Der Wecker klingelte gestern morgen 6:15, da wir einige Kilometer zu fahren hatten und wir nach Chuquicamata in die größte Kupfermine der Welt wollten und die tägliche Führung dort 13:00 beginnt. Wir fuhren entlang der Küste auf der Ruta 1 nach Tocapilla. Beim Rio Loa kamen wir von der chilenischen Provinz Nummer 1 in die Provinz Nummer 2 und an der Grenze zwischen beiden Provinzen war ein Zoll. Ich hatte diesen schon auf dem Hinweg gesehen, aber da bin ich einfach durchgefahren. Es gab kein Gate und niemand hielt mich auf. Ich vermute, dass dies nicht ganz rechtens war. Denn gestern wollte ich auch einfach durchfahren, aber diesmal gab es ein Gate und so mussten wir zum Zoll. Wir mussten unsere Fahrzeugpapiere abgeben und unsere Passnummer nennen, dann wurde die Fahrzeugnummer geprüft und danach konnten wir weiterfahren. Ich weiß nicht wirklich, warum es zwischen den beiden Provinzen einen Zoll gibt. In Tocapilla sahen wir auch noch einmal einen Golfplatz aus Sand und ohne Gras. In Tocapilla tankten wir noch einmal, denn nun ging es 150km in Richtung Osten und wir hatten auf dem Hinweg keine Tankstelle gesehen.
In Calama fuhren wir zur Firma Codelco, dieser gehört die Kupfermine und diese bietet eine kostenlose Führung täglich zur Chuquicamata-Kupfermine an. Codelco ist seit Anfang der 1970-Jahre staatlich. Der damalige Präsident von Chile, Salvador Allende, verstaatlichte alle Firmen. Der nächste Präsident nach dem Militärputsch, Pinochet, gab alle Firmen wieder an die Eigentümer zurück, außer spezielle Firmen wie die Minen. So gehen die gesamten Einnahmen der Minen in den Staatshaushalt. Wir erhielten eine kurze Einführung vom Kupferabbau bis zu den Kupferplatten, die hier produziert werden und die dann an die Kunden verkauft werden. Der größte Kunde ist China, der 30% der Produktion kauft. 40000 Menschen arbeiten in der Mine. Es wird 365 Tage 24 Stunden pro Tag gearbeitet. Wir fuhren dann mit einem Bus zur Mine. Zuerst ging es durch Chuquicamata, dies ist heute eine Geisterstadt, denn sie liegt zu nah an der Mine. Aus der Mine wird seit 100 Jahren Kupfer gefördert. Normalerweise kann aus einer Mine 30-40 Jahre lang Kupfer gefördert werden, aber hier gibt es eine geologische Besonderheit, so dass die Förderung schon 100 Jahre lang erfolgen konnte und noch weitere 50 Jahre erfolgen kann. So ist die ursprüngliche Stadt Chuquicamata, in der es auch Restaurants, Theater, Parks, Wohnhäuser etc. gab, nun einfach zu nah an der Mine und erste Häuser werden unter dem Abraum begraben. Das alte Hospital ist schon fast vollständig unterm Abraum. Die letzten Einwohner verließen Chuquicamata 2008. Wir konnten leider nicht aussteigen und ein paar Fotos von Chuquicamata machen. Dann ging es zur Mine. Das Erdloch der Mine ist 5km lang, 2km breit und 1km tief. Die noch existierende Kupferschicht für die nächsten 50 Jahre ist weitere 1km dick. Diese wird man nicht mehr im Tagebau abbauen, sondern unterirdisch. Wir sahen riesige LKW, die die abgebaute Erde aus der Mine befördern. In einer Tonne Erde sind 100kg Kupfer. Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt direkt am Rand der Mine. Es war imposant, aber ich konnte die Größe der Mine nicht greifen. Mir fehlte einfach der Grössenvergleich. Die LKWs, die vom Aussichtspunkt aussahen wie Spielzeugautos, sind riesig. Leider konnten wir kein Bild machen, auf dem man neben einem dieser LKW steht. Ich denke, dass ich nicht so groß bin, um die Radnabe eines Reifens zu erreichen, vermutlich bin ich so groß wie der Reifen dick ist. Ich habe ein paar Fotos gemacht mit einem mittelgroßen LKW und einem Pickup. Es gibt aber noch größere LKWs als diesen. Die LKW sind teilweise aus Deutschland. Insgesamt fand ich die Tour interessant. Ich bin aber froh, dass wir diese auf dem Weg nebenbei besuchen konnten. Ich glaube, dass ich etwas enttäuscht gewesen wäre, wenn ich 100km von San Pedro de Atacama nach Calama gefahren wäre und später wieder zurück, um die Mine zu besuchen. Es gab für mich auch etwas zu viele Regeln, die unlogisch waren. So parkten wir u.a. unseren Camper auf einem bewachten Parkplatz von Codelco und sollten trotzdem unser gesamten Gepäck mit auf die Tour nehmen. Oder wir mussten Schutzhelme im Bus tragen. Na gut egal, andererseits kann man glücklich sein, dass das Unternehmen überhaupt eine Tour anbietet, das müsste es ja nicht tun.
