Wieder südlich vom Polarkreis
Die Fahrt entlang der Lofoten war gestern Abend noch sehr schön. Es regnete bzw. nieselte nicht mehr. Die Wolken hoben sich und der Blick auf die Berge der Lofoten und die des ca. 50 km entfernten Festlandes war frei. Ich verabschiedete mich von den letzten Radlern, die mit mir in Honningsvåg eingestiegen waren und in Bodø in der Nacht ausgestiegen sind.
Ich schlief wesentlich besser als die vorherige Nacht, frühstückte heute Morgen und startete dann zu einer Runde auf Deck. Völlig unvorbereitet öffnete ich die Außentür. Ein warmer schwüler Wind traf mich. Die Sonne schien bei blauem Himmel. In Nesna hatten wir später 25° und in Brønnøysund 26°.
Wir überquerten wieder den nördlichen Polarkreis. Auch auf dieser Route steht auf einer kleinen Insel ein Globus, der den nördlichen Polarkreis markiert.
Der Wind wehte teilweise heute Vormittag sehr stark. Es sind Fallwinde, die vom Land kommen. Wir erlebten vermutlich eine Seltenheit. Das Schiff konnte in Sandnessjøen nicht am Stadtkai anlegen. Der Kapitän wählte zum Anlegen den Industriekai, versuchte das Anlegen, brach das Anlegen wegen der Winde ab und fuhr ohne Halt in Sandnessjøen weiter. Passagiere konnten nicht aus- und nicht einsteigen. Ausflüge wurden abgesagt.
Trotz des starken Windes ist der Wellengang nicht so stark, dass es Auswirkungen auf das Schiff hat. Das Schiff liegt weiterhin ruhig im Wasser.
Nach Sandnessjøen passierten wir den Berg „Die sieben Schwestern“. Eine eindrückliche Bergformation, die ich schon auf der Radtour gesehen hatte.
Der blaue Himmel wurde dann nach und nach von Wolken bedeckt, um dann kurz Regen abzugeben und dann wieder fast wolkenlos zu werden.
Am Abend passierten wir den Torghatten. Der Torghatten ist auch ein eindrücklicher Berg. Er hat ein Loch: 160 m lang, 35 m hoch und 20 m breit. Der Legende nach entstand das Loch durch einen Pfeil von einem Troll. In Wirklichkeit entstand das Loch durch das Wasser des Meeres. Der Wasserstand war früher höher und das Wasser schuf dieses Loch. Die Busfahrt zum Berg wurde wegen der Winde heute nicht durchgeführt.
In einem Vortrag wurde heute das Schiff vorgestellt. Die Hurtigruten hat 14 Schiffe, die diese Küstenlinie aufrecht zu erhalten. Die Hurtigruten feiern dieses Jahr 130-jähriges Jubiläum. Der Start war am 2.8.1893.
Auf der „Kong Harald“ arbeiten ca. 70 Besatzungsmitglieder: 10 Küche, 10 Restaurant, 20 Reception+Kabinen+Bar, 3 Ausflüge, 5 Brücke, 9 Motor. 7 Seemänner, 7 Lehrlinge. Sie haben 22 Tage Dienst und danach 22 Tage frei. Dies entspricht zwei Fahrten von Bergen, nach Kirkenes und zurück nach Bergen. Der Wechsel der Besatzungsmitglieder findet nicht unbedingt in Bergen oder Kirkenes statt, sondern erfolgt in den Heimathäfen der einzelnen Besatzungsmitglieder, so entfällt eine längere Heimfahrt für die Besatzungsmitglieder. An Bord arbeiten sie in Schichten von 10 bis 12 Stunden pro Tag.
Die „Kong Harald“ wurde 1993 in Strahlsund gebaut. Sie wurde nun umgebaut und fährt im Hybrid-Betrieb mit Diesel und Strom. Sie ist 221 m lang, 19 m breit, hat einen Tiefgang von 5 m, hat 221 Kabinen mit 498 Betten, kann 590 Passagiere und 22 Auto aufnehmen. Sie fährt unter der Flagge von Norwegen. Damit entsprechen Bezahlung und Versicherungen der Angestellten norwegischen Standards.
Am Nachmittag hielten wir längere Zeit in Brønnøysund. Von Brønnøysund sind es jeweils 840 km zum südlichsten und zum nördlichsten Punkt von Norwegen. Wir sind in der Mitte von Norwegen. Ich lief etwas durch die Stadt. Es gibt nichts Besonders dazu zu berichten.
Zwischen Brønnøysund und Rørvik fuhr das Schiff im Abendlicht durch wunderschöne Landschaft.
Heute wurde aufgrund der 130 Jahre Hurtigruten ein 5-Gang-Menü zum Abend serviert. Es schmeckte sehr gut.
Insgesamt ist der Aufenthalt hier ein großes Kontrastprogramm zu der Radtour. Ich komme klar damit, aber statt dem Mehrgangmenü würde ich den Couscous vorziehen und statt der wenigen Bewegung würde ich lieber Rad fahren.
Den letzten Hafen für heute, Rørvik, haben wir schon verlassen.