Der Wecker klingelte wieder 6:30, da wir einen frühen Bus von Potolo nach Sucre nehmen wollten. Wir sind heute nicht mehr gewandert. Unser Guide bereitete wieder das Frühstück und um 8:00 liefen wir zum Bus, dieser kam auch gerade vorbei als wir gerade die Straße erreichten. Irgendwie wollte uns aber dieser Bus nicht mitnehmen. Unser Guide hatte das Geld schon bezahlt, aber er bekam es wieder zurück. Wir wissen nicht warum. Entweder waren wir zu langsam beim einsteigen für den Fahrer oder wir waren zu viele Ausländer oder was auch immer. Damit hatten wir noch etwas Zeit in Potolo, obwohl es da nicht wirklich viel zu sehen gibt, eine Plaza, eine Kirche und natürlich die Menschen. Es fuhren weitere Busse nach Potosí, diese wollte unser Guide nicht nehmen, also warteten wir bis ein kleiner Minibus fuhr. Wir warteten bis ca. 9:00. In diesem Minibus war Platz für 20 Leute und es gab sogar eine Sitzplatznummerierung. Es war nicht sehr komfortabel, aber obwohl die Fahrt fast drei Stunden nach Sucre dauerte, war die Fahrt kurzweilig, da die Landschaft gigantisch war und ich fand es auch interessant, die Menschen zu beobachten, die mit uns im Bus saßen. Die Menschen können selten Spanisch, sie unterhalten sich in Quechua, dies ist die Sprache der Inka. Bevor dieses Gebiet hier den Inka gehörte, sprachen die Menschen, die hier wohnten eine andere Sprache. Es roch im Bus nach Coca-Blättern und natürlich kauten fast alle Coca. Die Straße erklomm nach Chaunaca den Berg, den wir vor zwei Tagen über den Inka-Trail von Chacaquila hinab gelaufen sind. Dabei gab es natürlich vorm Abgrund keine Leitplanke, sondern es ging von der schmalen Straße direkt bergab und dies teilweise ganz schön steil. Von oben gab es noch einmal einen tollen Blick auf den Maragua-Krater. In Sucre kamen wir so ca. 12:00 an. Wir nahmen ein Taxi zur Innenstadt und ich war überrascht, dass wir zu viert hinten auf der Rückbank relativ gut Platz hatten. Na gut in dem Minibus vorher hatten wir ja auch nicht mehr Platz. In dem vegetarischen Restaurant der Condortrekkers gab es für uns noch ein Mittagessen (Erdnusssuppe mit Kartoffeln und Nudeln sowie mit Käse gefüllte Kartoffeln und Salat) und dann hieß es Abschied nehmen. Dies war für mich nicht so schwer, da wir in der Gruppe zwar keine Schwierigkeiten miteinander hatten, aber eine super Gruppe war es halt auch nicht.
Was wird mir von den letzten Tagen im Kopf bleiben? Ich vermute u.a. die Armut bzw. das was ich als Armut interpretieren würde. Die Höfe, die weit ab in den Bergen liegen. Die Menschen, die urplötzlich erscheinen und man weiß nicht woher. Die kleinen Lehmhäuser, in denen so wenig Heimeliges in unserem Sinne. Aber auch die Gesichter der alten Frauen und Männer mit den tiefen Falten, die so wunderschön anzusehen waren, aber natürlich von einem harten Leben in den Bergen geprägt sind und erzählen. Die Füße in den aus Autoreifen gefertigten Schuhen, die diese Bergpfade so einfach bewältigen und die so zerfurcht sind.
Die Fotos der letzten Tage werden wohl nur langsam auf Flickr zu sehen sein. Die Internet-Verbindungen im Hostel oder in den beiden Cafés, die ich jetzt schon ausprobiert habe, sind nicht so genial.
Ich war heute in einem Laden der Kooperative Inca Pallay. Dort werden die Webereien der Frauen aus den Gebieten Jalq’a und Tarabuco gezeigt, erläutert und verkauft. Jalq’a liegt nordwestlich und Tarabuca südlich von Sucre. In dem Gebiet Jalq’a war meine Wanderung in den letzten beiden Tagen. Also sah ich dort genau diese rot-schwarzen Webereien, von denen ich berichtet hatte und von denen ich begeistert bin. Die Arbeiten sind wirklich wunderschön, aber auch wirklich teuer, aber nicht so teuer wie in Maragua. Für die Deckchen-Größe, die uns in Maragua zum Kauf angeboten wurde, muss man in dem Laden keine 1000 sondern ca. 500 Bolivianos bezahlen. Ich überlege ernsthaft etwas zu kaufen. Mal sehen wie ich mich entscheiden werde. Der Laden hat auch eine Webseite, auf der die Muster und die Webereien erklärt sind: www.incapallay.org.
Zurück in Sucre wollte ich heute ein Busticket nach Tarabuco für morgen kaufen, da in Tarabuco jeden Sonntag ein Markt ist, der wohl sehr schön ist, obwohl er mittlerweile auch sehr touristische ist. Leider musste ich erfahren, dass Morgen ein Autorennen stattfindet und die Straßen gesperrt sind und man von Sucre Morgen nicht nach Tarabuco zu diesem Markt kommt.
Heute ist mein 300.Reisetag. Wahnsinn. Oder? Was heißt dies für mich? Ich reise nun schon fast 10 Monate und jeder Tag war voll mit neuen Eindrücken, Begegnungen und sehr interessant. Dreiviertel meiner Reise sind damit vorbei, aber ich habe noch ein Viertel bzw. 100 Reisetage, denn ich komme genau an meinem 400.Reisetag wieder in Stuttgart an. Dies ist natürlich nicht ganz zufällig. Ich weiß, dass auch die nächsten 100 Tage noch ein paar Highlights für mich bereit halten und ich freu mich drauf.
Hasta mañana Birgit