Auf der Tour zur Mine war auch eine Polin, diese trampt durch Chile. Wir nahmen sie bis nach San Pedro de Atacama mit. Ca. 18:00 waren wir zurück in San Pedro de Atacama. Ich hatte schon im Hostel La Ruca für zwei Nächte ein Bett reserviert. Wir reinigten etwas das Auto und gaben es dann problemlos zurück. Wir hatten 250km pro Tag frei und wir fuhren insgesamt 50km mehr, diese wurden uns aber nicht berechnet.
Obwohl es ein langer Tag war, gingen wir noch zu einem Restaurant, in dem Juan Pablo, einer der Angestellten aus dem Hostel, Musik machte. Es war gute Stimmung dort und gute Musik. Todmüde fiel ich später ins Bett.
Nachdem über Nacht alle Fotos der letzten Tage auf Flickr hochgeladen wurden, habe ich mir diese heute morgen angeschaut und muss nun ein paar Nachträge zu den letzten Tagen machen.
Nachtrag 1: Als wir das El Tatio Geysirfeld verließen, kam ein Fuchs. Er schaute zu uns und lief auch nicht weg als ich mit dem Auto näher fuhr. Falls der Fuchs jemals ein Passbild braucht, kann er sich gern an mich wenden.
Nachtrag 2: Entlang der Küste von Tocapilla nach Iquique kamen wir an vielen kleinen Ortschaften vorbei, die meistens nur aus ein paar Häusern bestanden. Wir fragten uns, womit die Menschen, die dort leben, ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir sahen einige von ihnen, die Seetang ernteten. Außerdem las ich vor Jahren eine Reportage in einem GEO-Heft über den Abbau von Guano auf den Inseln vor dem chilenischen Festland. Wir sahen einige Inseln voll mit Vögeln wie Komorane und Pelikane. Also denke ich, dass die Menschen ihren Lebensunterhalt mit Seetang, Guano-Abbau und in einem der Häfen, in denen die Bodenschätze, die in der Atacama-Wüste gefördert werden, verschifft werden, verdienen.
Nachtrag 3: Überall sahen wir schon die Vorbereitungen auf den 21.Mai. Wir sahen Tribünen in Iquique und Chuquicamata. Der 21.Mai ist ein wichtiger Tag für die Chilenen. Im Salpeterkrieg von 1879 bis 1895 besetzte Chile den heutigen Norden von Chile. Diese Gebiete gehörten damals zu Peru und Bolivien. Am 21.Mai 1879 gab es ein Seegefecht vor Iquique. Bolivien verlor mit diesem Krieg seinen Zugang zum Meer. Das Salpeterwerk in Humberstone wurde noch von einer Firma aus Peru errichtet. Die Kupfervorräte z.B. in Chuquicamata wurden erst nach dem Krieg entdeckt.
Nachtrag 4: Neben der heutigen Geisterstadt Humberstone kann man auch noch das ehemalige Salpeterwerk Santa Laura anschauen, welches nicht weit von Humberstone ist und ebenfalls Weltkulturerbe ist. Wir hatten in Humberstone nach vier Stunden genug gesehen und uns war es dann auch zu heiß für Santa Laura. Außerdem gibt es ca. 40km nördlich die größte Geoglyphe eines Menschen, der Riese von Atacama. Der Mensch auf der Abbildung ist 86m hoch. Leider konnte ich den Engländer und den Australier nicht überzeugen, dass es sich lohnt dahin zu fahren, dies ist aber nicht zu schlimm.
Nachtrag 5: Falls irgendjemand Interesse hat eine Mine zu kaufen. Es gibt hier Minen zum Verkauf, z.B. etwas östlich von Tocapilla in der Cordillera de la Costa. Dort wird die Mine Santa Teresa zum Verkauf angeboten.
Die Reisegemeinschaft mit dem Australier endet nun. Es war seine Idee, den Camper zu mieten und ich bin ihm dafür sehr dankbar, denn so konnte ich Dinge sehen, die ich vielleicht sonst nicht gesehen hätte oder die ich nicht in Ruhe anschauen hätte können. Ich muss nun entscheiden, ob ich mir noch mehr in der Umgebung von San Pedro anschauen möchte, denn es gibt wirklich noch mehr zu sehen oder ob ich nach Bolivien weiterreise.
Hasta mañana Birgit