Von Santiago zur Osterinsel – Tag 1

Ja heute war es dann endlich so weit, ich flog zur Osterinsel. Dafür bin ich 5:45 aufgestanden und 6:00 kam das Taxi, welches mich zum Flughafen brachte. Die Straßen waren sehr leer, so dass ich schon nach 30 Minuten dort war. Ich hatte einen Flug bei LAN gebucht. Das Einchecken lief schnell und reibungslos. In der Wartezeit auf meinen Flug frühstückte ich und dann verließ das Flugzeug pünktlich 8:50 den Flughafen in Santiago. Das Flugzeug war modern, die Crew sehr nett, das Unterhaltungsangebot mit Filmen und Musik umfangreich und aktuell, das Essen war gut und wurde auch in der Ecomony Class auf richtigem Geschirr aus Porzellan serviert. Wir flogen 3800km in Richtung Westen und immer über Wasser. Der Flug dauerte 5h und dann war ich auf einer der entlegensten Inseln der Welt. Die nächste bewohnte Insel liegt 2000km entfernt und ist eine Insel der Pitcairn Islands. Die Uhr stellten wir um zwei Stunden gegenüber Santiago de Chile vor, d.h. ich bin jetzt sieben Stunden hinter Deutschland. Pünktlich 12:00 landeten wir auf der Osterinsel. Am Flughafen bekamen alle Frauen eine Blume für das Haar. Es war die gleiche Blume, die auch meine beiden Deuter-Rucksäcke für Frauen ziert. Und dann habe ich wieder einmal nicht erwartet, dass ich vom Flughafen abgeholt werde und habe deshalb auch gar nicht auf den vielen Schildern am Ausgang des Flughafens nach meinem Namen gesucht. Ich dachte, dass mein Hostel nicht weit vom Flughafen ist und ich doch dorthin direkt laufen könnte. Gedacht getan. Nicht bedacht hatte ich, dass die Straßen zwar Namen auf der Karte haben, aber es keine Straßenschilder gibt und dass ein Hostel ebenfalls kein Schild haben muss. Ich musste also mein Hostel suchen und dies war nicht einfach. Zum einen war es warm und zum anderen bekam ich unterschiedlichste Auskünfte, wo mein Hostel sein könnte. Aber am Ende wurde ich fündig und dann stellte sich auch heraus, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Alle Passagiere und Gäste der Osterinsel werden vom Flughafen von ihrer gebuchten Unterkunft abgeholt. Da ich aber niemandem meine Flugnummer genannt hatte, hatte ich auch nicht angenommen, dass mich jemand vom Flughafen abholt. Aber es kommen wohl nur zwei oder drei Maschinen pro Tag auf der Osterinsel an und dann kommen die Abholer der Hostels oder Hotels einfach zu jedem Flug mit ihren Namensschildern. Und nun war mir auch klar, warum es so viele Schilder am Ausgang des Flughafens waren. Auch der Besitzer meines Hotels war am Flughafen mit einem Schild mit meinem Namen und mit der obligatorischen Blumenkette zur Begrüßung. Diese bekam ich dann halt bei meiner Ankunft im Hostel überreicht. Ich habe hier in diesem Hostel ein Einzelzimmer, da es in diesem Hostel nur private Zimmer gibt. Dies ist auch wieder einmal ganz angenehm. Das Hostel „Petero Atamu“ ist klein und liegt etwas außerhalb vom Zentrum in einer Wohngegend mit kleinen netten Häusern.

Ich bin also auf der Osterinsel. Wahnsinn!

