Buenos Aires – Tag 4

Ein wunderschöner entspannter Tag in Buenos Aires.

Ich bin ohne Wecker früh aufgestanden, habe im Hostel gefrühstückt und wollte zuerst nach Recoleta auf den Friedhof fahren. Ich wollte mit dem Bus fahren, aber leider gab es keine dieser aufladbaren Karten mehr im Hostel und der Kiosk, an dem man so eine aufladbare Karte kaufen kann, würde wohl erst in einer Stunde aufmachen, sagte mir die Angestellte vom Hostel. So erfuhr ich dann, dass man in Buenos Aires doch auch mit dem Bus fahren kann, ohne einer dieser aufladbaren Karten zu haben. Man muss dafür nur genügend Münzen haben, Banknoten werden nicht genommen. Die Busfahrt ist, glaube ich, dann etwas teurer, aber dies ist nicht wirklich schlimm, da das Busfahren grundsätzlich sehr günstig ist. Also fuhr ich ca. 9:00 ab der Avenida de 29 Julio mit dem Bus Richtung Recoleta. Hier, aber auch in Uruguay, reicht es nicht, einfach nur an der richtigen Bushaltestelle zu stehen. Der Bus hält erst, wenn man noch ein deutliches Handzeichen gemacht hat, mit dem man signalisiert, dass man wirklich mit diesem Bus fahren möchte. Ich war also noch beim Studieren des Streckenplans des Busses als ein Bus sich näherte und ich hob dann wohl zu spät die Hand, um mein wirkliches Interesse an der Busfahrt zu signalisieren und prompt hielt der Bus nicht an…

Der Friedhof in Recoleta ist berühmt und jeder Besucher von Buenos Aires besucht ihn. Ich dachte, dass ich früh dran sei mit meinem Besuch, aber mir kam die erste Reisegruppe entgegen, die den Friedhof schon wieder verließ. Als ich dies Friedhof verließ, waren es schon einige Reisegruppen, die über den Friedhof geführt wurden. Auf dem Friedhof sind viele berühmte Leute begraben und fast alle haben große Gräber, die kleinen Mausoleen ähneln. Die einzige berühmte Person auf dem Friedhof, die ich kannte, war Eva Perón. Aber auffällig war beim Schlendern über den Friedhof, dass auf vielen Gräber Namen standen, nach denen hier in Argentinien Straßen oder Plätze benannt sind. Auf diesem Friedhof wurde letzte Woche auch der Designer Jorge Ibanez begraben, der mit 44 Jahren gestorben ist und wohl recht berühmt ist. Über seine Beerdigung wurde letzte Woche lang und breit im Fernsehen berichtet. Vorm Friedhof fand wie jeden Samstag ein Straßenmarkt statt, über den ich geschlendert bin. Im wohl für Recoleta berühmten Café La Biela genoss ich dann einen Kaffee.

Recoleta und Palermo, der Stadtteil in dem ich heute auch noch war, sind bessere Wohngegenden in Buenos Aires. Dies sieht man schnell. Hier sind viele Botschaften und große Hotels. U.a. sieht man hier auch die Hundeausführer. Dies sind Menschen, die ihr Geld damit verdienen, von reichen Leuten die Hunde Gassi zu führen. Sie laufen dann mit mehreren Hunden gleichzeitig Gassi.

Von Recoleta bin ich in Richtung Palermo gelaufen. Ich bin zum Plaza Naciones Unidas gegangen und habe dort die riesige Stahlblume Floralis Genérica bewundert. Sie schließt ihre stählernen Blütenblätter wohl in der Nacht, wie ich im Reiseführer gelesen habe.

Für 12:00 hatte ich mich mit einer Mitreisenden von der Antarktis-Reise verabredet. Ich hatte sie hier schon erwähnt. Sie ist für zwei Monate im Buenos Aires und lernt hier Tango tanzen. Wir trafen uns vorm MALBA (Museo de arte latinamericano de Buenos Aires) und schauten uns im MALBA die kürzlich eröffnete temporäre Ausstellung des Fotografen Mario Testino und die Daueraustellung Lateinamerikanische Kunst des 20.Jahrhunderts an. Mario Testino hat viel in der Modeszene und für Vogue und Vanity Fair fotografiert. Die ausgestellten Fotos waren richtig gut.

