Obwohl ich in dem Hostel diesmal in einem Zimmer an der Straße schlafe und der Straßenlärm doch recht laut ist, habe ich gut geschlafen und bin erst kurz vor 9:00 aufgewacht. Ich frühstückte und dann startete ich in den Tag. Zuerst musste ich dringend meine Kleidung zum Waschen in eine Lavanderia bringen. Ich ging zur Lavanderia meines Vertrauens. Dort hatte ich schon vor zwei Wochen meine Kleidung waschen lassen. Die Frauen sind dort sehr nett. Ein Korb Wäsche zum Waschen und Trocknen kostet dort 5500 Pesos, dies sind ungefähr 7,00 Euro. Ich brachte die Wäsche 10:00 und konnte sie 18:00 wieder abholen.
Danach fuhr ich mit der Metro zum Museo de la memoria y los derechos humanos (Museum der Erinnerungen und Menschenrechte). Das Museum wurde 2010 eröffnet und widmet sich den Menschenrechten und im Speziellen der Geschichte von Chile beginnend mit dem Putsch am 11.September 1973 und der folgenden Militärdiktatur, die durch Pinochet geführt wurde und in der die Menschenrechte massiv verletzt wurden. Die Informationen im Museum waren wirklich sehr gut aufbereitet. Es wurde der 11.September 1973 minutiös dargestellt, die Installation der Militärdiktatur, die Auswanderung der Menschen, die Verfolgung, Folterung und das Verschwinden der Menschen, die internationalen Reaktionen, die Gründung diverser Organisationen in Chile gegen die Militärdiktatur sowie die Mitte der Achtziger Jahre starteten Proteste, die am Ende dazu führten, dass es 1988 eine Abstimmung gab, in der die Chilenen abstimmten, ob sie die Pinochet-Regierung weiterhin haben wollen oder nicht. Etwas über 56% stimmten gegen Pinochet. Und 1989 gab es dann wieder einen demokratisch gewählten Präsidenten. Salvador Allende war der erste sozialistische Präsident. Seine Weltanschauung und seine Aktivitäten während seiner Amtszeit waren ja dann auch der Grund für die Einmischung der USA in die Politik von Chile und den Putsch von Pinochet, der durch die USA unterstützt wurde. Die aktuelle Präsidentin Michelle Bachelet ist die dritte sozialistische Präsidentin von Chile. Sie musste nach dem Putsch ebenfalls Chile verlassen und studierte in der DDR Medizin. Gestern Abend habe ich noch etwas über die Geschichte Chiles gelesen und war etwas verwundert. Bis gestern Abend dachte ich, dass Salvador Allende umgebracht wurde bzw. feige ermordet wurde, wie es zu DDR-Zeiten immer hieß. Das war DDR-Propaganda. Salvador Allende wollte am 11.September 1973 nicht zurücktreten. Das Angebot der Putschisten, ins Ausland zu gehen, lehnte er ab, wobei natürlich nicht klar ist, wie vertrauensvoll dieses Angebot war. Salvador Allende erschoss sich im Präsidentenpalast La Moneda. Das einzige Thema, welches ich in dem Museum vermisst habe, ist, dass die Verantwortlichen für den Putsch und für die Militärdiktatur zur Rechenschaft in Chile gezogen werden. Pinochet genoss bis zum Ende seines Lebens Immunität.
Dann fuhr ich zum Plaza de Armas und ging in den nahegelegenen Mercado Central, einem Fischmarkt. Auf dem Weg dorthin kam ich an Schachspielern und an Wahrsagern, die Ihre Kunst auf der Straße anboten, vorbei. Auf dem Fischmarkt gab es eine reichliche Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Es gab auch gleich die Restaurants und kleinen Imbissstände, in denen man dies auch gleich essen konnte. Alles war um die Mittagszeit bzw. zum Nachmittag mehr als gut gefüllt. Auf Fisch und Meeresfrüchte hatte ich heute keinen Appetit. Also ging ich zurück zur Plaza de Armas, dort gibt es auf einer Seite des Platzes einen Imbissstande neben dem anderen. Hier gibt es Fleisch und dies in riesigen Portionen und recht günstig. Es war ein rechtes Gedrängel dort. Die Portionen schreckten mich etwas ab. Wer soll dies essen? Ich bin dann in einem kleinen Restaurant gelandet und aß dort eine Kleinigkeit.
Danach ging ich ins Museo de Bellas Artes. An diesem Museum bin ich jetzt schon so häufig vorbeigelaufen, da es auf dem Weg zwischen meinem Hostel und der Metro liegt. Es gibt dort aktuell eine temporäre Ausstellung von Fotografien von Sergio Larrain. Dazu sah ich Plakate und diese interessierte mich. Sehr schöne Schwarzweißfotografien aus den Jahren 1950-1970 zu Strassenkinder in Santiago sowie von Menschen in London, Paris, Sizilien und Valparaiso. Das Gebäude des Museums hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem das Glasdach, von dem ich ein paar Fotos gemacht habe. (Die Frauenporträts auf dem einen Foto sind nicht von Sergio Larrain.)
Im Hostel sitzen ein paar Reisende, die nach Argentinien wollen, fest. Der Pass zwischen Mendoza und Santiago de Chile, über den ich auch mit dem Bus aus Argentinien gekommen bin, ist aktuell wegen Schnee gesperrt. Sie hoffen, dass morgen ein Bus fährt. Die Wettervorhersagen auch für Santiago de Chile sind wieder gut bzw. für Mitte und Ende nächste Woche gigantisch nämlich Sonne Sonne Sonne. Ich fahre trotzdem weiter. Morgen geht es ins nur 120km entfernte Valparaiso.