Für heute hatte ich mich für 10:00 wieder mit den Fünf verabredet. Wir hatten gestern Abend besprochen, uns an der ehemaligen ESMA zu treffen. Wir hatten aber irgendwie noch nicht die richtige Adresse und nachdem wir die korrekte Adresse hatten, schätzen wir alle den Weg mit dem Bus viel kürzer ein. Ich fuhr 1:10 Stunde zum Treffpunkt. Wir trafen alle erst ca. 11:00 am Treffpunkt ein. Da aber alle eine Stunde zu spät waren, musste keiner warten.
Wir wollten uns das Museum in der ehemaligen Techniker-/Mechanikschule (Escuela Superior de Mecánica de la Armada (ESMA)) anschauen. Hierher wurden während der Militärdiktatur die Menschen gebracht, die man verhaftet hatte. Hier wurden sie gefoltert und hier verlor sich dann meistens auch die Spur von Ihnen. Man geht von 5000 Menschen aus, die getötet wurden. Es gibt aber auch andere Schätzungen von ca. 20000 Opfern. Keiner weiß es genau. Häufig wurden die Toten aus Flugzeugen über dem Rio de La Plata oder über dem Atlantik abgeworfen. Wir hatten alle erwartet, dass wir in der ehemaligen ESMA nun mehr Informationen über die Zeit der Militärdiktatur erhalten würden. Aber nein wir wurden sehr enttäuscht und waren sehr erschrocken darüber. Enttäuscht waren wir, weil vor 10 Jahren der damalige Präsident Kirchner das Militär dazu gebracht hatte, aus den Gebäuden der ehemaligen ESMA auszuziehen und ein Informationszentrum hier aufbauen wollte. Heute gibt es ein paar Standtafeln, aber eigentlich gibt es nach 10 Jahren noch nichts von einem Informationszentrum oder Museum zu sehen. Erschrocken waren wir darüber sehr, weil dies uns zeigte, wie schwer sich Argentinien mit der Aufarbeitung der Geschehnisse während der Militärdiktatur tut. Auf dem Gebiet der ehemaligen ESMA ist heute ein Büro und Räume der Frauen von der Plaza de Mayo. Die Frauen von der Plaza de Mayo protestieren meistens schweigend mit Fotos ihrer verschwundenen Väter, Ehemänner, Söhne oder anderer Verwandten seit den Zeiten der Militärdiktatur jeden Donnerstag auf der Plaza de Mayo. Aber auch sie zeigen für uns Besucher keine Informationen über diese Zeit. Ausgestellt wurden dort Fotos mit den Kirchners und dies fanden wir irgendwie auch befremdlich.
Wir fuhren dann gemeinsam wieder mit dem Bus eine Stunde bis zum Stadtzentrum. Dort tranken wir in einem dieser schönen alten Kaffeehäuser noch einen gemeinsamen Kaffee und dann hieß es Abschied nehmen und vorerst trennen sich erst einmal wieder unsere Wege. Vielleicht treffen wir uns ja noch einmal auf unserer Reise wieder.
Ich habe den späten Nachmittag genutzt, um meinen Kurzaufenthalt in Uruguay vorzubereiten. Ich werde für vier Tage nach Colonia del Sacramento und nach Montevideo fahren. In Uruguay kann ich dann auch wieder am Bankautomaten US-Dollar holen und kann diese dann wieder hier in Argentinien tauschen. Das Geldtauschen ist in Buenos Aires sehr einfach. Es gibt einfach direkte Anlaufstellen und es erfolgt nicht so einfach auf der Straße. Dies empfinde ich als sehr angenehm. Und außerdem bekommt man einen viel besseren Kurs als in der Provinz.
Hasta mañana Birgit