Was für ein schöner, aber auch anstrengender Tag. Ich habe auch heute an einer Tour teilgenommen. Es wurde eine Tour in die nahegelegenen Alpen angeboten. Dies hatte ich zwar nicht geplant, aber dies interessierte mich, also buchte ich die Tour. Es war klar, dass dies eine reine Touri-Tour werden würde. Man würde von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt fahren und ein paar Fotos machen. So war es auch, aber es war sehr schön, was wir sahen. Wir fuhren von Mendoza in die Anden bis zum letzten Dorf vor der chilenischen Grenze und wieder zurück.
Die Tour startete 7:15 und 7:45 wurde ich gemeinsam mit Anderen vom Hostel abgeholt und dann ging es Richtung Anden. Es war der perfekte Tag für einen Ausflug in die Berge, da es den ganzen Tag blauen Himmel hatte, kein Wölkchen zu sehen und es warm war. Wir machten einen ersten Fotostopp kurz vor der ersten Bergkette als wir die zweite Bergkette mit ihren schneebedeckten Berge schon sahen. Am Ende der Tour waren wir in der dritten Bergkette, die von Mendoza aus noch nicht zu sehen ist.
Als nächsten stoppten wir an einem See, in dem nach Stauung des See der alte Ort Potrerillos im Wasser liegt.
Weiter ging es zwischen der ersten und der zweiten Bergkette nach Uspallata. In der Umgebung hier, die von wunderschönen farbigen Bergen geprägt ist, wurden auch Szenen für den Film „Sieben Jahre in Tibet“ gedreht.
In diesen Bergen sind auch Skigebiete. So waren wir in Penitentes. Ein Ort, in dem außerhalb der Saison sehr wenig Menschen leben und der nur im Winter lebt. Wir fuhren mit dem Lift und hatten so einen schönen Blick auf den Ort und auf die Berge. Falls irgendjemand einmal nach Argentinien zum Ski fahren gehen möchte, sollte er wissen, dass hier die Skipisten in fünf und nicht nur in drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt werden: leicht, mittel, schwer, sehr schwer, extrem.
Als nächstes ging es in den Aconcagua Nationalpark. Den höchsten Berg von Nord- und Südamerika, den Aconcagua haben wir natürlich nicht geschwind bestiegen, aber wir haben seine Südseite aus ca. 50km Entfernung bewundert. Die Besteigung dauert wohl mindestens drei Wochen. Wir machten einen kleinen Spaziergang entlang kleiner Seen zu einem Aussichtspunkt. Wir waren mittlerweile auf 2950m über dem Meer. Die Tour startete heute Morgen in Mendoza auf ca. 840m. Und ja auf dem kleinen Spaziergang merkte man die ungewohnte Höhe doch etwas. Der Blick auf den Aconcagua war aber sehr schön. Interessant ist, dass man sich wohl nicht ganz klar ist, wie hoch der Berg ist. An dem Aussichtspunkt war die Höhe mit 6959m und 6962m auf zwei unterschiedlichen Informationstafel angegeben. In Wikipedia steht 6962m und ich habe eine Karte vor mir liegen, da ist die Höhe mit 6959m angegeben. Außerdem gibt es wohl mit Chile einen Streit, ob der Berg nun in Chile oder in Argentinien liegt. Lt. dem Guide der heutigen Tour ist der Berg ein Vulkan, der aber auf Grund der Bewegungen der Erdplatten mittlerweile außerhalb des pazifischen Feuerrings liegt und nun nicht mehr aktiv ist. In Wikipedia steht, dass der Berg kein Vulkan ist, obwohl man dies lange annahm. Hmm…
Dann erreichten wir den letzten Ort vor der chilenischen Grenze, Las Cuevas. Der Ort liegt auf 3151m. Im Ort leben auch nur sehr wenige Leute. Früher gab es eine Eisenbahn von Argentinien nach Chile und dadurch lebte der Ort. Die Eisenbahn war früher einmal staatlich in Argentinien und da funktionierte der Betrieb noch. Dann gab es eine Zeit in der argentinischen Politik, in der alles privatisiert wurde. So wurde auch die Eisenbahn privatisiert. Viele Strecken waren nicht lukrativ und wurden geschlossen. Im Falle der Eisenbahn von Argentinien nach Chile über Las Cuevas kam noch dazu, dass eine neue Straße gebaut wurde und so der Transport der Güter mit Lastwagen erfolgen konnte. Die Lastwagen fahren hier auch im Winter und ab und an hat es aber so viel Schnee, dass die Lastwagen auf beiden Seiten des Passes warten müssen, bis der Pass wieder befahrbar ist. Dann warten wohl 5000-7000 Lastwagen gemeinsam. In Las Cuevas und auch schon auf dem Weg nach Las Cuevas sieht man überall verfallene Gebäude und Stromleitungen der Eisenbahn. Interessant ist, dass die aktuelle argentinische Regierung wohl die Eisenbahn gern wieder verstaatlichen würde und zwar auch die lukrativen Unternehmen, die sich natürlich dagegen wehren. In Las Cuevas gab es für uns Mittagessen, welches wieder sehr gut schmeckte.
