Valparaiso – Tag 1

Heute morgen gab es in Santiago de Chile doch tatsächlich blauen Himmel und Sonne. Ich hätte nicht gedacht, dass hier so schönes Wetter sein kann. Nun gut so zeigt sich Santiago de Chile zum Abschied von seiner schönen Seite. Ich fuhr vom Hostel mit der Metro zum zentralen Busbahnhof und kaufte mir bei der Busgesellschaft Turbus ein Busticket nach Valparaiso. Nach Valparaiso braucht man keine Fahrkarte vorher kaufen und man muss auch nicht wissen, wann ein Bus fährt, denn es fährt immer ein Bus. So z.B. 9:30, 9:40 und 9:45. Und dies waren nur die Busse innerhalb einer Viertelstunde von Turbus, es gibt ja noch weitere Busgesellschaften, die Fahrten nach Valparaiso anbieten. Ich nahm den Bus 9:45 und der Bus war auch vollbesetzt. Auf Grund des schönen Wetters machte es wieder richtig Spass, während der Fahrt aus dem Fenster zu schauen und die Landschaft zu genießen. Hier ist die Landschaft schon ganz anders als im Süden von Chile. Im Süden gibt es Bäume und saftige Wiesen und alles ist grün. Hier gibt es nur noch Büsche und alles ist braun und sandig. Wir kamen 11:15 in Valparaiso auf dem zentralen Busbahnhof an und auch hier war das Wetter fantastisch und warm. Das Paar aus Deutschland, welches ich in Guatemala und dann mit ihren Kindern in Buenos Aires getroffen habe, hat mir hier in Valparaiso das B&B „The Yellow House“ empfohlen. Da ihre Tipps bisher immer super waren, habe ich in dem B&B ein Einzelzimmer für zwei Nächte gebucht. Erst wollte ich Valparaiso in einem Tagesausflug von Santiago de Chile erkunden, aber jetzt am Abend kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass ich mich entschieden habe, zwei Nächte hier zu bleiben. Ich nahm ein Taxi vom Busbahnhof zum B&B. Valparaiso liegt auf 42 Hügeln und ich wohne nun für zwei Tage auf dem Cerro Artilleria, dies ist im nördlichen Teil der Stadt und oberhalb des Hafens und vom B&B hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt, den Hafen und bis zur Nachbarstadt Viña del Mar. Im B&B bekam ich nach meiner Ankunft gleich ausführliche Tipps, wo welche Busse und Collectivos fahren, wo man gut essen kann und was man sich in Valparaiso anschauen sollte. Hier habe ich dann gelernt, dass Collectivos nicht wie in Argentinien Busse sondern Taxis sind, die auf festen Linien durch die Stadt fahren und die man sich mit anderen Personen teilt. Gesehen hatte ich diese Taxi-Linien schon, aber ich wusste noch nicht, dass sie hier Collectivos genannt werden.

