Das Wetter war heute morgen deutlich besser als gestern. Beim Frühstück genoss ich einen tollen Blick über die Bucht und sah wie die Wolken in den Bergen hing. Das Hostel hat einen großen Tisch und an diesem sitzen alle Gäste gemeinsam beim Frühstück. Sehr nett. Neben mir saß heute ein älterer Chilene aus Valparaiso, der in der Nacht angekommen war. Er ist Schiffsführer und wird angeheuert, um Schiffe u.a. durch die Magellan-Straße oder von Puerto Montt durch die Fjorde Richtung Süden nach Puerto Arenas zu fahren. Er war auch mal auf einer Jacht eines deutschen Unternehmers. Er war sich nicht sicher, aber es könnte die Jacht der Familie Würth gewesen sein, die er hier durch die Gewässer gebracht hat.
Nach dem Frühstück ging ich zuerst in Ancud ins Centro de Visitante Inmaculada Concepción. In dem ehemaligen Konvent gibt es ein Museum, welches über die Holzkirchen auf Chiloé informiert. Es war nicht sehr groß, aber interessant. Es gibt ein paar Beschreibungen in Englisch, aber die meisten Erläuterungen sind in Spanisch.
Dann ging es mit dem Bus nach Castro. Der Bus der Busgesellschaft Cruz del Sur fährt grob am Tage alle 30 Minuten nach Castro. Das Ticket kostet 2000 Peso, also ca. 2,60 Euro und die Fahrt ins 80km entfernte Castro dauert ca. 75 Minuten. In Castro schien gerade die Sonne durch eine Wolkenlücke und so wurde ich am Busterminal mit einem wunderschönen Bild auf die quietschgelbe Kirche mit dem lila Dach empfangen. Gut, dass ich gleich ein Foto gemacht habe. Die Sonne schien nämlich nicht sehr lange durch die Wolken. Die quietschgelbe Holzkirche San Francisco in Castro gehört zum Weltkulturerbe. Normalerweise sind alle Holzkirchen, die zum Weltkulturerbe gehören, geöffnet, diese war aber geschlossen.
Castro ist auch bekannt für seine Viertel am Meer, in denen die Häuser auf Pfählen stehen. Die Häuser werden Palafito genannt. Ich hatte mir ein Hostel ausgesucht, was in einem dieser Pfahlbauten ist. Es gibt mehrere Hostel und Boutique-Hotels, die in modernisierten Pfahlbauten sind. Ich bin im Viertel Gamboa und mein Hostel ist das Palafito Hostel. Es ist wunderschön, alles ist aus Holz und hat eine Terrasse, von der man auf eine Bucht schauen kann.
Dann habe ich Castro erkundet. Ich war u.a. beim CONAF-Büro, um eine Karte für den Nationalpark Chiloé zu erhalten. CONAF ist das Kurzwort für Corporación Nacional Forestal, dies ist die chilenische Forstbehörde, die für die Nationalparks zuständig ist. Der Nationalpark Chiloé liegt im Westen der Insel Chiloé an der Pazifikküste. Beim Touristenbüro auf dem Plaza del Armas habe ich mir einen Stadtplan geben lassen. Dieser enthielt einen Vorschlag für einen Spaziergang durch Castro. Ich habe mich an diesem Vorschlag grob orientiert. Ich kam am Fisch-, Gemüse- und Kunsthandwerksmarkt vorbei und bin zu den anderen Palafito-Viertel von Castro gegangen. Auf dem städtischen Busterminal habe ich mich nach den Abfahrtszeiten der Busse zum Nationalpark und zu einigen Dörfern mit Holzkirchen in der Umgebung erkundigt.
Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich nicht mehr sehr lange brauche, um in einem Ort ein gutes Café oder Restaurant zu finden. Auch heute war ich nach dem Stadtrundgang fündig geworden. Zum Essen war ich im Hostal Omera. Dies ist Hostel und Restaurant. Das Restaurant ist klein, aber sehr gemütlich. An den Wänden sind Graffiti und an einer Wand sind Bilder von Che Guevara, Fidel Castro und Salvador Allende. In dem Restaurant ist die Auswahl an Speisen nicht groß und eine Karte gibt es nicht, aber man bekommt für sehr wenig Geld sehr gut schmeckendes Essen. Für 3000 Peso also für 4 Euro hatte ich ein Essen und eine Cola. Der Kaffee gemeinsam mit dem Kuchen, den ich danach im Café Blanco genoss, war teurer.
Danach wollte ich nach Nercón. Nercón liegt 5km südlich von Castro und dort steht eine weitere Holzkirche. Ich hatte schon Busse gesehen, die nach Nercón fuhren. Also stellte ich mich an eine Haltestelle und der nächste Bus, die Linie 2, fuhr nach Nercon. Für 0,40 Euro ging es nach Nercón und keine 10 Minuten später war ich dort. Die Holzkirche (Iglesia de nuestra señora de Gracias de Nercón) ist in Nercón leicht zu finden. Sie war wunderschön und offen. Die Holzkirche wurde zwischen 1879 und 1888 errichtet. Vorher stand an der Stelle eine andere Kirche der Jesuiten. Ich sah mir den Innenraum und die Kirche von außen an und wollte schon fast wieder gehen, ging aber noch einmal in die Kirche und sah, dass eine Treppe in den oberen Teil der Kirche führte, die nicht abgesperrt war. Also bin ich hochgegangen und fand mich zuerst im Zwischenraum zwischen dem schrägen geraden Dach und der runden Decke des Kirchenraumes wieder. Dann stieg ich den Turm hoch bis zu den Glocken. Das war doch recht interessant und von oben hatte ich dann einen guten Ausblick u.a. auf den Friedhof bei der Kirche. Genau so schnell wie ich in Nercón war, war ich auch wieder zurück in Castro.
Noch einmal drückte die Sonne etwas durch die Wolken. Außerdem war nun nicht mehr Ebbe sondern das Meerwasser drückte in die Bucht und so konnte ich noch ein paar Fotos vom Palatito-Viertel Gamboa machen.
Hasta mañana Birgit