Heute habe ich also Montevideo erkundet, die Stadt, die seit dem Film „Ein Haus in Montevideo“ mit Heinz Rühmann, den ich in meiner Kindheit gesehen habe. Bis gestern hätte ich aber nicht mehr sagen können, um was es in dem Film geht. Dies habe ich aber gestern noch einmal nachgelesen.
Also heute morgen bin ich dann zuerst zum Mercado del Puerto gegangen, in der Hoffnung, dass ich einen Fischmarkt sehe und dort später frischen Fisch essen kann. Es ist leider kein wirklicher Markt mehr. Die alte schöne Markthalle steht noch, aber innen und außen gibt es nun eine Reihe von Restaurants, diese bereitete sich gerade auf den Ansturm der Tagesgäste vor, die mit der Fähre aus Buenos Aires oder mit dem Kreuzfahrtschiff in Montevideo und nicht weit entfernt vom ehemaligen Markt ankommen. Das nahegelegenen Museum des Karnevals, welcher in Uruguay sehr lebhaft sein soll und welches ich mir anschauen wollte, öffnete erst 11:00. Da war ich zu früh dran. Ich bin dann durch die Straßen geschlendert und habe in dem 1907 eröffneten Café „Las Misiones“ einen Kaffee getrunken und bin dann in das Museum „Museo Andes 1972“ gegangen. Es ist ein Museum, welches über den Flugzeugabsturz mit einer Rugby-Mannschaft aus Uruguay in den Anden 1972 berichtet. Es gibt auch einen Film und ein Buch darüber, den ich aber nicht gesehen bzw. gelesen habe. Ich hatte aber schon von dem Absturz gehört und bin deshalb in das Museum gegangen. Der Direktor des Museums und die Angestellten sprechen deutsch und ich erhielt eine sehr ausführliche, ausgesprochen persönliche und emotionale Führung durch das Museum. Es ist ein privates Museum und beim Eintritt bat man mich um Entschuldigung, dass man deswegen einen Eintrittspreis erheben müsste. Das Museum war gut aufbereitetet und durch die umfangreiche Führung erhielt ich sehr viele Informationen über den Flugzeugabsturz und um den Kampf ums Überleben danach. Sehr beeindruckt verließ ich das Museum. Zwei Männer machten sich am Ende auf dem Weg über den Anden nach Chile. Hier gab es Parallelen zur Expedition von Shackleton in der Antarktis und seiner Durchquerung von Südgeorgien. In beiden Fällen wurde Unmögliches vollbracht ohne die eigentlich notwendige Ausrüstung für das jeweilige alpine Gebiet. Gleichzeitig dachte ich auch an die aktuelle Suche nach einem Flugzeugs in Asien. Die Suche nach dem Flugzeug in den Anden wurde nach 8 Tagen eingestellt. Die Angehörigen kämpften weiter für die Suche, da ein Flugzeug ja nicht einfach verschwinden kann…
Uruguay hat einen noch höheren Mate-Tee-Verbrauch als Argentinien. Wenn die Uruguayer, Frauen wie Männer, ihren Mate-Tee auch auf der Straße auf dem Weg trinken, sieht es immer gleich aus. Die Thermosflasche klemmt unterm Arm und in der Hand halten sie ihren speziellen Mate-Tee-Becher.
Die Altstadt von Montevideo liegt wie auf einer Halbinsel, die in den Rio de la Plata ragt. Montevideo liegt immer noch am Rio de la Plata und noch nicht am Atlantik, auch wenn hier die Flußmündung fast 200km breit ist. Die Altstadt wird von der Fußgängerstraße Sarandi durchzogen, in dieser ist auch mein Hostel. Steht man auf der Sarandi auf einer Kreuzung kann man rechts und links jeweils den Fluss sehen, wenn es nicht gerade durch ein Kreuzfahrtschiff im Hafen verdeckt wird.
In einem Gebäude an der Avenida de 18 Julio hinter der Tourismusinformation gibt es die Möglichkeit, auf eine Aussichtsplattform im 22.Stockwerk zu fahren. Von dort hat man einen sehr schönen Blick über Montevideo. Ich wollte gerade die Plattform betreten, da fragte mich eine Frau, ob ich ein Ticket hätte, ich verneinte, sie gab mir ein Ticket und ich fragte nach dem Preis und sie sagte, es wäre kostenlos. Ich war etwas verwundert, da sich mir nicht erschloss, warum die Frau denn dann an der Plattform sitzt. Na gut ich genoss dann den Ausblick über Montevideo. Von oben sah ich einen Markt und dachte diesmal, dass ich auf dem Markt doch etwas Obst und Gemüse kaufen könnte, aber auch dieser Markt war kein echter Markt mehr. Auch hier waren in der Markthalle nun Restaurants und im Untergeschoss gab es einen Kunsthandwerksmarkt.
Gestern und heute war es von den Temperaturen um einiges kühler als die letzten Tage in Buenos Aires. Nur in der Sonne konnte ich heute ohne Jacke laufen und die Sonne war heute nicht sehr häufig zu sehen. Glücklicherweise habe ich eine Fleecejacke mitgenommen, die wollte ich auf Grund der Temperaturen der letzten Tage in Buenos Aires eigentlich gar nicht mitnehmen. Strümpfe z.B. habe ich aktuell keine, die sind alle im großen Rucksack in Buenos Aires. Aber so kalt ist es aber auch nicht.
Die Altstadt von Montevideo hat viele schöne alte Häuser einige im Art Deco Stil und öffentlich Kunst an den Hauswänden. Auf Grund der fehlenden Sonne war dies aber alles heute nicht so fotogen und ich habe wenig Fotos davon gemacht.
Nachdem ich heute viel durch die Stadt gelaufen bin, habe ich mir am späten Nachmittag noch einen Kaffee im Café „Las Misiones“ gegönnt. Das Café hat schöne große Fenster, so dass man schön das Treiben auf der Straße davor beobachten kann. U.a. sah ich dort heute Müllsammler. Ich hatte im Fernsehen schon einmal eine Reportage über Müllsammler in Buenos Aires gesehen. In Buenos Aires habe ich die Müllsammler bisher nicht wahrgenommen, aber vom Café aus sah ich heute die Müllsammler. Die Müllsammler fahren hier in Montevideo mit einem Pferdewagen durch die Stadt und sammeln und trennen Müll, um ihn später zu verkaufen. In der Nähe des Café stand ein großer Mülleimer, den die beiden Müllsammler, ein Junge und ein Mädchen, systematisch nach Brauchbarem durchsuchten und gleich nach Rohstoffen in Tüten zum späteren Verkauf trennten.
Hasta mañana Birgit