Insel Chiloé, Ancud – Tag 1

Die Fahrt von Santiago de Chile dauerte doch keine 17 Stunden, wie mir die Ticketverkäuferin gesagt hatte, sondern etwas mehr als 15 Stunden. Ich schlief davon ca. 6 Stunden und damit bin ich recht zufrieden. Wir hielten unterwegs mehrmals, aber die Orte habe ich bis auf Puerto Montt nicht mitbekommen. Nach Puerto Montt geht es auf die Fähre zur Insel Chiloé. Die Fährüberfahrt dauert kleine 20 Minuten und wir mussten nicht einmal aus dem Bus aussteigen. Im Bus zu sitzen und mit der Fähre zu fahren, war ein komisches Gefühl. Ich schaute schon mal, wo der Hammer hing, mit dem ich im Notfall das Fenster einschlagen kann. Der Hammer hing direkt über mir. Perfekt. Diese Gedanken habe ich mir vermutlich nur deshalb gemacht, weil ich vorher einen Bericht über das Fährunglück in Südkorea gelesen habe. Wir kamen so ca. 10:45 in Ancud an. Obwohl die Stadt so klein ist, gibt es mehrere Busterminals. Der Bus von der Busgesellschaft Cruz del Sur kam am Hauptbusterminal an, welches von Cruz del Sur betrieben wird. Cruz del Sur betreibt wohl den meisten öffentlichen Verkehr von und ab der Insel Chiloé. Auch die Autofähre wird von Cruz del Sur betrieben. Mein Hostel „Mundo Nuevo“ liegt nicht weit vom Busterminal entfernt. Es ist hier in Ancud merklich kühler als in Santiago de Chile, aber es regnete nicht und noch viel besser es schien heute Vormittag die Sonne durch die Schleierwolken durch. Dies änderte sich zwar über den Tag, aber für den Anfang freute es mich. So strahlten die schönen farbigen Häuser, deren Außenwände mit Holzschindeln bedeckt sind und was so typisch für die Insel Chiloé ist, richtig schön.

Was hat die Insel Chiloé eigentlich zu bieten? Es gibt auf der Insel ca. 60 Holzkirchen. 16 davon wurden zum Weltkulturerbe erklärt. Es gibt auf Chiloé, wie gerade erwähnt, die bunten Häuser mit den Holzschindeln. Es gibt den Nationalpark im Westen der Insel, in dem man Wanderungen machen kann. Außerdem gibt es Pinguine, Wale, Delphine, Robben und diverse Vögel an der Küste zum Beobachten, wobei aktuell keine Saison ist Wale zu sehen. Ich werde mir die Kirchen bei Castro anschauen und in den Nationalpark gehen. Zu den Pinguinen werde ich nicht fahren, da habe ich einfach in der Antarktis so Beeindruckendes erlebt, dass es evtl. enttäuschend wäre diese Kolonie zu sehen.

Heute habe ich dann Ancud erkundet. Ich wollte zuerst zum Centro de Visitante Inmaculada Concepción gehen. Diese Stiftung kümmert sich um den Erhalt und die Restauration der Holzkirchen und hat hier in Ancud eine Informationszentrum. Wegen Ostern hat dieses aber drei Tage geschlossen und so kann ich erst am Montag dorthin gehen. Danach ging ich ins regionale Museum (Museo Regional Aurelio Bórquez Canobra). Leider waren alle Beschreibungen hier nur in spanischer Sprache, aber für 0,80 Euro Eintritt kann ich evtl. auch keine Übersetzung ins Englische erwarten. Das Museum war trotzdem ganz interessant. U.a. wurde über die Bahnlinie zwischen Ancud und Castro berichtet. Der Zug brauchte für die 88km 6 Stunden. 1960 fand aber hier eines der bis dahin schwersten Erdbeben statt. Das Museum machte bei der Angabe der Stärke des Erdbebens leider den häufigen Fehler, die Stärke des Erdbebens mit 9,5 nach der Richterskala anzugeben. Dies ist keine korrekte Angabe. Die Richterskala kann nur bis zu einer Erdbebenstärke von 6,5 benutzt werden. Weiter geht sie nämlich nicht. (Das war jetzt etwas besserwisserisch. Ich weiß.) Die Zuglinie wurde beim Erdbeben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Auch Ancud wurde zerstört. Die alte Kirche aber Stand nach dem Erdbeben noch, aber sie hatte Risse und wurde gesprengt. Früher waren die Häuser wohl eher aus Stein, die meisten Häuser in Ancud wurden nach dem Erdbeben aus Holz errichtet. Holzhäuser fallen wohl nicht so schnell in sich zusammen wie Steinhäuser. Es wurde auch berichtet über die ersten Europäer, Holländer, die auf Chiloé zu Beginn des 17. Jahrhunderst eintrafen bzw. Chiloé entdeckten. Auch Charles Darwin kam auf seiner Forschungsreise hier vorbei. Im Museum ist auch das Skelett eines Blauwals ausgestellt, welcher im März 2005 hier an der Küste strandete und starb.

Nach dem Museum wollte ich das typische Essen Curanto von der Insel Chiloé probieren. Ich hatte davon in einem Bericht über Chiloé im Fernsehen gehört. Für ein traditionell gekochtes Curanto werden Steine in einem Erdloch erhitzt. Dann kommt auf die Steine Fisch, Muscheln, Hühnchen, Schwein und diverse lokale Gemüse. Dann wird das Ganze zugedeckt und gegart. Lt. Lonely Planet gibt es hier ein Restaurant, in welchem man Curanto essen kann. Ich bin also zu dem Restaurant und dachte, als ich es sah, dass dies irgendwie nicht so wirklich gut aussieht und habe erst einmal auf das Essen dort verzichtet. Mittlerweile habe ich aber mit dem Hostelbesitzer, einem Schweizer, der seit 12 Jahren hier lebt, gesprochen und auch er hat mir das Restaurant „Kuranton“ am Hafen von Ancud empfohlen. Okay dann starte ich morgen den zweiten Versuch.

Dass Ostern ist, merkt man auch im Hostel. Es sind aktuell vier Gäste im Hostel und evtl. kommen noch zwei weitere. Lt. dem Hostelbesitzer eignet sich der April noch ganz gut für das Reisen auf der Insel. Erst Mitte Mai, meinte er, wird es ungemütlich und sehr feucht.

Hasta mañana Birgit