Maragua-Trek – Tag 1

6:00 klingelte der Wecker. Frühstück gab es um diese Zeit noch nicht im Hostel. Ich deponierte fast alle meine Sachen im Hostel und nahm nur die Sachen in meinem großen Rucksack mit, die ich für die nächsten drei Tage brauche. Das Büro von Condortrekkers ist keine fünf Minuten vom Hostel entfernt und so war ich auch pünktlich 6:30 dort. Ich wusste, dass zwei Franzosen mit auf die Wanderung gehen sollten und sie waren schon im Büro von Condortrekkers. Es stellte sich heraus, dass wir zusammen in Potosí die Minentour mit Big Deal gemacht haben. Wir äußerten alle unsere Freude, dass wir uns für die 3-Tagestour von Condortrekkers zur gleichen Zeit interessiert haben. Ich habe nun schon mitbekommen, dass die Tour nicht so oft stattfindet, da einfach minimal 3 Personen die Tour buchen müssen. Beimar, der Bolivianer mit dem ich mich gestern über Owen, Kirchheim und Stuttgart unterhalten hatte, war auch da sowie seine Tochter, die mit uns auf die Wanderung gehen sollte sowie unser Guide Rogelio. 
Mit dem Auto fuhren wir alle nach Chataquila. Zwischendrin war einmal die Straße gesperrt. Es war 7:00 und es hieß, dass die Straße erst 8:00 geöffnet würde und dass sie geschlossen ist, wegen eines Radrennen. Ein Radrennen um diese Uhrzeit, dass konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Und da kam auch kein Radfahrer und 7:15 war die Straße wieder offen. Chataquila ist kein Dorf, wie ich gedacht hatte, sondern eine Kirche und ein Platz für Feste. Die Kirche ist zu Ehren der Jungfrau von Chataquila errichtet. Jeder Ort hat in Bolivien seine eigene Jungfrau und mixt den früheren Glauben mit dem katholischen Glauben. Die Jungfrau ist auch Pachamama, die Mutter Erde. In Chataquila gibt es zwei Mal im Jahr ein Fest, einmal am 2.8. und einmal im September. Im August wird einer der ersten Revolutionäre, Tomás Katari, gegen die Spanier geehrt, der hier 1781 ermordet wurde. Und im September wird die Jungfrau von Chataquila geehrt. Vor der Kirche gab es Frühstück und ca. 8:45 liefen wir los. Jeder hatte zuvor noch Dosen mit Essen in sein Gepäck bekommen. Zuerst ging es einen alten Inka-Weg hinab nach Chaunaca. Die Inkas nutzten diese Wege in ihrem Reich für den Transport von Waren und Nachrichten. Für die Nachrichten gab es Boten, die 100km am Tag laufen konnten und so Nachrichten schnell im Reich verbreiten konnten. Wir sahen von weitem schon unser heutiges Tagesziel den Krater von Maragua, aber bis dahin sollte es noch ein paar Stunden dauern. Den Inka-Trail verließen wir in Chaunaca. Wir bezahlten eine Art Eintrittsgeld für den Inka-Trail bei einer Frau, die ein altes Radio umhängen hatte und damit Musik hörte. Ich weiß nicht, ob der Inka-Trail noch weiterführt oder ob hier nur die Wegstrecke von Chataquila bis Chaunaca erhalten ist. Von Chaunaca gingen wir entlang des Flusses Ravelo. Wir sahen hier die ersten Anden-Papageien, die uns mit ihrem schrillen Ruf begleiteten und die durch ihr grünes Gefieder gut zu sehen sind. So gegen 13:00 erreichen wir den Wasserfall, der wunderschön aus einer Felswand hervorkam und ein paar Meter tiefer in einem kleinen See endete. Am Wasserfall gab es Mittagessen. Unser Guide Rogelio bereitete Tomaten, Gurken, Käse, Avocado sowie Salat vor und es gab Sandwiches zum Selbstbelegen. Nach einer Pause nahmen wir den Aufstieg zum Krater Maragua in Angriff und dies war schon ein bisschen anstrengend, da die Luft hier sehr trocken ist und es recht warm war. Die Höhe selbst war aber kein Problem. Wir sahen nun den Wasserfall von oben und kamen an kleinen Höfen und Felder vorbei. Viele der Höfe waren bewohnt und einmal kam auch ein Mädchen zu uns und bot uns Armbänder zum Kauf an. Wir machten immer wieder Pausen und erreichten ca. 17:00 den Maragua Krater. Das es ein Krater ist, erkennt man nicht gleich, da der Durchmesser 8km ist, aber wenn man genauer hinschaut erkennt man, dass die Landschaft irgendwie die Form eines Kraters hat. Dessen Entstehungsgeschichte ist wohl nicht ganz klar. Es ist wohl kein Vulkankrater. Zu Zeiten der Dinosaurier war der Krater wohl ein See. Wir liefen bis zum Dorf Maragua. Dort übernachten wir heute in den Cabañas „Marawa“. Wir mussten etwas warten, da niemand bei den Cabañas war, der uns einen Schlüssel geben konnte. Unterdessen verdienten sich zwei Mädchen aus dem Dorf etwas Geld, in dem sie 2l-Wasserflaschen für jeden von uns besorgten. Ich hatte auf dem Weg durch das Dorf keinen Laden gesehen, aber die Mädchen sind von hier und wussten, wo sie einkaufen können. Cabañas wird im Spanischen für Ferienhäuser benutzt. Wir fünf haben hier also ein kleines Häuschen mit Küche, Bad und zwei Schlafzimmern mit zwei Betten. Mit ist aktuell noch nicht klar, wo unser Guide schlafen wird, da wir, die zahlenden Gäste, die Betten belegt haben. Nach einer kalten aber erfrischenden Dusche ruhten wir etwas aus. Währenddessen kochte unser Guide eine Gemüsesuppe mit Nudeln und Quinoa mit Gemüse. Beides war sehr gut. Außerdem kam einen Frau mit eigenen Webarbeiten in rot und schwarz und mit wunderschönen Phantasiemustern und bot uns diese zum Kauf an. Die Deckchen waren ca. 50x30cm groß und waren wirklich schön. Der Französin und mir gefiel das gleiche Deckchen und wir hätten es beide gern gekauft, aber dazu kam es nicht, da der Preis 1000 Bolivianos also 100 Euro war. Ja soviel Geld habe ich auf der Wanderung nicht dabei und für 1000 Bolivianos kann man hier einige Tage leben als Tourist und es ist ungefähr der halbe Monatslohn eines Polizisten. So viel sollte das Deckchen kosten? Nee. So kam es zu keinem Geschäft, auch die Französin hatte so viel Geld nicht dabei. 
Heute sind wir ca. 8 Stunden unterwegs gewesen und ca. 17km gelaufen, morgen sollen es 9 Stunden sein. Dann werde ich mal ins Bett gehen, denn ich bin müde und morgen soll der Wecker 6:30 klingeln.
Hasta luego Birgit