Osterinsel – Tag 4

Die erste Erkenntnis des heutigen Tages war, dass ich noch Auto fahren kann. Ich habe mir heute ein Auto geliehen. Nachdem ich in den letzten beiden Tagen die sogenannten Südwest- und Nord-Runde auf der Osterinsel zu Fuß erkundet habe, fehlte mir noch die Nordost-Runde. Dessen Erkundung ist aber nicht mehr zu Fuß möglich, dafür ist die Strecke zu lang. Ich bin heute ca. 60km gefahren. Man kann hier auf der Osterinsel Fahrräder, Mopeds und Autos leihen. Mit einem Fahrrad wollte ich nicht fahren, da wohl ab und an recht starke Winde wehen und darauf hatte ich keine Lust. Ein Moped bin ich bisher zu selten in meinem Leben gefahren und so mietete ich ein Auto. Ich mietete einen Suzuki Jimny. Jetzt werden einige meiner Stuttgarter Freunde schmunzeln, so wie ich schmunzeln musste, als ich hörte, dass ich einen Suzuki Jimny als Auto bekommen sollte. Wir haben eine Freundin, die ihren Suzuki Jimny liebt und wir necken sie immer etwas wegen ihrem Möchtegern-Geländewagen. Und ich bin heute mit diesem Auto gefahren und war nicht unzufrieden. Das Auto kostete mich 45.000 Chilenische Peso, dies sind ungefähr 60 Euro. Eine Versicherung gibt es hier nicht für das Auto. Das Auto mietete ich ca. 10:30 und kann es nun 24 Stunden fahren. Angenehm ist, dass man das Auto mit vollem Tank zurückgeben muss und nicht mit leerem Tank, wie es mittlerweile bei uns häufig der Fall ist. Es gibt auf der Insel genau eine Tankstelle und genau eine Sorte von Benzin.

Zuerst ging es nach Puna Pau. Puna Pau ist ein vulkanisches Gebiet, aus dessen rotem Gestein die Pukao, die „Hüte“ der Moai, gefertigt wurden. Es liegen noch ca. 20 „Hüte“ in Puna Pau, einige haben Petroglyphen. Die Bedeutung der Pukao auf den Moai ist noch nicht geklärt. Es gibt aktuell drei diskutierte Bedeutungen der Pukao: erstens: ein Federhaarschmuck, zweitens: ein Haarknoten, drittens: ein Turban. Was die Pukao auch immer darstellten, zusätzlich ungeklärt ist, wie man sie auf die Köpfe der Moai gesetzt hat. Hat man die Pukao den liegenden Moai auf den Kopf gebunden und hat die Moai dann aufgerichtet? Oder hat man eine Rampe an den Moai gebaut und hat die Pukao die Rampe hinausgerollt und auf den Moai gesetzt?

Dann fuhr ich auf der Hauptstraße zur Nordküste. In Anakena stehen sieben Moai auf einem Podest und ein einzelner Moai etwas abseits. Alle stehen mit dem Rücken zum Meer und sehen so nicht den wunderschönen Strand von Anakena, den einzigen Sandstrand der Insel. Die Moai hier in Anakena haben Reliefs auf dem Rücken. Das Wetter lud heute morgen noch nicht zum Baden ein. Es nieselte sogar etwas als ich in Anakena war.

Ich stoppte kurz in Ovahe, wo es noch einen kleinen geschützten Sandstrand unterhalb einer Klippe gibt und beim Ahu Te Pito Kura, wo ein 10m hoher Moai und damit einer der Größten ist. Dieser Moai liegt und wurde noch nicht wieder aufgerichtet. Kurz darauf war ich in Papa Vaka. Hier kann man verschiedene Petroglyphen bewundern. Einige sind sehr gut erkennbar. Man kann Fische, Haken, Boote und Schildkröten sehen. In Puo Hiro gab es einen Stein zu sehen, der wie eine Art Flöte benutzt wurde. Der Stein ist aus porösem Stein und hat einige Löcher. Wenn man in eines der Löcher bläst, ertönen Laute.

Dann kam ich nach Ahu Tongariki. Hier stehen 15 Moai in einer Reihe am Meer. Hier soll der Sonnenaufgang sehr schön sein, dies werde ich mir morgen anschauen. Aber auch ganz normal am Tag sind diese 15 Moai sehr schön. Es gibt auf dem Gelände außerdem einige Petroglyphen zu sehen, aber sie sind sehr schwer erkennbar.

In Sichtweite ist der Vulkan Rano Raraku und hier wurden die Moai aus dem Stein gehauen, bearbeitet und dann zu den einzelnen Aufstellungsorten gebracht. Überall liegen hier Moai. Einige sind bis zum Hals, zur Nase oder den Augen eingegraben, andere schauen so aus dem Gras heraus als würden sie im Gras ertrinken. Man sieht auch Moai, die noch nicht fertig aus dem Berg herausgeschlagen wurden. Als ich den Rundweg am Rano Raraku startete war blauer Himmel und Sonnenschein. Ab und an kam eine Wolke und damit ich schöne Fotos machen konnte, musste ich dann immer etwas warten. Dann kam eine dicke graue Wolke mit Regen. Also regnete es für 10 Minuten auch wenn es währenddessen aussah, als würde es nun Stunden regnen wollen. Es gab keinerlei Möglichkeit sich unterzustellen. Aber als ich fast auf dem Weg zum Ausgang war, hörte es auf zu regnen und fünf Minuten später war wieder blauer Himmel und Sonnenschein und kurz darauf war die Kleidung auch schon wieder trocken. Die meisten Moai liegen außerhalb des Vulkans. Man kann aber auch in den Vulkan gehen. Dort gibt es einen Kratersee und es stehen und liegen auch einige Moai dort. Alles war für mich sehr beeindruckend.

Es war kurz vor 16:00 und langsam hatte ich Hunger. In Anakena gab es kleinere Imbissstände bzw. Restaurants und in Rano Raraku gab es auch ein kleines Café. Ansonsten gibt es im gesamten Norden der Insel keine Möglichkeit, etwas zu essen. Ich bestellte diesmal nur eine Empanada, da ich ja lernfähig bin. Empanada mit Thunfisch und Käse. Sehr gut.

Da nun das Licht etwas besser war, fuhr ich noch einmal kurz zum Ahu Tongariki, um ein paar Fotos zu machen. Danach ging es zurück nach Hanga Roa. Auf der Fahrt passierte ich noch mindestens drei Aufstellungsorten mit Moai. Überall waren die Moai umgeworfen und lagen mit dem Gesicht auf der Erde. In Hanga Roa kaufte ich mir für heute Abend ein Ticket für eine der Tanzshows. Dies wird sicher sehr touristisch, aber es wird überall empfohlen, sich so eine Tanzshow hier auf der Insel anzuschauen. Also werde ich dies tun.

Gesagt getan, ich war bei der Tanzshow und es hat mir gut gefallen, obwohl es auch diese Einlagen gab, bei denen die so gut tanzenden Tänzer und Tänzerinnen sich Partner aus dem Publikum holten und dies dann meiner Ansicht nach immer nur peinlich ist. Glücklicherweise ging dieser Kelch an mir vorüber. Die Musik war ein Mix aus moderner und traditioneller Musik. Die Tänze waren schnell und die Beiträge der Männer kann man fast sportlich nennen, die der Frauen zurückhaltend elegant. Das Publikum bekam nicht nur die musikalische und die tänzerische Darbietung sondern es bekam auch etwas fürs Auge geboten, da die Tänzerinnen und Tänzer schöne Menschen waren.

Hasta mañana Birgit