In einem Restaurant der Kette „Le Pain Quotidien“ haben wir wunderbar und ausführlich einen Mix zwischen Frühstück und Mittagessen gegessen.

16:00 wollte sie in eine Tanzschule zu einer sogenannten Practica. Dies sind Tango-Tanzveranstaltungen, zu denen man hingeht, um zu üben. Ich bin mit und habe einfach zugeschaut. Tango ist eine eigene Welt, dies habe ich schon mitbekommen und mir als Nichttänzer wird sich dies wohl nicht erschließen, dies weiß ich auch schon. Es gibt überall in Buneos Aires jeden Tag oder Nacht Tanzveranstaltungen sogenannte Milongas, zu denen Tangotanzinteressierte gehen, um Tango zu tanzen. Es gibt dabei wohl sehr konservative traditionelle Milongas mit Dresscode und lockere Milgongas, zu denen man auch in Jeans hingehen kann. Alles ist irgendwie bei einer Milonga festgelegt/geregelt. Beispielsweise die Sitzordnung. Wenn man als Paar kommt und auch als Paar zusammen tanzen möchte, dann setzt man sich weiter weg von der Tanzfläche. Will man mit unterschiedlichen Tanzpartnern tanzen und aufgefordert werden, setzt man sich in die Nähe der Tanzfläche. Auch das Auffordern läuft wohl auch sehr diskret mit Augenkontakt und leichtem Kopfnicken ab und man trifft sich dann wie zufällig auf der Tanzfläche. Üblicherweise tanzt man dann vier bis fünf Musikstücke zusammen und geht dann einfach wieder auseinander. Ich habe also in der Tanzschule etwas zugeschaut und mein Eindruck ist weiterhin, dass Tango eine todernste Angelegenheit ist und es hat den Anschein, dass es irgendwie keine Freude macht, die man nach außen zeigen kann, sondern es scheint eher, wenn überhaupt und dies hoffe ich, eine innere Freude zu geben. Die Tanzfiguren kommen mir teilweise recht verkrampft vor, aber gut dies sind alles Eindrücke von mir, die keine Ahnung vom Tango hat. Ich habe dann, wie verabredet, die Tanzschule verlassen und meine Bekannte ist geblieben, um zu tanzen.

Dann bin ich erstmal mit der Metro von Buenos Aires gefahren, um wieder zurück zum Stadtzentrum zu kommen und bin zum Hostel gelaufen. Dabei bin ich entlang der Avenida Presidente Roque Sáenz Peña gelaufen und habe plötzlich Bänke an der Straße gesehen, die schön weich aussehen und so aussehen, als wären sie mit glänzendem Stoff bezogen. Erst beim näheren Hinsehen sah ich, dass die Bänke aus Beton sind. Sehr gut gemacht.

Ein wirklich schöner Tag ging dann zu Ende.

Heute will ich auch noch eine weitere Anmerkung machen. Wir kennen es alle, wir gehen auf der Straße und wissen, dass diese oder jene Person aus dem oder jenen Land kommt. Es gibt da einfach so ein paar Kriterien für einzelne Länder, die bei deren Bewohner zutreffen. Wisst Ihr, was typisch deutsch ist? Ich weiß es nicht, aber ich bin typisch deutsch. Ich brauche nicht einmal, meinen Deuter-Rucksack dabei zu haben oder den Mund aufzumachen. Ich werde, wie z.B. heute auch wieder, direkt auf der Straße auf Deutsch angesprochen. Oder ich sage im Hostel, dass ich aus Deutschland komme und erhalte die Antwort „Ja, ich weiß“. Ich bin jedes Mal verdutzt, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und wundere mich nur noch ein bisschen. Also ich bin typisch deutsch, da muss ich nicht den Mund aufmachen und verstellen hilft auch nicht…

Hasta mañana Birgit