Da die Sonne hier aktuell nach 8:30 aufgeht, schlafe ich ohne Wecker mittlerweile bis kurz vor 9:00. Das ist zwar nicht schlecht, aber wenn ich 9:00 einen Bus nehmen möchte, muss ich mir den Wecker stellen. Also klingelte der Wecker 7:45 und draußen war es noch stockdunkel. Ab 8:00 gibt es im Hostel Frühstück, dies passte perfekt. Mein Ziel war heute der Parque National Chiloé an der Westküste der Insel. Ich hatte mich erkundigt und es fuhren morgens drei Busse (8:30, 9:00, 11:00) nach Cucao, der Ort, in dem der Eingang zum Sektor Chanquín, dem südlichen Sektor des Nationalparks liegt. Ich wollte mit dem 9:00-Bus fahren. Der Bus fuhr vom städtischen Busterminal ab, von dem alle Bus in die Umgebung von Castro fahren. Das Ticket kostete 1500 Peso also 2 Euro. 9:00 ging es los, 9:30 waren wir in Chonchi und 10:20 in Cucao. Zwischen Chonchi und Cucao fährt man an dem See Huillinco vorbei, der war heute morgen glatt wie ein Spiegel. Das gegenüberliegende Ufer spiegelte sich perfekt im See. Wunderschön. Leider spiegelten sich Wolken und Nebelschwaden, dies war nicht so schön. Cucao ist ein sehr kleiner Ort, hier sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“. Der Busfahrer lies mich direkt am Nationalpark aussteigen und ich war allein mitten in der Einsamkeit.
Für mich standen zwei Möglichkeiten für den Besuch des Nationalparks zur Auswahl: 1) Tagesausflug von Castro oder 2) Übernachtung in Cucao. Es war vorher etwas schwierig, Informationen über den Nationalpark Chiloé zu erhalten. Der Nationalpark ist in drei Sektoren geteilt. Dabei sind die zwei nördlichen eher schwer und nicht von Castro zugänglich. In beide Sektoren führt meines Wissens jeweils ein längerer Wanderweg. Informationen für den Sektor im Norden erhält man in Chepu oder Ancud und für den mittleren Sektor in Dalcahue. Für den Sektor Chanquín hatte ich mir ja die Wanderkarte im CONAF-Büro in Castro geholt. Diese Karte zeigt aber nur Wege, die eher Lehrpfade als Wanderwege sind. Diese Wege sind kurz und meistens sind es Holzstege, über die man läuft. Es gibt zwei längere Wege (Sendero El Tequal inkl. Sendero Lahuén und Sendero Playa inkl. Sendero Dunas de Cucao). Beide Wege haben eine maximale Laufzeit von je 1:30h. Es gibt außerdem ein ganz kurzer Weg (Sendero Los Quiles), für den man ca. 20 Minuten benötigt. In der Wanderkarte sind nicht die längeren Wanderwege eingezeichnet, für die man mehrere Stunden bzw. Tage benötigt. Es gibt z.B. einen Wanderweg an der Küste entlang Richtung Norden bis zum Strand Coe-Cole, der Teil des Fernwanderweges „Chile“ ist, sowie einen zum Rancho Grande. Die einzige Wanderkarte, die ich in Castro dazu gesehen habe, hing am Busterminal und dort an einem der beiden Schalter, an dem Bustickets nach Cucao verkauft werden. Im Besucherzentrum im Nationalpark wurde auch über diese langen Wanderwege informiert. Da das Wetter eher bewölkt, nass und neblig ist und ich auch irgendwie keine Lust auf unbewirtschafteten Refugios oder auf Zelten habe, war für mich die Variante Tagesausflug, die richtige Variante. Wäre es Sommer hätte ich mich vermutlich für den Wanderweg an der Küste entschieden.
Also war ich im Nationalpark und lief entlang der präparierten Wege. Es war neblig, bewölkt und teilweise nieselte es und mit langärmligen T-Shirt und Fleecejacke war ich nicht zu warm angezogen, aber es war schön. Es gab gesunden wilden Wald, viele kleine Blüten und Stille. Ich hörte das Meer rauschen, aber ich hörte auch die Flügel der Vögel, wenn einer vorbeigeflogen kam. Es gab einige Kolibris. Andere Tiere gibt es zwar im Nationalpark, aber ich sah keine weiteren Tiere. Es gibt auch die Möglichkeit im Nationalpark zu Zelten und am Campingplatz gibt es ein kleines Café. Dort gönnte ich mir einen Kaffee und habe mich zu einem Stück Schokoladentorte überreden lassen. Es kam ein riesiges Stück und dass schlimmste ist, ich aß alles auf. Dies war eine richtige Kalorienbombe. Ich bin danach noch den zweiten Weg zum Meer gegangen. Ich hörte ja das Meer die ganze Zeit rauschen, aber zum Meer selbst kam ich nicht, weil da ein Fluss zwischen mir, dem Weg und dem Meer war. Ich hätte zwar die Schuhe ausziehen können und durch den Fluss gehen können, aber es war so nebelig, dass man eh kaum etwas vom Strand sah. Ich zog es dann vor, das Ganze per Foto zu dokumentieren und umzukehren. Ich bin dann nach Cucao gelaufen, habe ein paar (richtig gute) Fotos gemacht und wollte mit dem Bus nach Chonchi zurückfahren. Es war 14:15 und ein Bus sollte 15:30 fahren. Dies stand im Bus am Morgen und dies war auch die Antwort eines alten Mannes, den ich nach dem nächsten Bus fragte. Ich wartete etwas, aber dann beschloss ich, einfach schon entlang der Straße Richtung Chonchi zu laufen und dann den Bus anzuhalten. Laufen war einfach besser als Warten. Ich war einigermaßen überrascht als schon 14:50 ein Bus kam. Mit sollte es Recht sein, ich hielt ihn an und nach ca. 45 Minuten war ich in Chonchi. Kaum hatten wir die kleinen Hügel nach Cucao hinter uns gelassen, wurde es nach und nach immer sonniger. In Chonchi schien die Sonne bis der Bus ankam, kurz darauf war es auch hier wieder bewölkt. Verrückt. In Chonchi steht auch eine der Holzkirchen (Iglesia de San Carlos Borromeo), die zum Weltkulturerbe gehört. Ich konnte die Kirche nur von außen anschauen, da sie geschlossen war. Ich nahm den nächsten Bus nach Castro und war 30 Minuten später in Castro. In Castro schien wieder die Sonne und hier war heute die Holzkirche geöffnet, so dass ich mir die Kirche innen anschauen konnte. Dann gab es zum Abschluss des Tagesausflugs einen Kaffee im Café „Café del Puente“, welches direkt neben meinem Hostel ist und welches auch in einem Pfahlhaus ist und welches unheimlich nett eingerichtet ist.
Hasta mañana Birgit