Osterinsel – Tag 3

Geweckt wurde ich vom Krähen der Hähne in der Nachbarschaft. Es war so gegen 8:30 und damit eine gute Zeit zum Aufstehen. So wie ich es gestern in der Wettervorhersage gesehen hatte, war heute morgen der Himmel stark bewölkt. Ich frühstückte und dann ging es los. Ich hatte mir heute eine etwas kürzere Wanderung im Vergleich zur Wanderung von gestern vorgenommen. Ich wollte weiter den südlichen Teil der Insel erkunden, aber nun nördlich von Hanga Roa laufen. Ich lief also aus Hanga Roa heraus immer in Richtung der beiden kleinen Vulkane Maunga Tangaroa und Maunga Vai O’Hao. Kurz bevor ich auf die Hauptstraße der Insel kam, die die Insel von Süd nach Nord durchquert, stand plötzlich in einem Feld wieder ein Moai. Er war ummauert und ein kleines Drehkreuz führte zu ihm, also war es ein alter Moai und kein neu gemachter. Er war sehr schön und bei ihm sah ich nun erstmalig auch die Gravuren der Hände und Arme auf dem Körper. Ich ging dann entlang der Hauptstraße und bog in den Weg nach Ahu Akivi ein. Ich war, glaube ich, die einzige Wanderin auf dem Weg. Ein paar Autos, Mopedfahrer und Fahrradfahrer überholten mich. Ich wurde auch gefragt, ob ich mitgenommen werden möchte. Überhaupt sind die Inselbewohner sehr freundlich. Wenn man nicht gerade im Ortszentrum von Hanga Roa unterwegs ist, wird man eigentlich immer gegrüßt oder aus dem vorbeifahrenden Auto heraus wird gewunken. Der Weg bis Ahu Akivi bot nicht sehr viel, aber ich fand es schön. Überall waren kleine Vulkane, leichte kleine Hügel mit Gras bewachsen, Pferde grasten und Stille bis auf das Vogelgezwitscher. Wieder kam die Erinnerung an Irland in meine Gedanken. Häufig sah ich am Wegesrand schöne rot blühende Büsche. Diese erinnerten mich an den Korallenstrauch, aber ich habe gegoogelt, es ist nicht der Korallenstrauch, der hier so häufig zu sehen ist.

Nach 2h war ich bei dem Ahu Akivi-Komplex. Dies ist ein Komplex mit sieben Moai und der Komplex ist restauriert, d.h. die Moai stehen alle. Dieser Komplex liegt mitten in der Insel und nicht am Meer, dies ist kommt wohl nicht so häufig vor. Die Moai sind im Ahu Akivi-Komplex so ausgerichtet, dass sie an den Tagen, an denen Tag und Nacht gleich lang sind, also am 21.3. und am 21.9., genau auf den Punkt der Sonnenuntergangs schauen. Die sieben Moai, die hier stehen, sollen der Überlieferung nach die sieben jungen Männer sein, die der König zur Erkundung ausgesendet hat, bevor er auf der Insel an Land ging.

Danach führte der Weg durch ein Gebiet, in dem es überall Steinhaufen gab und diese nicht natürlich sondern von Menschen gestapelt bzw. bearbeitet waren. Ich würde vermuten, dass dort früher einmal ein Ort war. Es gab aber kein Schild, auf welchem irgendein ein Name oder eine Erklärung stehen könnte.

Irgendwann kam ein Schild „Sector Ana Te Pahu“, aber es gab keine weitere Erklärung. Es schien aber auch nichts Sehenswertes in der Umgebung zu geben, also ging ich weiter. Ich überlegte aber, was eigentlich „Ana“ heißt und schaute nach. „Ana“ heißt Höhle und nun war klar, dass ich oberirdisch nichts Sehenswertes sah. Ich war nur einige Meter vorbeigelaufen und bin natürlich zurück gegangen, wo da eine Höhle sein könnte. Und tatsächlich gab es eine Höhle mit mehreren Räumen und in der Mitte ein offener Platz, in dem Bananen wuchsen.

Heute war ich froh, dass ich eine Karte von der Insel vorher auf mein Handy geladen hatte und mittels der Ortungsfunktion immer sehen konnte, wo ich gerade war. Ich hatte vom gestrigen Tag gelernt und damit war es einfacher den richtigen Weg zu finden, denn Schilder waren heute rar.

Kurz bevor der Weg zum Meer kommt, ist der Ahu Tepeu-Komplex. Dies ist ein nicht restaurierter Komplex, d.h. die Moai stehen nicht, sondern liegen. Während der Konflikte zwischen den einzelnen Stämmen auf der Insel wurden die Moai systematisch als Teil der Kämpfe zerstört. Es gab im Ahu Tepeu-Komplex vermutlich fünf Moai, da ich fünf Körper und fünf Köpfe fand. Außerdem sah man hier schön die Umrisse von Häusern, deren Grundriss die Form einer langgezogenen Ellipse hat.

Dann führte der Weg nahe dem Meer oberhalb der Klippen etwas landeinwärts wieder Richtung Hanga Roa. Es gab dann dort noch weitere Höhlen. Von der ersten habe ich mir den Namen nicht gemerkt und diese ist auch in meiner Karte nicht eingezeichnet. Es war ein langgestreckte Höhle wie ein Tunnel. Lt. Infotafel diente sie als Versteck während des Zeit der Konflikte zwischen den Stämmen. Heute dient sie Hunden als angenehm kühler Platz, wenn es draußen mal zu warm ist. In der Nähe gab es noch direkt in den Klippen eine andere Höhle. Von der nächsten Höhle, der Ana Kakenga, weiß ich den Namen, hatte mich aber entschlossen diese nicht mehr anzuschauen, da ich nicht erwartete, dass sie anders sein würde als die Höhlen, die ich schon gesehen hatte. Außerdem war ich etwas müde, im Kopf und in den Beinen. Ich war mehr als fünf Stunden unterwegs und Hanga Roa war zwar schon zu sehen, aber vermutlich war es noch einmal eine Stunde bis ich dort war.

So war es dann auch. Ca. 16:00 war ich am Hafen von Hanga Roa. Dort ging ich in das kleine nette Restaurant „La Kaleta“ direkt am Meer. Der Standort des Restaurant ist unschlagbar. Die Terasse liegt direkt oberhalb des kleinen Sandstrandes und des Wassers. Eine kühle heute eher kalte Brise weht über die Terrasse. Ich nahm Ceviche Rapa Nui. Auf der Osterinsel gibt es viel Thunfisch und so war diese Ceviche vom Thunfisch. Es hat sehr gut geschmeckt, aber es war viel zu viel. Danach ging ich vorbei am Fußballplatz, auf dem gerade eine Spiel lief, aber mit wenig Besuchern und bei dem ich mich fragte, wer die Gastmannschaft ist. Ist es eine Mannschaft vom Festland oder eher eine Mannschaft aus einem anderen Ortsteil des kleinen Hanga Roa. Es sah so aus als wäre es letzteres. Mich interessierte das Spiel weniger, ich wollte zum nahegelegenen Eisladen und dort gab es ein Eis für mich. Im Ort waren die meisten Geschäfte, Cafés und Restaurants geschlossen. Ich fand aber ein offenes Café und trank noch einen Kaffee und dann ging es mir wieder gut. Satt aber weiterhin recht fußmüde. Ich ging dann zurück ins Hostel zum Ausruhen.

Hasta mañana Birgit