Ja und dann startete ich meine Tour durch die Stadt und ich bin ziemlich begeistert von der Stadt. Ich startete in meinem Viertel, welches ein altes aber etwas heruntergekommenes Viertel ist. Es ist halt nicht das Touristenviertel, in dem viele Häuser schön gerichtet wurden. Der Angestellte in meinem B&B sagte, das Viertel hat einfach Flair. Ja das hat es. Valparaiso war früher der größte Hafen von Südamerika. Dies änderte sich 1914 mit der Eröffnung des Panama-Kanals, ab dem Moment kamen spürbar weniger Schiffe nach Valparaiso. Heute ist Valparaiso der zweitgrößte Hafen von Chile. Valparaiso ist für seine Aufzüge von der Unter- zur Oberstadt bekannt. Der Aufzug, der nur 100m von meinem B&B ist, wird gerade repariert. Schade so muss ich den Berg die nächsten Tage immer zu Fuß hoch und runter gehen. Man muss in Valparaiso enorm aufpassen, dass man nicht in einen der vielen Hundehaufen tritt. Am besten ist zum Fotografieren und Gucken stehen bleiben und erst weiterlaufen, wenn man alles gesehen hat und dies aber mit den Augen auf der Straße. Valparaiso ist extrem fotogen vor allem bei diesem Wetter. Es hat einige Aussichtsplattform, von denen man einen wunderbaren Blick über den Hafen und die Stadt genießen kann. Ich ließ mich langsam durch die Stadt treiben, fuhr zum ersten Mal mit einem dieser Aufzüge und war kurz vor 15:00 auf der Plaza Anibal Pinto. Hier startete 15:00 ein Stadtrundgang vom Veranstalter FreeTour. FreeTour und auch Tour4Tips bieten in Santiago de Chile und in Valparaiso Stadtrundgänge an, die kostenlos sind bzw. man zahlt dem Guide ein Trinkgeld am Ende der Tour. Sie bieten zwei Touren am Tag an und diese starten 10:00 und 15:00. Man muss sich dazu nicht anmelden, sondern geht einfach zum Treffpunkt hin, sagt Hallo und nimmt an der Tour teil. Unser Guide heute war Pablo und er gab uns gleich am Anfang eine Idee, wieviel Trinkgeld durchschnittlich für so eine Tour gegeben wird. Es sind 5000 Peso, also etwas weniger als 7 Euro. Mit Pablo ging es durch die historischen Viertel von Valparaiso. Er hatte drei Stunden Zeit, da die Tour drei Stunden dauern sollte. Er hatte aber Informationen für vier Stunden und so sprach er einfach ganz schnell, um alles sagen zu können, was er sagen wollte. Wir fuhren mit den Aufzügen, waren auf Aussichtsplattformen, sahen die bunten Häuser und die Gemälde an den Häusern. Die Häuser sind hier ebenfalls sehr flexibel wegen der ständig bestehenden Gefahr von Erdbeben gebaut. Lt. Pablo ist ein Erdbeben der Stärke 7 und höher ein Erdbeben, bei allem was niedriger ist, wird ein Chilene nicht unruhig. Nebenbei bemerkt in meinem Zimmer hängen Verhaltensregeln für den Fall eines Erdbeben. Ich habe sie mir genau durchgelesen, denn bei mir fängt ein Erdbeben früher an. Ich habe bisher in meinem Leben erst zwei leichte Erdbeben erlebt und diese aber auch gespürt und da denke ich, dass ich nicht erst bei Stärke 7 unruhig werde. Pablos logischer Tipp für Tsunami war, auf einen der 42 Hügel zu gehen und wir hätten dafür Zeit genug. Überall sieht man auch die Strom- und Telefonkabel teilweise in einem wilden Wirrwarr hängen. Dieses Wirrwarr wollte man beseitigen und alle Kabel in der Erde verlegen, aber dies ist auch wieder ungeschickt im Fall eines Erdbebens, also blieb alles oberirdisch. Zurück zu den Gemälden an den Häusern. Diese kann jeder malen, da es nicht verboten ist, Häuser zu bemalen. Der Künstler muss nur zum Hausbesitzer gehen, ihm seine Idee des Bildes zeigen oder beschreiben. Wenn der Hausbesitzer ok sagt, kann es los gehen. Und es gibt eigentlich überall Bilder. Pablo meint, man soll sich in Valparaiso keine Straßennamen merken, sondern sich einfach den den Bildern orientieren. Auch die Treppenstufen sind farbig, aber den Grund dafür habe ich vergessen. Wir kamen auch am Friedhof vorbei. Dieser ist, nach dem der erste Friedhof noch im Tal war, mittlerweile auf einem Hügel und fein säuberlich nach Religionen getrennt. Ab und an machte Pablo die Aussage „thanks to the germans“. Ja die Deutschen waren auch in Valparaiso sehr aktiv. So durften nach den Aktivitäten der Deutschen Kirchen mit Kirchtürmen gebaut werden, vorher durften Kirchen nur ohne Kirchturm gebaut werden. Und die Feuerwehr hier in Valparaiso hat auch deutsche Wurzeln. Im Feuerwehrhaus stehen auch Autos auf denen das deutsche Wort „Feuerwehr“ steht. Die Feuerwehr von Valparaiso kam ja auch in die deutschen Medien als es vor ein paar Wochen hier in Valparaiso so stark gebrannt hat. 10000 Menschen verloren bei diesem Brand ihr zu Hause. Dies war in den Außenbezirken von Valparaiso. In der Innenstadt und auch auf der Fahrt nach Valparaiso sah ich davon nichts. Die Feuerwehr hier in Chile erhält keine staatliche Unterstützung, d.h. alles basiert auf Spendengeldern. Lt. Pablo gibt deshalb jeder Chilene bei Spendensammlungen der Feuerwehr so viel Geld wie er geben kann. Wir kamen auch an der ersten Börse von Südamerika vorbei. Ja und die Aufzüge: alt, klapprig aussehend, effizient, günstig (100 Peso = 0,13 Euro normal, 300 Peso im Touristenviertel) und mit Charme. Es gibt in Valparaiso genau einen Aufzug, der senkrecht alle anderen gehen schräg nach oben bzw. unten. Kurz vorm Ende der Tour waren wir auf der Plaza Sotomayor. Zum einen gibt es da das Gebäude der Marine und dahinter das Gerichtsgebäude mit einer besonderen Statue der Justizia. Normalerweise trägt sie eine Binde von den Augen, die Waage in der einen Hand und das Schwert in der anderen Hand. Diese Justizia hat keine Binde vor den Augen und sie trägt die Waage und das Schwert lässig unterm Arm. Im Volksmund heißt es hier in Valparaiso lt. Pablo, dass hier also im Gerichtsgebäude nicht Recht sondern Unrecht gesprochen wird. Auf der Plaza Sotomayor steht auch ein Denkmal für die Helden des 21.Mai. Dies sind die Helden des Krieges zwischen Chile und Peru, bei dem dann Bolivien seinen Zugang zum Meer verloren hat. Von der Plaza Sotomayor ging es zum Hafen. Wir hatten von den Aussichtspunkten schon gesehen, dass dicke Wolken und Nebel über Viña del Mar und die Berge zog und mittlerweile war der Nebel auch in der Altstadt angekommen. Wir waren am Hafen und sahen Nichts, sondern standen im dicken Nebel und es wurde langsam dunkel. Ja und nach etwas mehr als drei Stunden war die Tour zu Ende. Pablo hatte sich sein Trinkgeld wirklich verdient. Und wie schon geschrieben, bin ich froh, morgen noch einen ganzen Tag für die Erkundung dieser Stadt Zeit zu haben.

Hasta mañana Birgit