Von Puerto Varas nach Valdivia und Valdivia

Ich bin heute morgen 9:40 mit dem Bus der Busgesellschaft JAC nach Valdivia gefahren und war dort ca. 12:30. Die Wettervorhersage für heute war nicht so toll, es sollte Regen geben. Während der Fahrt regnete es nicht, aber dicke graue Wolken begleiteten uns. Es war so dunkel, als würde gleich die Sonne untergehen. Als der Bus in Valdivia einfuhr, fing es an zu regnen und es hörte nur kurz auf, als ich auf dem Weg zum Hostel „AiresBuenos“ war, ansonsten regnete es den ganzen Nachmittag. Im Hostel konnte ich einen Regenschirm bekommen und so bin ich trotzdem in die  Stadt gegangen. Ich hatte noch überlegt, ob ich die Regenhosen anziehe. Ich entschied mich gegen sie, da es ja eigentlich Wanderhosen sind, aber sie wären nicht verkehrt gewesen. Ohne die Regenhosen hatte ich irgendwann recht nasse Hosen.

Ich wollte nach Valdivia, da es eine nette Stadt z.B. mit einem schönen Fischmarkt sein soll, es ein Anthropologisches Museum hat, über welches im Lonely Planet steht „this museum is one of Chile’s finest“ und in dem ich hoffte, ein paar Info zu den deutschen Siedlern zu erhalten, und ich wollte die Brauerei Kunstmann oder wenigstens deren Restaurant mit deutschem Essen besuchen.

Ich bin wie so häufig als erstes in ein Café auf einen Kaffee gegangen. Dort blätterte ich die lokale Zeitung durch. In dieser wurde angekündigt: „Abril es el mes para disfrutar del terror en la cuidad de Valdivia.“, also dass der April der Monat für das Erfreuen an der Angst in der Stadt Valdivia ist. Kurz verstand ich natürlich nicht, was damit gemeint ist, aber es geht um das 11.Festival der Horrorfilme, welches aktuell in Valdivia stattfindet…

Danach bin ich zum Fischmarkt. Valdivia selbst liegt nicht direkt am Meer, aber an einem Fluss, der nicht weit entfernt ins Meer mündet. Auf dem Fischmarkt gab es die verschiedensten Fische und Muscheln, es gab aber auch Stände, an denen Obst und Gemüse verkauft wird. Ich vernahm ein Grunzen, hinter den Ständen, an denen Fisch verkauft wurde und dachte, dass sich da wohl Hunde anknurren. Hinter den Ständen gab es Tische, an denen Fische ausgenommen und filetiert wurden. Und dann sah ich, dass da keine Hunde sind, die grunzten, sondern da waren riesige Robben im Fluss, die auf die Fischabfälle warteten oder sich diese direkt durch den Zaun vom Fischmarkt holten.

Dann ging ich zur Touristeninformation. Ich muss sagen, dass ich dies mittlerweile immer mache, wenn ich in eine neue Stadt komme. Häufig sind sie doch ganz hilfreich.

Dann ging ich ins Anthropologische Museum. Es war ganz interessant, aber es war hoffentlich nicht eines der besten von Chile. Es war eher ein Heimatmuseum. Aber es gab doch ein paar Infos bzgl. der Geschichte der deutschen Siedler. Das Museum ist im Haus Anwandter. Karl Anwandter baute die Brauerei Anwandter und das Haus Anwandter 1851 und 1860 und begründete damit das Familienunternehmen, eine Brauerei, nachdem er 1850 mit Frau und sieben Kinder aus Luckenwalde in Brandenburg ausgewandert war. Es wurde die größte Brauerei Südamerikas bis zum frühen 20.Jahrhunderts. Die Deutschen kamen ins Land, weil man den Süden von Chile kolonisieren wollte. Es gab dafür 1845 in Chile das sogenannten Kolonisationsgesetz. Der Seemann, Offizier und Abenteurer deutscher Herkunft Bernhard Eunom Philippi bekam nach Verabschiedung des Kolonisationsgesetzes, den Auftrag in Deutschland Familien zu rekrutieren, die bereit waren in das entlegene Land auszuwandern und es im Namen Chiles zu besiedeln. Es kamen Händler, Bauern und Handwerker nach Valdivia und an den See Llanquihue, an dem Puerto Varas liegt, wo ich gestern war. Die Siedler kamen aus Hessen, Württemberg, Westfalen, Schlesien, Böhmen, Brandenburg und Sachsen. Im Museum wurde im Erdgeschoss die typische Einrichtung eines reichen Hauses Ende des 19.Jahrhunderts gezeigt. Die Erklärungen waren in Spanisch, Englisch und Deutsch.

Danach nahm ich den Stadtbus Nummer 20 Richtung Niebla, um zur Brauerei Kunstmann zu kommen. Es gibt wohl Führungen durch die Brauerei, diese habe ich aber nicht gesehen, aber es gibt auch ein Restaurant, in dem Bier und deutsches Essen wie Kassler, Eisbein, Sauerkraut und Spätzle neben anderen Speisen serviert werden. Ich nahm ein Kassler mit Sauerkraut und Kartoffelmus. Die Vorfreude war groß, aber danach war ich ein wenig enttäuscht. Das Kassler war wie ein Eisbein und außen warm und innen kalt, das gefiel mir gar nicht. Dafür war das Sauerkraut schön mit Kümmel und Speck gekocht und das Kartoffelmus hat sehr gut geschmeckt. Das Bier war auch gut. Der Werbespruch der Brauerei ist „Kunstmann … Das gute Bier“ und zwar in Deutsch und nicht in Spanisch. Ich habe den ganzen Rummel um die Brauerei etwas skeptisch gesehen, aber die Chilenen hatten Spass daran. Dann ist es ja auch ok. Zurück ging es wieder mit dem Bus Nummer 20 und dann zurück ins Hostel.

Im Hostel habe ich die Zeit genutzt, um wieder ein paar Tage im Voraus zu planen. Mein Busticket für morgen nach Pucón hatte ich schon gleich bei der Ankunft gekauft, da für mich klar war, dass ich hier in Valdivia nur einen Tag bleiben werde. Das deutsche Pärchen, mit dem ich den gestrigen Tag verbracht habe, habe ich heute morgen noch einmal im Busterminal von Puerto Varas getroffen. Sie sind heute schon nach Pucón gefahren. Wir wollen in Pucón den Vulkan Villarrica besteigen. Ich habe heute im Wetterbericht gesehen, dass am Montag sonniges Wetter für Pucón vorhergesagt ist und die Beiden haben heute in Pucón ebenfalls die Info erhalten, dass der beste Tag für die Vulkanbesteigung der Montag sei. Also auf nach Pucón!

Heute Nacht wird in Chile die Uhrzeit von Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt. Dies findet nicht wie in Deutschland zwischen 2 und 3 Uhr statt, sonder 24:00 wird die Uhrzeit um eine Stunde zurückgestellt.

Hasta mañana Birgit