Ich wollte heute morgen zuerst ins Barrio Reus. Dies ist ein Stadtteil von Montevideo, welches durch die Bank von Emilio Reus finanziert wurde, heute seinen Namen trägt und einige Straßen mit schöne bunten Häusern hat. Im Internet hatte ich mir den Bus herausgesucht, der von der Altstadt zum Palacio Legislativo, dem Parlamentssitz von Uruguay, welcher in der Nähe des Barrio Reus ist, fährt. Der Betreiber des Hostels meinte aber dann, dass heute keine Taxis und vermutlich auch keine Busse fahren. Gestern Abend wurde hier in Montevideo ein Taxifahrer erschossen und daraufhin führt die Gewerkschaft einen 24-stündigen Ausstand durch. Es war nicht ganz sicher, ob sich alle Busfahrer daran beteiligen. Ich bin dann zum Plaza Indenpendecia und sah, dass weniger Busse fuhren, aber sie fuhren. Es war kein Chaos auf den Straßen. Es waren einfach weniger Menschen da. Ich vermute, dass die meisten Menschen außerhalb der Altstadt wohnen und nur zum Arbeiten in den Altstadt kommen. Dies würde erklären, warum weniger Menschen heute Vormittag unterwegs waren. Ich bin dann wie geplant zum Barrio Reus gefahren. Hier in Montevideo kann man im Bus seine Fahrtkarte kaufen. Es gibt auch aufladbare Karten für die Busfahrten, aber diese sind nicht wie in Buenos Aires Pflicht. Bei der Hinfahrt bin ich sogar mit einem Bus gefahren, in dem nicht der Fahrer das Fahrgeld kassiert hat, sondern in dem Bus saß noch eine Kassiererin, bei der ich mein Ticket kaufen konnte. Alle Busfahrten bis zu einer Stunde kosten 22 Peso, dies sind ca. 0,77 Euro. Das Barrio Reus war schön anzusehen, leider war eine dicke Schleierwolke vor der Sonne als ich dort war und sie bewegte sich überhaupt nicht. Also hatte ich leider nicht ganz geniales Licht, denn erst bei Sonnenlicht leuchten die Farben der bunten Häuser richtig schön. Ich habe auch vom Palacio Legilativo einige Fotos gemacht und als ich den Bus zurück zur Altstadt nahm, merkte ich, dass ich die imposante Rückseite fotografiert habe und nicht die Vorderseite. Na ja das passiert. Ich nahm also den Bus zurück zur Altstadt und war erst einmal recht verwundert, denn der Bus fuhr überhaupt nicht in Richtung Altstadt. Er fuhr eine ganze Weile in genau die entgegengesetzte Richtung. Da aber am Bus „Ciudad Viaja“ (= Altstadt) stand und ich auch dem Fahrer gesagt hatte, dass ich zur Altstadt möchte, dachte ich mir, dass dies wohl schon alles korrekt ist. Und so war es dann auch, der Bus fuhr eine große Runde, um dann zur Altstadt zu fahren. So bekam ich noch eine kleine Stadtrundfahrt und es zeigte mir, dass Montevideo nicht so klein ist. In der Altstadt angekommen, bin ich zum Mercado del Puerto gegangen. Ich hatte Hunger und wollte in einem der Restaurants etwas essen. Ich entscheid mich für zwei Dinge, die im Lonely Planet als lokale Spezialitäten angegeben sind. Ich aß ein Chivito und trank einen „Medio y Medio“. Ein Chivito ist ein Sandwich mit einem gebratenen Filet mit Tomate und Salat und mit Mayonnaise, also böse gesagt ein besserer Burger. Ein „Medio y Medio“ ist ein Mix aus Weißwein und Sekt, welches gut schmeckt und erfrischend ist. Was für eine Kombination? Burger mit Weißwein und Sekt. Danach startete ich meinen zweiten Versuch, das Karnevalmuseum zu besuchen. Das Museum ist direkt neben dem Mercado del Puerto. Es war offen, aber es war etwas enttäuschend oder vielleicht hatte ich einfach zu viel erwartetet. Die Ausstellung fing ganz gut an mit der Erklärung, welche Einflüsse der Karneval hier in Montevideo hat und welche Hauptfiguren es hier im Karneval gibt. Am Anfang gab es noch Beschreibungen in Spanisch und Englisch, danach nur noch in Spanisch und dann gab es auch diese nicht mehr. Außerdem fehlte so ein bisschen der rote Fäden durch das Museum. Vielleicht bin ich auch durch den gestrigen Museumsbesuch diesbezüglich etwas verwöhnt. Ich lief dann die Uferstraße entlang. Sie ähnelt etwas dem Malecón in Havanna. Sie ist etwas über 20 km lang und eine beliebte Stecke zum Joggen oder Fahrrad fahren. Ich bin wahrscheinlich keinen Kilometer auf der Uferstraße gelaufen und bin dann abgebogen, um noch einen Kaffee in den Café Brasilero zu trinken. Ja und dann war der Tag auch schon wieder um.
Auffällig in Montevideo ist, dass alle Autofahrer den Sinn des Zebrastreifens kennen, ihn sehen und anhalten. Dies ist äußerst ungewöhnlich auf meiner bisherigen Reise. Und da ich mittlerweile ganz automatisch an jedem Zebrastreifen warte bis die Autos vorbeigefahren sind, war es jetzt doch ungewöhnlich jedes Mal ein Zeichen vom Fahrer zu erhalten, dass ich die Straße überqueren kann.
Ich hatte noch nicht geschrieben, dass es weder in Argentinien noch hier in Uruguay Parkuhren gibt. Es gibt überall Parkplatzwächter, die für einen Block zuständig sind und dort die Autofahrer in ihre Parklücke einweisen und das Geld fürs Parken kassieren.
Hasta mañana Birgit