutung der Hurtigruten und die emotionale Verbindung der Norweger zu den Hurtigruten nicht bewusst, aber das gesamte Museum zeigte den Stolz der Norweger auf diese Schiffslinie. Außerdem konnte man das 1956 gebautes Schiff „Finnmarken“ der Hurtigruten besichtigen.
Die Fahrt ging dann weiter. Mittlerweile waren dicke Wolken am Himmel und es regnet immer wieder. Die Stimmung in den Fjorden war aber trotzdem sehr schön. Wir fuhren hinein in den 26 km langen Raffsund. Er ist nicht sehr breit und einer seiner Seitenarme, der Trollfjord, ist dann sehr schmal. In diesen sind wir gefahren: hinein, das Schiff drehte und wieder heraus. Beeindruckend. Hierher führen auch die Seeadler-Ausflüge von Svolvær. Ich sah im Raffsund einen Seeadler.
Dann gab es ein frühes Abendessen und um 18:40 Uhr erreichten wir Svolvær. Wir hatten hier knapp 2 Stunden Aufenthalt. Es nieselt etwas, die Wolken hängen tief und es war kalt, aber ich machte einen kleinen Spaziergang zu der kleinen Insel Svinøya vorm Stadtzentrum, die ich schon von einem früheren Besuch kannte.
Der letzte Stopp auf den Lofoten ist heute Stammsund. Nach einem kurzen Aufenthalt verlassen wir die Lofoten und fahren über Nacht weiter nach Süden.