Zuerst muss ich zwei Nachträge machen.
Nachtrag 1: Für alle Beatles Fans habe ich eine gute Nachricht. John Lennon lebt. Ich habe ihn getroffen auf dem Flughafen in Rurrenabaque, er stand auf der Passagierliste und später habe ich mit ihm gesprochen. John Lennon ist ein Engländer mit roten Haaren und rotem Bart und eben mit dem Namen John Lennon.
Nachtrag 2: Ich sah in La Paz Schuhputzer mit vermummten Gesicht. Ich wunderte mich kurz, aber dann fiel mir ein, dass ich schon gehört hatte, dass der Beruf des Schuhputzers hier nicht angesehen ist und dass die Schuhputzer aus Scham ihr Gesicht verdecken.
Nun zum El Choro Trek. Wir trafen uns am ersten Tag 8:30 im Büro der Agentur Aka Pacha Travel. Mit mir auf den Trek gingen das australische Paar, mit denen ich zusammen in der Chalalan Lodge im Madidi Nationalpark war, und ein Deutscher, der zufällig auch im gleichen Hostel wie ich wohnte. Wir hatten zwei Guides. Sie trugen unsere zwei Zelte sowie das Essen und sie waren unsere Guides und Köche. Wir fuhren mit einem kleinen Minibus raus aus La Paz in Richtung Coroico, was wieder sehr interessant war. Die alte Straße zwischen La Paz und Coroico gilt als die gefährlichste Straße der Welt, da hier in früheren Jahren sehr viele Unfälle passiert sind. Diese Straße war sehr eng und der Abgrund an einer Seite der Straße sehr steil und tief. Mittlerweile wurde eine neue Straße gebaut und die alte Straße wird von Radfahrern und Mountainbikers genutzt. Viele Agenturen in La Paz bietet hier die Abfahrt von Le Cumbre nach Coroico auf der alten Straße der heute sogenannten Death Road an. Ich habe mich entschlossen, diese Abfahrt mit dem Fahrrad nicht zu machen. Ich laufe die Strecke. Na dies stimmt nicht ganz, es nicht die gleiche Strecke ist, aber der El Choro Trek führt auch von El Cumbre nach Coroico. Wir fuhren also bis nach El Cumbre und eigentlich sogar etwas weiter. Wenn man den Trek in El Cumbre startet, muss man noch bis zum höchsten Punkt des El Choro Treks laufen. Wir sind bis zum höchsten Punkt gefahren. 4900m sagte der Guide. Warum ist mir beim Lesen der Beschreibung des Treks oder beim, Aufschreiben der bloßen Zahlen für den letzten Blogeintrag nie eingefallen, dass der ganze Trek bergab geht und dass dies anstrengend sein könnte? Erst in dem Moment, in dem ich auf 4900m stand und auf den Weg hinunter blickte, fiel es mir auf und mir fiel der dritte Tag der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran ein, an dem man 1900m bergab geht und der sehr anstrengend ist.