Ich habe gleich angefangen, den Ort Hanga Roa zu erkunden. Hanga Roa ist der Hauptort und auch der einzige Ort auf der Insel. Ich musste zuerst zum Geldautomaten. Dort erschrak ich kurz, da ich dachte, dass meine Kreditkarte schon wieder gesperrt ist, aber der Automat akzeptierte nur keine Visa-Karten. Bei einem anderen Automaten bekam ich problemlos Geld. Dann brauchte ich noch eine Stärkung und ging in ein kleines Restaurant. Dort gab es Empanadas. Da Empanadas in Argentinien ungefähr 8x4cm groß sind, nahm ich an, dass die Empanadas hier auch so groß sind. Um ehrlich zu sein, ich machte mir eigentlich überhaupt keine Gedanken über die Größe der Empanadas und bestellte zwei Stück. Ich wollte eigentlich drei bestellen, aber die Füllung für die dritte Empanadas, die ich mir herausgesucht hatte, gab es nicht. So bestellte ich also, wie schon geschrieben, zwei Stück. Als die beiden Empanadas serviert wurden, verschlug es mir die Sprache und wahrscheinlich klappte auch mein Kinn runter. Diese Empanadas waren riesig so ca. 25x10cm. Wer sollte die beiden Empanadas essen? Eine schaffe ich, aber zwei nie und nimmer. Die Empanadas waren sehr gut, aber die zweite ließ ich mir einpacken. Danach war ich richtig gestärkt und es konnte losgehen. Ich hatte nicht erwartet, dass der erste Moai schon direkt am Hafen steht. Moai werden die Steinfiguren genannten, die hier auf der Osterinsel errichtet wurden. Der Moai am Hafen wurde aber meines Wissens dorthin für die Touristen transportiert und stand nicht schon immer dort. Aber nicht arg weit weg stehen die Moai des Tahai-Komplexes. Hier standen fünf kopflose Moai und einer mit Hut. Mir war vorher nicht bewusst, dass dies richtige zerimonielle Anlagen sind, in denen die Moai aufgestellt waren. Dies war schon hier im Tahai-Komplex sehr gut zu erkennen. Aber klar war auch, dass es eine sehr gute Idee ist, zuerst einmal ins Museum zu gehen und sich etwas zu bilden. Recht nahe beim Tahai-Komplex ist das Museo Antropologico Padre Sebastian Englert. Sebastian Englert war ein deutscher Missionar, der Mitte des 20.Jahrhunderts auf der Insel lebte. Das Museum hat sich zum Ziel gesetzt, über die Geschichte der Menschen, der Herkunft der Menschen, ihre Rituale und Lebensweisen Auskunft zu geben. Ich empfand das Museum sehr informativ. Die meisten Informationen wurden über Schautafeln vermittelt. Es waren aber relativ wenig Ausstellungsstücke zu sehen. Im Anhang habe ich meine Mitschriften angefügt, diese werde ich während meines Aufenthaltes hier vermutlich noch erweitern. Nach dem Museum bin ich zum nächsten Moai gegangen. Dies war der Hanga Kioe. Und dann ging ich erst einmal zurück nach Hanga Roa, da ich Durst hatte und merkte, dass ich vergessen hatte, die Sonnencreme zu benutzen. Den Durst konnte ich schnell löschen, aber die Arme werden wohl ein paar Tage rot bleiben. Dann ging ich zum Sonnenuntergang noch einmal zum Tahai-Komplex, der liegt nur 10 Minuten zu Fuß von meinem Hostel entfernt. Es war schon spürbar kühler als am Tag. Am Tahai-Komplex hatten sich schon einige Leute versammelt, um den Sonnenuntergang zu sehen und das eine oder andere Foto zu machen. Ja auch ich machte ein „paar“ Fotos. Ja und ich hatte mich außerdem dort mit einer Holländerin verabredet. Mit Ihr war ich zusammen in El Chaltén im Hostel vor ca. 6 oder 7 Wochen und wir hatten vor ein paar Tagen festgestellt, dass wir uns auf der Osterinsel gerade verpassen würden. Ja und dann hat sie ihren Flug verschoben, da es ihr auf der Insel so gut gefiel und damit konnten wir uns kurz sehen. Sie ist dann direkt vom Sonnenuntergang zum Flugplatz gefahren. Unser Treffen war kurz, aber es reichte um Neuigkeiten und Reisetipps auszutauschen. Sehr nett. Ein sehr schöner Tag ging dann zu Ende und ich bin so gespannt auf die weiteren Tage auf dieser Insel, die so ruhig und relaxt wirkt, so tropisch und mystisch ist.

