Auch heute morgen war kein Strom da und keiner wusste, wann es wieder Strom in Uyuni geben wird.
Alle in meinem Dorm sind gestern so gegen 21:00 ins Bett. Ja was sollte man machen, wenn kein Strom da ist und es so kalt ist, dass man mit Mütze und Handschuhen und mit mehreren Kleidungslagen bei Kerzenschein hätte sitzen müssen. Dafür war die Ausstattung mit Decken im Bett richtig gut und richtig warm. Ich habe nicht gefroren und sehr gut geschlafen. Das Frühstück war einfach, aber ausreichend und 9:30 sollte ich im Büro der Busgesellschaft Emperador sein und 10:00 sollte der Bus fahren. Ich lief also die zwei Blocks bis zum Büro der Busgesellschaft und war mehr als überrascht, dort einen sehr modernen Bus zu sehen und dies war auch noch mein Bus. Es war ein Bus mit Cama-Ausstattung, d.h. pro Sitzreihe gibt es nur drei Sitze und nicht vier. Die Busfahrt nach Potosí sollte 3,5h dauern und über ca. 200km lang sein. Dafür habe ich 30 Bolivianos also 3 Euro bezahlt. Der Bus fuhr pünktlich 10:00 ab und fuhr wieder durch sehr interessante Landschaft. Die Straße zwischen Uyuni und Potosí ist super gut und scheint noch nicht sehr alt zu sein. Der Sandsturm von gestern war vorbei und so war es heute zwar kalt aber es gab blauen Himmel und Sonnenschein. Wir kamen wieder an kleinen Dörfern, an Quinoa-Felder, die aber schon abgeerntet waren, vorbei, sahen Lamas und Vicuñas und fuhren durch Hochlandtäler und über Pässe. Nach zwei Stunden gab es eine kurze Pause und dann kamen wir 13:30 am Busbahnhof in Potosí an. Vor Abfahrt des Busse hatte ich in Uyuni noch drei Neuseeländer getroffen, mit denen teilte ich mir ein Taxi in das Stadtzentrum, da der Busbahnhof 2km vom Stadtzentrum entfernt ist. Dies kostete dann jeden von uns 5 Bolivianos also 0,50 Euro. Da es ja gestern keinen Strom gab, konnte ich kein Hostel reservieren, aber dies war nicht schlimm. Das Hostel La Casona hatte noch Platz. Ein Bett im Dorm kostet 5 Euro und ein Einzelzimmer 8 Euro. Na glücklicherweise bin ich nicht knapp bei Kasse, also habe ich nun ein Einzelzimmer für 2 Nächte.
Warum fährt man nach Potosí? Das Stadtzentrum von Potosí ist Weltkulturerbe und die Stadt ist berühmt für ihre Silberförderung. Der Berg Cerro Rico ist ein Berg voller Silber. Hier wird seit 500 Jahren Silber gefördert. Als Tourist geht man mit einer Tour in den Berg. Die Arbeitsbedingungen müssen in den gesamten 500 Jahren extrem schlecht gewesen sein und sind es wohl heute noch. Man hat zu Beginn erst die indigene Bevölkerung zur Arbeit im Bergbau gezwungen und dann hat man Sklaven aus Afrika geholt. Teilweise mussten die Menschen im Bergwerk leben und kamen nur ab und an aus der Mine und wieder zurück ins Tageslicht.
Meine erste Aktion in Potosí war, dass ich eine Tour in den Silberbergwerk für morgen gebucht habe. Ich habe bei dem Anbieter Big Deal gebucht. Dieser ist etwas teurer als andere Anbieter, es ist aber der einzige Anbieter, der von ehemaligen Bergarbeitern geführt wird. Damit unterstützt man die Bergarbeiter, die wie schon geschrieben, auch heute noch unter schlimmen Bedingungen arbeiten.
Ich bin etwas durch die Altstadt geschlendert, die wirklich sehr schön ist. Dass Museum, in welches ich eigentlich gehen wollte, hatte heute Nachmittag geschlossen und so bin ich in das Santa Teresa Kloster gegangen. Es gibt wohl heute noch eine kleine Klostergemeinschaft von Nonnen. Die ehemaligen Gebäude des Klosters wurden sehr schön zu einem Museum umgestaltet. Rein kommt man nur mit einer Führung. Es gibt Führungen in Englisch und Spanisch, am Sonntag nur in Spanisch. Ich habe diesmal deutlich mehr verstanden als bei meiner letzten Führung in Spanisch in der Destillerie in Pisco Elqui. Das Museum ist sehenswert. Es gibt eigentlich zwei Teile im Museum, einmal das tägliche Leben der Nonnen und einmal Sammlungen von religiösen Kunstwerken. Ins Kloster wurden die 2.Töchter reicher Familien geschickt und es war eine Ehre ins Kloster zu gehen. Eine Kommunikation mit der Außenwelt war nicht erlaubt. D.h. wenn z.B. von den Nonnen hergestellt Dinge wie Hostien oder Kräuter außerhalb des Klosters gelangen sollten, erfolgte dies über Drehvorrichtungen, die wie Schleusen wirkten. Diese funktionieren heute noch. Eigenartig fand ich, dass ein Raum im Kloster als Friedhof diente. Die dicken Holzdielen waren mit Türen versehen und darunter waren die Gräber. Im Kloster wird auch eine Statue der Jungfrau Carmen (La Virgin del Carmen) aufbewahrt, sie ist eine Schutzheilige von Bolivien. Am 16.Juli gibt es dazu ein Fest und eine Prozession in Potosí.
Potosí liegt auf ca. 4000m und tagsüber in der Sonne war es warm, aber heute Abend wurde es schnell wieder kalt. Ich habe weiterhin zwei Hosen an und wechsle am Oberkörper zwischen 5 und 3 Schichten.
Hasta mañana Birgit