Wir liefen also am ersten Tag auf 4900m so ca. 10:30 los und um uns herum war alpine Bergwelt. Auch Gletscher sahen wir. Der Weg führte am Anfang doch recht steil bergab und wir sahen von oben Inka-Ruinen. Es war ein wunderbarer Tag, blauer Himmel und Sonne. Wir liefen an Lama- und Schafsherden vorbei. Nach und nach wurde es grüner. Irgendwann gab es die ersten Büsche und dann auch die ersten Bäume. Wir hatten Mittagessen so ca. 12:30. Es gab ein einfaches aber typisches Essen und zwar Bohnen, Mais, Kartoffeln und Käse. Alles zusammen war in einer Plastiktüte. So wie man es auf dem Markt kaufen kann bzw. wie die Menschen es in La Paz auch auf der Straße essen. Und zum Nachtisch gab es eine Banane. So gegen 16:00/17:00 kamen wir zu einem Campingplatz an einem Fluss. Unsere Zelte wurden aufgebaut. Ich teilte mir ein Zelt mit dem Deutschen. Die letzten Meter bis zum Campingplatz kämpften wir alle, da es den ganzen Tag nur bergab ging. Wir liefen auf alten Wegen der Inkas, die waren meistens mit Steinen gepflastert und diese Steine machten den Weg bergab noch anstrengender. Auf dem Campingplatz traf ich das Paar aus Frankreich wieder, mit denen ich den Maragua-Trek in Sucre gelaufen bin. Was für eine Überraschung. Kaum waren wir angekommen, ging es mir relativ plötzlich gar nicht gut. Und ich wusste, dass ich nun nichts essen und trinken kann, da dies sowieso nicht den vorgesehen Weg durch meinen Magen nehmen würde. Ich wusste, dass ich nun einfach nur schlafen musste. Ich wusch mich im Fluss und legte mich schlafen. Der Campingplatz auf dem wir übernachteten, hatte außer dem Fluss keine Waschgelegenheit und die Toilette war eine der schlimmsten Toiletten, die ich je gesehen habe. Auf dem Campingplatz trafen sich alle Gruppen, die den El Choro Trek laufen: das französische Pärchen mit ihrem Guide, eine vierköpfige Familie aus den USA mit zwei Guides, drei Portugiesen mit zwei Guides, 11 Israelis mit zwei Guides und wir vier mit unseren beiden Guides.
Wir erwartet schlief ich nicht genial, aber mir ging es am Morgen des zweiten Tages wieder gut. Wir frühstückten gegen 7:00 und dann liefen wir los. Der Weg war anders als beim ersten Tag. Es ging nicht mehr nur bergab, sondern ging auf und ab und war sehr abwechslungsreich. Mittlerweile durchquerten wir Wald und es war feucht und warm. Die Bäume waren mit Flechten bewachsen. Es wuchsen Farne überall. Märchenhaft. Der Weg war häufig von einer moosbewachsenen Mauer begrenzt, also war auch dies ein alter Inka-Weg. Mittagessen gab es so ca. 12:15 an einem Ort, der Buena Vista also Schöner Blick hieß. Und wirklich von dort hatten wir einen super Blick auf die Berge. Es gab Reis mit Ei und Tomate und zum Nachtisch einen Apfel. Die Frau, die dort wohnt, webte auf der Wiese einen wunderschönen Teppich aus Schafswolle. Ihre Werkzeuge waren u.a. die Hörner von Schaffen. Wir liefen dann ca. 13:00 weiter und kamen am Nachmittag u.a. an einem Fluss vorbei, in dem die Männer unserer Gruppe ein Bad nahmen. Kurze Zeit (ca. 16:00) später erreichten wir unseren Übernachtungsplatz bei San Francisco. Hoch oben über dem Fluss lag dieser Campingsplatz. Wirklich sehr genial. Die Toilette war diesmal besser. Es war eine Grube mit zwei Bretter drüber, auf die man sich fürs Geschäft draufstellen musste. Der Sohn der Besitzerin des Campingsplatz freute sich über die Ankunft der ganzen Touristen, den nun starteten sein tägliches Beschäftigungs- und Unterhaltungsprogramm. Wir aßen zum Abendessen eine Quinoa-Suppe und dann gab es Kartoffelmus mit gebratenem Würstchen. Es gab zwar Licht auf dem Campingsplatz, aber kein Radio und kein Fernseher und so startete die Fussball-WM gestern ohne uns. Der Deutsche lief am Abend noch zum Nachbar-Campingplatz und erfuhr, dass Brasilien 3:1 gegen Kroatien gewonnen hat. Ich selbst ging früh schlafen und dann passierte etwas sehr ärgerliches. Unser Zelt stand neben der Küche, in der die Guides für ihre Gruppen kochten. Es wurde bis 24:00 gekocht und außerdem waren Israelis mit auf unserem Campingplatz, der sehr klein war und die Israelis nahmen keinerlei Rücksicht auf andere Touristen. Sie riefen und schrieen bis spät. Furchtbar. Ich war innerlich auf 180. Gegen 24:00 konnte ich endlich schlafen und dann hörte ich ein Geräusch aus der Küche. Es war 3:00 und die Küchenarbeiten begannen. Uns trennte nur eine dünne Bretterwand vom Klappern des Geschirss. Ich dachte nur, dass dies ja wohl jetzt nicht wahr sein kann. Ich schnappte mir meine Isomatte und den Schlafsack und legte mich ca. 50m weiter ins Gras zum Schlafen. So bekam ich wenigstens noch zwei Stunden Schlaf. Wie mir erging es auch den Australiern. Sie sagten, dass sie wohl nur zwei Stunden geschlafen hätten.