Es kann sein, dass ich die Bilder von der Osterinsel erst nach meiner Rückkehr nach Santiago de Chile auf Flickr hochladen kann, da das Internet in meinem Hostel nicht wirklich gut ist. Aber vielleicht klappt es ja auch, schaun wir mal.

Hasta mañana Birgit 

Anhang:
Rapa Nui – Isla de Pascua – Osterinsel
– 3700km von der chilenischen Küste entfernt
– 4100km von Tahiti entfernt
– 2000km bis zur nächsten bewohnten Insel (Pitcairn)
Insel hat Form eines Dreiecks, alle drei Ecken sind Vulkane:
– Ausbruch vor 3 Mill. Jahre => Vulkan Poike
– Ausbruch vor 1 Mill. Jahre => Vulkan Rano Kau
– Ausbruch vor 300000 Jahre => Vulkan Terevaka
3 Zeitalter 
1) Phase der Besiedlung:
– 800 oder 1200 nach Christus
– von Ankunft aus Polynesien bis Beginn Errichtung der Moai
2) Ahu Moia Phase
– 800 bis 17.Jahrhundert
– Hochphase, Errichtung der Moai
3) Huri Moai Phase
– 17.Jahrhundert bis Ankunft der Missionare 1864
– Konflikte zwischen den Stämmen, Zerstörung der Moai
Moai
– 95% aus Tuff, sonstige aus Basalt, Trachit, Red Scoria
– nur wenige Moai mit Beinen; besterhaltener Moai Tuku Turi (oder Moai Tuturi) in Rano Raraku, dieser in kniender Position
– nur 10 aller Moai haben weibliche Merkmale wie Brüste oder einen weiblichen Kopf
– 887 Moai sind bisher registriert
– 288 Moai wurden wirklich errichtet
– 397 Moai haben den Fertigungsplatz bei Rano Raraku nie verlassen
– 92 Moai liegen irgendwo auf dem Weg vom Fertigungsplatz zu ihrem vorgesehenen Aufstellungsplatz 
– aufgestellt werden die Moai auf einer Plattform, die Ahu genannt wird
– der größte Moai ist 21,6m lang und wiegt 160-182t und wird „Der Große“ genannt
– der größte errichtete Moai ist der Ahu Te Pito Kura (9,80m, 74t)
– der kleinste errichtete Moai ist bei Poike (1,13m)
– alle Moai außer der Ahu Akivi wurden mit den Gesichtern zur Insel errichtet
Make-Make = Erschaffer-Gott
Hierarchie der Gesellschaft:
– Ariki Mau: König und spiritueller Führer der Insel, hat die meiste Mana (Kraft)
– Ariki Paka: Aristokrat, speziell der Stamm Miru, hat auch Mana
– Tangata Honui: bedeutende Alte, Ratgeber des Königs
– Ivi Atua: Hohepriester
– Matato’a: prominente Krieger 
– Paoa: Krieger, Stand ist niedriger als Matato’a
– Maori: Experten in verschiedenen Künsten und Disziplinen
– Kio: niedrigster Stand z.B. Diener, Sklaven, Flüchtlinge
Mana – die Kraft:
– übernatürliche Kraft 
– Mana ist verantwortlich für eine gute Ernte, reichen Fischfang und Hühnerproduktion
Tapu – die Grenzen:
– Tabu von Plätzen, Menschen oder Essen
– Plätze z.B. zeremonielle Orte
– Menschen z.B. der König, da er zu viel Mana hat, darf er nicht berührt werden
– Essen z.B. die Ernte darf nicht gegessen werden, bis die erste Frucht dem König gebracht wird
Tangata-Manu oder der Vogelmann-Kult:
Auf einer nahegelegenen Insel brüten Vögel. Derjenige der dem König das erste Ei einer Brutsaison bringt, wurde für ein Jahr der Tangata-Manu.