Bis Las Cuevas waren es von Mendoza ca. 210km und nun ging es auf den Rückweg. Wir machten einen Stopp in Puente del Inka, was Brücke der Inka übersetzt bedeutet. Es hat aber überhaupt nichts mit den Inkas zu tun. Es ist ein Ort, an dem es zu Sinterablagerungen gekommen ist und in dem Engländer vor sehr langer Zeit ein Hotel errichteten und die heißen Quellen für Bäder nutzten. Die einzige Verbindung zu den Inka ist eventuell, dass die südlichste Ausdehnung des Inka-Reiches bis ca. Mendoza reichte. Evtl. kannten die Inkas diesen Ort, aber dies weiß man nicht.
Dann ging es ohne größere weitere Pause zurück nach Mendoza, wo wir ca. 20:00 ankamen. Es war schön, aber durch die Busfahrerei auch anstrengend. Vermutlich werde ich die Strecke noch einmal mit dem Bus fahren, wenn ich von Buenos Aires nach Santiago de Chile fahre, aber dann kann ich nirgendwo aussteigen und Fotos machen oder evtl. ist die Fahrt auch bei Nacht, dann kann ich die schönen Berge mit den schönen Farben nicht einmal sehen. Die Fahrt war wirklich wunderschön und führte immer am Mendoza Fluss vorbei.
Im Bus neben mir saß heute ein Schweizer, der in Bariloche eine Sprachschule besucht hat und bei einer argentinischen Gastfamilie gewohnt hat. Er hat mir vom argentinischen Grillen erzählt. In Argentinien wird das Grillen Asado genannt. Und da ich vermutlich nie die Gelegenheit haben werde, an einem Asado teilzunehmen, war ich ganz neugierig auf seinen Bericht. Also es ist die reine Fleischmahlzeit und es gibt wenig Salate oder andere Zutaten. Es wird pro Person mit 500gr Fleisch gerechnet. Es gibt auch Leute, die bei einem Asado 1kg Fleisch essen. Bei einer normalen Mahlzeit rechnen wir in Deutschland üblicherweise mit 200gr Fleisch pro Person, da wir ja auch noch Zutaten haben. Das Asado beginnt mit Würstchen und endet wohl mit den besten Stücken vom Tier. Also es scheint wichtig zu sein, sich nicht gleich am Anfang satt zu Essen, denn dann versäumt man die schönsten Stücke.
Gestern bei der Tour ist mir aufgefallen, dass uns die Reiseleiterin mit einem Küsschen auf die Wange begrüßte, obwohl wir uns ja gar nicht kannten. Wir in Deutschland begrüßen ja nur Freunde mit einem oder zwei Küsschen auf die Wange. Hier in Argentinien ist es anders. Beim Einchecken in El Calafate am Flughafen war mir dies auch schon aufgefallen. Da kamen neue Kollegen zum Dienstbeginn und diese gingen zu allen Kollegen und gaben jedem zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange.
Noch eine Info zu Mendoza, die ich interessant finde. Der Wein ist hier nicht Haupteinnahmequelle. Dies hätte ich erwartet. Es ist das Erdöl, welches hier teilweise direkt neben den Weinfeldern gefördert wird.
So genug für heute… Morgen geht es nach San Juan, welches 2-3 Busstunden entfernt nördlich von Mendoza liegt. Dort in der Nähe ist eine Wallfahrtstätte für die Heilige Difunta Correa. Sie ist einer Frau gewidmet, die in der Wüste verdurstet ist. Sie war mit ihrem Baby unterwegs und als man sie fand, lebte das Kind und trank an ihrer Brust. Seitdem werden an der Wallfahrtsstätte, aber auch an anderen Orten u.a. auch an den Altären des Gauchito Gil, volle Wasserflaschen abgelegt. Die Difunta Correa ist offiziell keine Heilige, d.h. sie wurde vom Papst nicht als Heilige benannt, aber sie wird als Heilige vom Volk angebetet.
Hasta mañana Birgit