Ich bin nicht an der Copacabana in Rio de Janeiro. Ich bin am Titicaca-See in Bolivien in einem Ort, der auch Copacabana heißt.
Es gibt die Möglichkeit, einen Bus von La Paz nach Copacabana zu nehmen, bei der man vom Hostel in La Paz abgeholt wird. Dieses Busticket habe ich in einer der vielen Reiseagenturen in der Calle Sagarnaga in La Paz gekauft. Ich sollte zwischen 7:15 und 7:30 abgeholt werden. Frühstück gab es im Hostel ab 7:00 und es reichte für ein schnelles Frühstück, denn 7:15 wurde ich abgeholt. Ich war die erste Reisende, die abgeholt wurde. D.h. dass wir dann noch etwas durch die Stadt fuhren, um alle Reisende von ihren Hotels oder Hostels abzuholen. 8:15 verließen wir La Paz. Es ging wieder zuerst auf die Hochebene und durch El Alto und dann Richtung Titicaca-See. Die Fahrt führte wieder durch wunderschöne Landschaft. Es gab eine kurze Pause und ca. 10:30 waren wir in San Pablo de Tiquina am Titicaca-See. Dort mussten wir den See überqueren. Eine Brücke gibt es nicht. Also mussten wir aussteigen und mit dem Boot über den See fahren. Der Bus fuhr mit einem größeren Boot auch über den See. Auf der anderen Seite angekommen, stiegen wir alle wieder in den Bus und nach ca. 45 Minuten waren wir in Copacabana.
Ich habe hier im Hostal La Cupula ein Zimmer für drei Nächte gebucht. Das Hostel wurde mir von dem Ecuadorianer empfohlen, den ich in Potosí getroffen habe und es ist eines der besten Hostels, das ich je hatte. Es liegt etwas oberhalb des Ortes und so hat man einen tollen Blick auf den Ort und den See. Das Haus selbst ist super nett gestaltet und die Zimmer sind richtig gemütlich eingerichtet. Ich freue mich richtig, dass ich in dieser Oase die nächsten Tage verbringen kann. Ich kam 11:50 im Hostel und eine meiner ersten Fragen war, ob es einen Fernseher gibt, denn 12:00 begann das Spiel Deutschland gegen Portugal. Mein Zimmer war eh noch nicht fertig und ab 12:00 war mein Interesse ganz auf das Fußballspiel gerichtet, was sich ja auch wirklich gelohnt hat. 4:0! Wer hätte das gedacht? Sehr gut. Nach dem Spiel war ich hungrig und beim Hostel ist auch ein Restaurant und dort aß ich dann wieder Forelle aus dem Titicaca-See. Auch sehr gut.
Am Nachmittag erkundete ich etwas den Ort Copacabana. Na ja sehr viel zu erkunden gab es nicht, aber es ist ein netter Ort, der mit Reiseagenturen, Cafés und Restaurants auf Touristen eingerichtet ist. Es gibt eine sehr schöne Kirche, die ich mir heute auch gleich angeschaut habe. Hier lässt es sich aushalten und ich fühle mich hier viel wohler als in La Paz.
Schlecht ist, dass die Internetverbindung im Hostel auch nicht so genial ist. Mittlerweile habe ich fast alle Fotos vom Madidi Nationalpark auf Flickr hochgeladen, aber es warten ca. weitere 700 Fotos aufs Hochladen. Diese schlechte Internetverbindung ist wohl eher typisch für Bolivien. Dass die Internetverbindung in Sucre nicht so schlecht war, war wohl eher Glück. Apropos Glück. Im Bus saß heute eine Österreicherin neben mir. Sie und ihr Freund sind am Freitag aus Sucre nach La Paz gekommen. Bisher hatte ich nicht gewusst, dass auch Sucre von den Protesten und Blockaden betroffen ist. Aber Sucre ist getroffen und die Situation in Sucre ist wohl eskaliert. Die Polizei ist mit Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen. Überall ist wohl jetzt Polizei. Nach dem sich ja nun mein Aufenthalt in Bolivien dem Ende nähert, kann ich nur sagen, dass ich während der ganzen vier Wochen zwar von den Protesten, Eskalationen, Blockaden gehört habe, aber eigentlich nicht wirklich betroffen war. Das war wirklich Glück. Auch die Straße zwischen La Paz und Copacabana, die ich heute mit dem Bus gefahren bin, war in den letzten Wochen immer wieder blockiert. Was für ein Land? Die Menschen im Hochland blockieren die Straßen sobald sie irgendetwas wollen und fordern. Der Guide der Chalalan Lodge, der selbst im Tiefland wohnt, sagte, dass die Menschen im Hochland keine Gespräche führen und verhandeln können, sondern, dass sie alles auf der Straße durch Blockaden erreichen wollen. Ganz einfach gesagt, sie erpressen mit den Blockaden.
Auf meinen Bildern sieht man ja ab und an eine Frau in der typischen Kleidung: weite Röcke, Bluse oder Pullover bedeckt mit Umhängen und den typischen Kopfbedeckungen. Heute habe ich gesehen, wofür diese weiten Röcke auch gut sind bzw. genutzt werden. Und zwar brauchen die Frauen keine Toilette. Sie hocken sich einfach hin, breiten den Rock aus und erledigen ihr Geschäft. Praktisch!? Die Österreicherin im Bus sagte mir dann, dass sich die Frauen auch einfach in La Paz so für ihr Geschäft auf den Bürgersteig hocken. Dies habe ich nicht gesehen und die Vorstellung finde ich auch nicht so genial.
Apropos Fussball. Die Zeiten für die Spiele sind wohl schon etwas für das europäische Publikum ausgerichtet. Die Zeiten sind hier in Bolivien 12:00, 15:00, 18:00 und 21:00. Ich habe mir alle Spiele der deutschen Mannschaft in den Kalender geschrieben und hoffe, dass ich meine Reise entsprechend anpassen kann. Heute hat es mit 12:00 geklappt, aber wenn man unterwegs ist, ist 12:00 ganz schön früh.
In Bolivien, in Santa Cruz, findet gerade der G77-Gipfel statt. Dies ist ein Gipfeltreffen von 77 Staats- und Regierungschefs von Entwicklungsländern plus China. G77 gibt es seit 50 Jahren, aber ich hatte noch nie von G77 gehört.
Hasta mañana Birgit