Buenos Aires – Tag 5

Nach dem heutigen Tag bin ich doch recht fußmüde. Ich bin einfach zu viel gelaufen und habe auf eine Busfahrt verzichtet.

Ich bin heute morgen zuerst nach San Telmo gegangen. Dort war ich ja letzten Sonntag schon auf dem Trödelmarkt und heute habe ich festgestellt, dass wir letzte Woche nur einen kleinen Bruchteil rund um die Plaza Dorrego vom Trödelmarkt gesehen haben, der sich eigentlich von der Plaza Mayor entlang der Calle Defensa über mehrere Blocks und einige Seitenstraßen erstreckt. Es ist ein Markt auf dem Trödel verkauft wird, aber auf dem auch Künstler bzw. Handwerker ihre Sachen verkaufen. Sehr schmunzeln musste ich über Taschen, die aus alten Musikkassetten, CDs oder Schallplatten hergestellt wurden. Die Musikkassetten waren geteilt, das Band entfernt und beide Seiten mit einem Reisverschluss verbunden worden. Bei den Taschen aus Schallplatten waren die Seiten Schallplatten und diese waren mit Stoff verbunden worden. Irgendwie witzig.

Eigentlich wollte ich ja in das alte Hafengebiet Puerto Madero, welches heute mit modernen Hochhäusern und Shopping Malls sowie teuren Wohnungen zu einem schicken Gebiet verändert wurde. Da ich aber nun schon am Plaza Mayor war, bin ich weiter zur Calle Florida zu dem Geldwechsler meines Vertrauens. Ich habe gerade festgestellt, dass ich noch gar nicht übers Geldwechseln hier in Buenos Aires geschrieben habe. Also am ersten Tag in Buenos Aires fragte im Hostel eine andere Mitbewohnerin, wo man hier Geld wechselt. Die Antwort war zur Calle Florida zu gehen und im ersten Zeitungskiosk nach der Baustelle könnte man Geld wechseln. Ich bin also damals dorthin gegangen und habe dort Geld gewechselt. Auf der Calle Florida steht alle zwei Meter ein Mann oder eine Frau, die den ganzen Tag nur „Cambio, Cambio, Cambio,…“ rufen und Geld wechseln wollen. Ich bin zu dem beschriebenen Zeitungskiosk gegangen. Dort geht man dann hinten in den Kiosk rein und kann ganz entspannt Geld wechseln. Sie zeigen einem auch, dass jeder Geldschein echt ist und geben einen guten Kurs. Da dies beim ersten Mal gut geklappt hat, bin ich immer dort zum Geld wechseln gegangen. Da die Baustelle ja irgendwann einmal weg ist, hilft sie für das Finden des Zeitungskiosk nicht wirklich. Er ist am Beginn der Calle Florida des Block 100-200 der erste Zeitungskiosk. Wie das Geldwechseln mit den Männern und Frauen funktioniert, die einfach so auf der Straße stehen und Geldwechseln möchten, weiß ich nicht.

Danach habe ich mich die Calle Florida bis zur Plaza San Martin treiben lassen. Obwohl Sonntag war, hatten einige Geschäfte geöffnet. Die Plaza San Martin ist wunderschön. Es ist ein Park mit schönen alten Bäumen, die schön Schatten spenden. In der Nähe steht der Torre de los Ingleses (Turm der Engländer), der seit dem Falkland-Konflikt Torre Monumental heißt. Der Turm steht direkt vor dem Retiro-Bahnhof, der eigentlich aus drei Bahnhöfen besteht, nämlich dem Retiro Mitre, Retiro Belgrano und Retiro San Martin. Jeder Bahnhof hat sein eigenes Bahnhofsgebäude, welche halt zufällig alle drei direkt nebeneinander stehen. Warum dies so ist, weiß ich nicht. Neben dem Bahnhof Retiro San Martin schließt sich direkt der Busbahnhof von Buenos Aires an. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man zwischen dem Bahnhof Retiro San Martin und dem Busbahnhof den Eingang zu den Favelas von Buenos Aires. Schon aus dem Flugzeug habe ich die Favelas von Buenos Aires gesehen, die entlang der Autobahn und der Bahnschienen liegen. Auch der Taxifahrer, der mich vom Flughafen Jorge Newberry abgeholt hatte, wies mich auf die Favelas hin. Die Favelas liegen damit nicht arg weit entfernt von den besseren Wohngegenden von Retiro, Recoleta und Palermo, aber halt auf der anderen Seite der Bahngleise.

Von der Plaza San Martin ging ich entlang der Avenida Santa Fe. Ich wollte zu einem ungewöhnlichen Buchladen, dem El Ateneo, der sich in einem ehemaligen Theater und Kino befinden. Das Gebäude wurde als Theater entworfen und 1919 eröffnet. Schon 1920 wurde das Theater in ein Kino umgewandelt. Heute befindet sich auf der Bühne eine Café und im Parkett, auf den Rängen, in der Eingangshalle und im Untergeschoss werden Bücher angeboten. Eine sehr tolle Atmosphäre. Der Bestand an Büchern in englischer Sprache war aber sehr mager bzw. eher Kitschliteratur. Bücher in anderen Sprachen gab es gar nicht. Auf dem Weg zurück habe ich in der Calle Florida einen Buchladen, leider ohne Namen entdeckt, in dem gab es bessere und mehr Bücher in englischer Sprache.

Ja ich bin den ganzen Weg wieder zurück gelaufen. Das Wetter war schön. Ich hatte auf dem Hinweg die eine oder andere Pause in einem Café oder bei einem Eisladen gemacht und so habe ich es auf dem Rückweg auch wieder gemacht. Als ich im Hostel ankam, war ich sehr fußmüde. Ich bin ca. 8 oder 9 Stunden gelaufen.

Hasta luego Birgit