Der dritte Tag, also heute, begann mit dem Frühstück um 6:00. 6:30 kurz nach dem die Sonne aufgegangen war, liefen wir los. Auch heute war die Landschaft wieder sehr schön, aber heute war es keine gemütliche Wanderung mehr, sondern das Ziel war kurz nach 12:00 in Chairo zu sein. Also war es eher ein Marsch und es machte nicht wirklich Spaß. Aber wir waren kurz nach 12:00 in Chairo, ein kleiner Ort mit ein paar Häuser. Dort gab es noch ein Mittagessen. Es gab Nudeln und Würstchen und Tomate. 13:00 fuhren wir mit dem Minibus nach Coroico. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich eigentlich in Coroico bleiben wollte, da ich schon vor einem Jahr eine Empfehlung für eine sehr schöne Übernachtung hier erhalten habe, aber morgen ist hier in La Paz ein großen Fest, Gran Poder, und dies ist nur einmal im Jahr und dies möchte ich mir anschauen. Also fuhren wir von Coroico alle zusammen mit dem normalen Minibus nach La Paz. Wir fuhren 14:15 los und waren 17:00 da. Die Fahrt war etwas anstrengend, da die Sitze einfach nicht für lange Beine gemacht waren. Ich wusste nicht wirklich, wohin ich meine Füße stellen sollte und dies nach drei Tagen Wanderung. Die Fahrt selbst durch die Berge war aber genial. Als wir in La Paz ankamen, gab es ein großes Stöhnen bei allen, denn wir alle sind groß und so hatten alle das gleiche Problem mit den Beinen wie ich. Der Deutsche und ich nahmen ein Taxi zum Hostel. Vorher verabredeten wir uns mit den Australiern aber noch zum deutschen Essen im Restaurant „Reineke Fuchs“ hier in La Paz. Dort trafen wir uns später zum Abendessen. Wir hatten normale Bratwurst, Thüringerbratwurst, Kassler, Eisbein mit Sauerkraut und Kartoffelmus. Dazu gab es Erdinger Weißbier alkoholfrei für mich. Und es schmeckte richtig gut. Vorher im Taxi zum Hostel fragten wir den Taxifahrer nach den letzten Fussballergebnissen und ich war überrascht vom 5:1 der Holländer gegen Spanien. Was ist denn da passiert?
Zusammenfassend zu den letzten Tagen kann ich sagen, dass der El Choro Trek durch sehr schöne Landschaft führt und wirklich toll ist. Er ist etwas anstrengend für die Knie, da es doch fast immer bergab geht. Am ersten Tag liefen wir fünf, am zweiten acht und am dritten Tag sechs Stunden. Und insgesamt wohl 60km lt. unserem Guide, wobei mir diese Kilometerzahl etwas hoch vorkommt. Die Agenturen, die den Trek anbieten, unterscheiden sich kaum, dies haben wir in den Gesprächen mit den anderen Wanderern festgestellt. Bei allen rochen die Zelten und die Schlafsäcke komisch. Das Essen unterschied sich aber etwas.
Die Internetverbindung hier im Hostel in La Paz ist bescheiden. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich alle Fotos vom Madidi Nationalpark und vom El Choro Trek hochgeladen habe.
Hasta mañana Birgit