Ich hatte ja mein Busticket für heute nach Sucre direkt im Hostel gebucht und das Hostel arbeitet mit der Busgesellschaft Transtin del Rey zusammen. Diese hat vier Busse nach Sucre am Tag, einen 7:00, einen 13:00 und weitere zwei am späten Nachmittag. Ich hatte ein Busticket für 13:00 gekauft, da 7:00 mir zu früh war, und so hatte ich den ganzen Vormittag noch Zeit in Potosí. Es gibt noch weitere Busgesellschaften und eigentlich fährt immer ein Bus nach Sucre und normalerweise wäre ich dann eher am Vormittag schon gefahren. Im Endeffekt bin ich aber nun froh, dass ich den Bus 13:00 hatte, sonst hätte ich keine Zeit mehr für den Besuch des Casa Nacional de La Moneda gehabt, welches am Sonntag Nachmittag und Montag geschlossen ist.
Ich bin also heute morgen 9:00 zum Beginn der Öffnungszeit im Casa Nacional de La Moneda gewesen. Man kommt auch dort nur mit einer Führung rein und die Führungen in englischer Sprache beginnen am Vormittag 9:00 und 10:30. Das Casa Nacional de La Moneda ist die ehemalige Münzherstellung von Potosí. Der Bau, der heute als Museum zu besichtigen ist, ist das zweite Gebäude der Münzherstellung. Seit 1575 wurden hier Silbermünzen hergestellt. Die Währung war Reales. Im Museum sieht man, wie die Münzen zu Beginn hergestellt wurden und wie sich die Münzen und die Maschinen im Laufe der Zeit entwickelten. Es wurden zuerst die Münzen für die Spanier und dann die Münzen für die Republik Bolivien und auch für andere südamerikanische Länder hergestellt. Das Silber und die Münzen für Spanien wurden von Potosí nach Arica im heutigen Chile an das Pazifische Meer transportiert. Von dort ging es per Schiff nach Panama. In Panama wurde das Silber über Land zur Karibikküste transportiert, von wo es mit Schiffen nach Havanna ging. In Havanna sammelten sich mehrere Schiffe, um den Weg gemeinsam nach Spanien anzutreten und als Konvoi besser vor Piraten geschützt zu sein. Ein gesunkenes Schiff wurde im 20.Jahrhundert vor der Küste der USA gefunden. Das gefundene Silber im Schiff hatte den Wert von 40 Millionen Dollar. Dies war der Wert von einem Schiff und der Transport nach Spanien dauerte Jahre, damit kann man sich vorstellen, wie viel Silber hier aus dem Berg von Potosí schon gefördert wurde und dann nach Spanien gebracht wurde. Heute ist die einstmals so berühmte und größte Münzherstellung von Südamerika in Potosí nur noch Geschichte. Die aktuellen Münzen, die nebenbei angemerkt Alu-Chips sind, werden im Ausland hergestellt und die Geldscheine werden in Frankreich gedruckt. Interessant war die Information bzgl. des Prägezeichens. Für das Prägezeichen der Münzherstellung von Potosí wurden die Buchstaben der Stadt P, T, S und I übereinander gelegt. Lt. den Ausführungen des Guides leitet sich daraus auch das Währungszeichen für den US-Dollar daraus ab, dies wären die Buchstaben S und I übereinander gelegt. Ob dies stimmt, weiß ich nicht. Er leitete auch das Euozeichen aus dem ehemaligen Prägezeichens von Potosí ab und irgendwie klang es für mich etwas an den Haaren herbeigezogen. Naja vielleicht hat er ja aber auch Recht. Im Museum selbst kann man auch noch Bilder anschauen. Besonders interessant ist ein Bild, welches den Berg Cerro Rico als Mutter Erde zeigt. In dem Bild ist die gesamte Geschichte von Potosí abgebildet. Das Bild ist für Potosí sehr wertvoll. Es gab auch Werke des Malers Melchior Pérez Holguín, er ist ein berühmter Sohn der Stadt Potosí.
Ich bin nach dem Museum ins Café „La Plata“ an der Plaza auf einen Kaffee mit Empanadas und Bananenkuchen gegangen. Im Café traf ich einen Schweizer wieder, der auch das Museum besucht hatte. Wir haben uns sehr nett unterhalten, so dass die Zeit bis mein Bus fuhr, sehr schnell verging.
Vom Hostel nahm ich kurz vor 12:00 ein Taxi zum neuen Busterminal von Potosí. Aus Uyuni war ich am alten Busterminal angekommen. Das neue Busterminal ist etwas außerhalb der Stadt und ist recht groß. Um einen runden Zentralbau sind die Bus-Bahnsteige angeordnet. Der Bau ist für die Zukunft, denn irgendwie wirkte er überdimensioniert. Ich fuhr also mit der Busgesellschaft Transtin Del Rey 13:00 ab. Es war nicht so ein super Bus, wie der Bus von Uyuni nach Potosí, aber er war ok und vollbesetzt. Ich war die einzige Touristin im Bus. Im Bus gab es zwei unterschiedliche Sitzklassen. Der Unterschied bestand in der Beinfreiheit. Das Hostel hatte glücklicherweise einen besseren Platz für mich gebucht. Die Busfahrt führte und ich muss mich da wiederholen wieder durch wunderbare Landschaft. Wir fuhren von 4000m in Potosí auf 2750m in Sucre. Wir fuhren in Potosí auch am Flughafen vorbei. Es ist einer der höchstgelegenen Flughäfen der Welt und wie ich gelesen habe, wurde die Landebahn extra auf 4km erweitert, damit große Flugzeuge hier auch landen können. Aber der Flughafen ist geschlossen, die Gründe dafür sind unbekannt.
Kurz vor 16:00 kamen wir in Sucre an. Ich hatte schon einen Stadtplan und so wusste ich, dass ich nur ein paar Blöcke zu meinem Hostel laufen musste. Auf dem Weg zum Hostel stellte ich dann fest, dass es in Bolivien auch wirklich schöne Städte oder wenigstens eine schöne Stadt nämlich Potosí gibt. Uyuni und auch Potosí waren eigentlich nicht schön. Sucre wird wegen der weißen Häuser die weiße Stadt genannt. Sucre ist die Hauptstadt von Bolivien, wobei der Regierungssitz in La Paz ist und wie eine Hauptstadt wirkt Sucre auch nicht, sondern eher wie eine nette Kleinstadt. Ich habe im Hostel „KulturCafe Berlin“ gebucht. Das Hostel heißt wirklich so und ist der Treffpunkt der Deutschen bzw. der an der deutschen Sprache und Kultur Interessierten. Ich habe auf Grund der günstigen Kosten von 8 Euro wieder ein Einzelzimmer gebucht. Das Einzelzimmer ist in einem winzigen Gartenhaus und erst nach Durchquerung mehrerer Innenhöfe und des Gartens zu erreichen. Sehr nett.
Da ich noch nichts gegessen hatte, zog ich sofort nach Ankunft im Hostel und nach starker Reduzierung meiner Kleiderlagen, denn in Sucre ist es erheblich wärmer, los. Und ich bin froh, dass ich nun weiß, dass es in Bolivien doch gutes Essen gibt. Sucre ist bei Expats sehr beliebt und so gibt es zumindest hier schöne Cafés und Restaurants und auch internationale Küche. Ich hatte schon gelesen, dass Sucre ein Ort zum Verweilen ist, dies ist wohl ganz richtig.
Hasta mañana Birgit