Was für ein wunderschöner Tag…
Ich war heute morgen zum Frühstück verabredet. Ich hatte das deutsche Paar, welches auch durch Mittel- und Südamerika reist, in Guatemala auf der Wanderung der Quetzaltrekkers von Xela zum Lake Attitlan kennengelernt. Wir hatten uns in Chichi noch einmal kurz in Guatemala getroffen und vor einigen Tagen in Bariloche um eine Stunde auf dem Busbahnhof verpasst. Aber heute haben wir uns getroffen. Bei Ihnen waren Ihre beiden erwachsenen Kinder sowie eine Freundin der Tochter. Sie alle hatten eine Wohnung gemietet und dort war ich dann heute morgen 10:00. Sie wohnten in einer wunderschönen Wohnung einer Frau mit gutem Geschmack, die dies sonst als B&B betreibt. Wir saßen auf der schönen Terrasse zum Frühstück. Wir sind dann gemeinsam nach San Telmo gelaufen, um den dortigen sonntäglichen Flohmarkt zu besuchen. Auf dem Weg dahin registrierten wir, dass es hier so eine Art Stolpersteine gibt. Bei uns sind dies ja goldene bzw. goldfarbene Pflastersteine mit den Namen von Menschen, die aus den Häusern vor dem der Pflasterstein platziert ist, deportiert wurden. Hier sollen die Stolpersteine an die Opfer der Militärdiktatur erinnern. In dieser Zeit sind tausende Menschen verschleppt, gefoltert und getötet wurden. Wir sind dann in San Telmo über den Trödelmarkt geschlendert. Antiquitätenliebhaber oder Liebhaber alter Sachen werden hier ganz sicher fündig. Es gab aber auch Tangosänger und -tänzer. Wir sahen längere Zeit einem jüngeren Paar zu, die wunderschön Tango tanzten. Schwierige oder besondere Tanzpassagen wurden vom einheimischen Publikum mit Szenenapplaus belohnt. Es tanzte auch ein alter Mann mit zwei alten Damen Tango, dies war dann nicht mehr so perfekt mit den Schritten, aber eher verrucht durch die Kleidung der beiden alten Damen. Sehr interessant. Als wir vom Markt gingen, um in einem Café einen Kaffee zu genießen, trafen wir noch kurz auf die beiden Motorradfahrer, mit denen ich mich gestern getroffen hatte. Im Café wurden wir für Schweden gehalten. Weil der Kellner einen Schweden kennt, der keine Dulce de Leche mag und da wir ihm mitteilte, dass wir Dulce de Leche auch nicht mögen, hielt er uns für Schweden. Dulce de Leche wird von den Argentiniern geliebt. Dies ist eine Art Brotaufstrich und mit Nutella entfernt vergleichbar. Es gibt Dulce de Leche Eis oder es wird in den Kaffee getan. Mir persönlich ist es viel zu süß. Von San Telmo liefen wir nach Boca. Boca ist u.a. bekannt für seinen Fußballklub, in dem Maradona groß geworden ist und der heute hier als Held verehrt wird. Und heute war eine Fußballspiel. Ich wollte eigentlich zu dem Fußballspiel gehen, aber Karten gibt es nur für Klubmitglieder, auf dem Schwarzmarkt oder über eine Tour. Die Tour hätte 100-140 Euro gekostet, dies war mir dann doch zu teuer. Die Fans von Boca sind bekannt für Ihre Gesänge während des ganzen Spiels. Ins Stadium selbst dürfen nach Ausschreitungen in früheren Jahren nur einheimische Fans und keine Fans der gegnerischen Mannschaft. Wir liefen also nach Boca und mit uns die Fans, die auf dem Weg zum Fußballspiel waren. Alle trugen blau-gelbe T-Shirts. Das Stadium ist mitten im Stadtbezirk Boca. Die Eingangskontrollen sind temporär in die Straßen gestellte Einrichtungen. Also wenn dort gerade dein Haus ist, bist Du plötzlich mitten im Bereich des Stadiums. Wir sind dann erst einmal zum alten Hafen von Buenos Aires, der hier in Boca ist. Dort ist ein Viertel mit bunten Häusern, die sehr fotogen sind. Direkt daneben ist eine moderne Kunsthalle gebaut worden, auf deren Dachterrasse wir noch einen Kaffee genossen und dann schlenderten wir durch Boca in Richtung des Stadiums. Das Spiel hatte begonnen und die Stimmung und die Gesänge hörte man in allen Straßen von Boca. Menschen saßen vorm Fernseher oder vorm Radio und verfolgten das Spiel. Es war viel Polizei da und es gab viele Absperrungen. Wir waren dann pünktlich zum 1:0 wieder vorm Stadium. Wenn der Freudenschrei durchs Viertel geht, läuft es einem kalt den Rücken runter. Wir wollten dann noch in ein Restaurant in Boca zum Abendessen gehen, welches aber geschlossen hatte und sind deshalb mit dem Bus in die Innenstadt gefahren. Ganz unglücklich war ich darüber nicht, da ich nicht unbedingt unter all den Fans nach Spielende sein wollte, da diese auch für Diebstahl und Überfälle verantwortlich sind. Wir hatten vorm Spiel auch plötzlich Polizeisirenen vernommen und sind von der Straße auf den Gehweg gewechselt und dann brausten drei Motorräder an uns vorbei. Das erste Motorrad wurde von zwei Polizei-Motorräder verfolgt. Na das haben die auch nicht aus Spass gemacht. Wir waren dann in der Nähe der Avenida de Mayo zum Essen und dann ging ein toller Tag mit guten Gesprächen zu Ende. Diesen Tag habe ich sehr genossen.
Hasta mañana Birgit