Isla de Margarita – Teil 1

Die ersten Tage auf der Isla de Margarita habe ich sehr wenig unternommen. Zuerst musste ich mich erst einmal wieder an das Wetter gewöhnen. Es sind tagsüber so ungefähr 32 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist recht hoch. Dies ist schon ein spürbar anderes Wetter als in Buenos Aires. Ich habe die Zeit etwas genutzt, um zu lesen und habe auch schon etwas meine weitere Reise nach Chile vorbereitet.

In Venezuela war ich ja im Dezember das erste Mal in Kontakt mit einem inoffiziellen Dollarkurs gekommen. Ich hatte damals für einen Dollar 40, 45 bzw. 57 Bolivar erhalten, dies war abhängig, wann und wo ich Geld getauscht hatte. Während der letzten drei Monate war der inoffizielle Dollarkurs teilweise auf 1:86 geklettert und ist aber in den letzten Tagen wieder stark gefallen. Ich habe jetzt für 1:50 gewechselt.

Auf der Isla de Margarita bekomme ich nichts von den Demonstrationen mit. Die Demonstrationen gegen die Regierung finden ja auch hauptsächlich in Caracas statt. Trotzdem verfolgen wir täglich die nationalen Nachrichten. Auch in Porlamar und in Pampatar, also auf der Isla de Margarita, hat es schon Demonstrationen mit Straßensperrungen und Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Demonstrierenden gegeben. Man sieht auf der Straße, auf der beispielsweise so eine Absperrung mit brennenden Autoreifen war, die Abdrücke der brennenden Reifen auf der Straße und den geschmolzenen Asphalt. Ich hoffe natürlich, dass mein Besuch hier auch weiterhin normal verläuft…

Ich habe heute, man kann sagen, ein Experiment gestartet. Ich habe Bücher und Landkarten, die ich in Argentinien gekauft habe, mit dem venezolanischen Paketdienst MWR nach Deutschland geschickt. Für 1kg habe ich 300 Bolivar bezahlt, d.h. 6 USD bzw. 4,40 Euro. Nun hoffe ich natürlich, dass das Paket in Deutschland ankommt und bin gespannt, wann es ankommt. Ich wollte eigentlich noch Kleidung mitschicken, die ich nicht anziehe, aber die zum Weggeben zu schade ist. Ich habe das Paket, welches ich verschicken wollte, dem Angestellten von MWR gegeben. Als er hörte, dass das Paket nach Deutschland gehen sollte, war er irgendwie aufgeregt. Ich glaube, dass er noch nie ein Paket nach Deutschland versendet hat. Er ging in den hinteren Teil der Büroräume zu seiner Chefin und sie untersuchte die Sachen, die ich versenden wollte. Sie blätterte die Bücher durch, öffnete die Landkarten und sah sich die Kleidung an. Am Ende war das Ergebnis, dass ich die Bücher versenden kann, aber die Kleidung nur, wenn ich den Einkaufsbeleg vorzeigen kann. Diesen hatte ich natürlich nicht mehr, aber dies ist auch kein Problem, da mir das Versenden der Bücher wichtiger war. Die Chefin kam dann auch mit zum Schalter und sie diktierte dann dem Angestellten, wie er das Formular am Computer ausfüllen muss. Am Ende musste noch eine Erklärung aufgefüllt werden, dass keine Drogen versendet werden. Da war mir dann auch klar, warum sie die Sachen vorher genau angeschaut hat. Die Sachen wurden vor Ort verpackt und sind dann hoffentlich irgendwann auf dem Weg nach Deutschland.

In Porlamar waren wir heute in einem sehr netten kleinen Restaurant, im La Casa de Rubén. Rubén ist ein in Venezuela bekannter Koch, der auch früher seine eigene Kochsendung im Fernsehen hatte. Das Restaurant sieht von außen recht unscheinbar und geschlossen aus. Nur das Schild „Abierto“ an der Tür zeigt, dass es doch geöffnet ist. Kommt man von draußen ins Restaurant, müssen sich die Augen, die gerade noch das gleißende Tageslicht gesehen hatten, und der Körper, der gerade noch 32 Grad ausgesetzt war, erst einmal an den dunklen eisgekühlten Raum gewöhnen. Fast alle Tische sind mit Venezolanern besetzt. Das Restaurant läuft auch in diesen schwierigen Zeiten gut. Es gibt traditionelle Küche von der Isla de Margarita. Als Vorspeise aßen wir Pan de Casabe, ein Maniokbrot. Das Maniokbrot ist ein typisches Essen der Indianer von Venezuela. Die Maniokwurzel wird dafür geerntet, geschält und dann zerrieben. Die Masse, die dabei entsteht, ist noch sehr feucht und der Saft enthält eine giftige Subtanz, deshalb wird die Masse in einen Behälter aus Palmenblätter getan und die Flüssigkeit wird herausgepresst und zurück bleibt eine trockene Masse, die hart wird und auch gelagert werden kann. Diese Masse wird dann wiederum geraspelt und dann ohne weitere Zusätze in einer Pfanne gebraten und fertig ist das Brot, welches man aber auch schon fertig im Supermarkt kaufen kann. Im Restaurant gab es das Maniokbrot mit Tomaten und Käse überbacken und mit Pesto garniert. Sehr gut. Ich aß dann mit Chucho gefüllte Tintenfische. Chucho ist eine Rochenart. Auch sehr gut. Es gab auch noch Pastel de Chucho, auch ein sehr typischen Essen von der Insel. Dies werde ich dann beim nächsten Mal essen…

Wir sahen eine Frau, die in einer Einkaufstüte Zucker hatte. Die Nachfrage ergab, dass sie den Zucker in dem nahegelegenen Supermarkt gekauft hat. Wir sind also hin, um auch Zucker zu kaufen. Wir entdeckten den Zucker in den Regalen des Supermarkts nicht, aber Inland entdeckten wir einen abgetrennten Teil des Supermarkt mit eigener Kasse und eigener Schlange. Die Schlange führte aus dem Supermarkt heraus und war dann ca. 50m lang. Wir stellten uns nicht an. Aber mich erinnerte dies doch sehr an die DDR-Zeiten.

Als ich von Buenos Aires nach Caracas geflogen bin, waren zwei weitere Backpacker mit im Flieger und als ich von Caracas nach Porlamar geflogen bin, war ich nicht die einzige Touristin an Bord. Es gibt also weiterhin Touristen in Venezuela und die Leute, die hier mit Touristen zu tun haben, sind sehr froh darüber. Auch das ein Restaurant wie das La Casa de Rubén, welches früher auch von vielen Touristen besucht wurde, weiterhin gutes Geschäft macht, wird positiv aufgenommen. Ich habe auch ein deutsches Forum im Internet entdeckt, in dem sich Deutsche, die in Venezuela leben und Menschen, die nach Venezuela reisen wollen, austauschen. Es ist dort u.a. sichtbar, wie die Flugpläne der einzelnen Airline beobachtet werden und sich Direktflüge aus Europa zur Isla de Margarita gewünscht werden. Die Insel lebt einfach vom Tourismus. Es gibt zwar auch viele einheimische Touristen, aber die Touristen aus Europa, die früher in Massen hier waren, sind weiterhin sehr beliebt. Aktuell soll es wohl Überlegungen bei irgendeiner Airline geben für Direktflüge von Polen zur Isla de Margarita. Vieles hängt natürlich davon ab, wie sich die politische Lage in Venezuela entwickelt.

Hasta luego Birgit