Gestern Nachmitag kam starker Wind auf und trieb einige dicke Wolken über die Berge, d.h. heute war zwar ein schöner Tag, aber die Sicht war bei weitem nicht so gut wie in den letzten Tagen. Ich bin trotzdem gewandert und es war auch wirklich wunderschön, weil einfach die Landschaft wunderschön ist. Ich hatte mir gestern ein Busticket bis zur Hosteria El Pilar gekauft. Um 8:00 wurde ich am Hostel abgeholt. Wir fuhren dann noch zu weiteren Hostels und Hotels, um weitere Passagiere abzuholen. Als alle neun Plätze im Minibus besetzt waren, fuhren wir in Richtung des Lago de Desierto. Ca. 9:00 waren wir an der Hosteria El Pilar und mit uns hielt gleichzeitig ein andere Minibus auf dem Parkplatz und insgesamt starteten dann ca. 20 Leute von der Hosteria El Pilar in Richtung Lago de Los Tres unterhalb vom Berg Fitz Roy. Erst dachte ich, dass dies ganz schön blöd ist, mit 20 Leuten im Pulk laufen zu müssen, aber der Pulk löste sich innerhalb kürzester Zeit auf, da alle mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten liefen. Ich lief allein so wie ich gern wandere, da muss ich schon mit niemandem reden und kann meinen Gedanken nachhängen. Das Wetter war zu dem Zeitpunkt ganz ok, es regnete nicht, aber die Sicht auf die Berge war durch dicke Wolken verdeckt. Nach ca. einer Stunde kam ich zu dem Aussichtspunkt auf den Gletscher Piedras Blancas. Ich sah nicht viel. Nach einer weiteren Stunde war ich am Campingplatz Poincenot und als ich von da zum Gletscher Piedras Blancas zurückblickte, sah ich ihn sehr gut. Dies fand ich gut, denn nun war klar, dass das Wetter nicht fix ist, sondern sich eventuell auch schnell ändern kann. Nachdem es mittlerweile geregnet hatte, lief ich am Campingplatz in der Sonne. Vom Campingplatz ging es für mich 45 Minuten steil den Berg hoch bis zum Lago de Los Tres. Die Aufsteigszeit war mit einer Stunde angegeben. Oben war dann ein Teil des Bergmassivs vor mir. Der andere Teil war natürlich auch vor mir, aber den sah ich nicht. Ich machte eine Pause, zog Handschuhe und Mütze an und suchte mir einen etwas windgeschützten Platz. Aber ich hatte kein Glück heute, das ganze Bergmassiv zeigte sich mir heute nicht. Es fing an zu schneien, also begann ich ca. 12:15 den Abstieg. Ich hatte auch für dieses Wetter mit den Regenhosen vorgesorgt und ich hatte auch noch zwei Kleiderlagen sicherheitshalber dabei, da man sagt, dass man hier vier Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Da bei mir der Abstieg häufig länger als der Aufstieg dauert, war ich nach einer Stunde wieder am Campingplatz Poincenot. Dort nahm ich den Weg, der mich in drei Stunden zurück nach El Chaltén führen wollte. Mittlerweile schien wieder die Sonne. Ich passierte Flüsse, Bäche, Nasswiesen, Wälder und es war einfach toll. In einem Wald sah ich Leute auf einen Baum starren und so schaute ich auch genauer hin und dort waren vier Magellanspechte, zwei Weibchen und zwei Männchen. Die Tiere sind größer als unsere Spechte. Die Weibchen sind schwarz und haben auf dem Rücken einen weißen Fleck. Die Männchen haben einen roten Kopf und einen schwarzen Körper und auch einen weißen Fleck auf dem Rücken. Sie hackten alle wie verrückt auf den Baumstamm ein und es flogen die Holzstücke durch die Gegend. Ich nutzte erstmalig die Serienbildfunktion meiner Kamera und so habe ich doch ein paar scharfe Fotos der Vögel, wären sie so schnell auf den Baumstamm hackten. Auf dem Weg nach El Chaltén war es dann irgendwann so warm, dass ich im kurzärmligen T-Shirt lief. Ja ich hatte heute wirklich vier Jahreszeiten innerhalb eines Tages. Gegen 15:15 war ich am Ende des Trail, der knapp einen Kilometer vom Ortzentrum lag. Bevor ich zurück zum Hostel ging, gönnte ich mir in einem kleinen Café eine Kaffee und ein schönes Stück Kuchen.
El Chaltén ist ein Kletterparadies. In meinem Hostel sind Kletterer, die seit mehreren Wochen hier sind und auf schöne Tage zum Klettern hoffen. Heute erfuhr ich von einem Finnländer, das einer der Huber-Brüder aktuell auch gerade hier in El Chaltén ist. Die Huber-Brüder sind eine Institution in der Kletterszene und ich kenne sie, da sie in Deutschland in den letzten Jahren in einem Werbespot aufgetreten sind. Meines Wissen war dies ein Werbespot für irgendeine Süßigkeit, aber ich weiß nicht für welche, d.h. aber auch, dass die Werbung bei mir nicht funktioniert hat. Eventuell führt meine Beschreibung dazu, dass ihr wisst, wer die Huber-Brüder sind.
Dass das Internet hier im Hostel bescheiden ist, hatte ich schon gesagt. Ich komme nur früh am morgen ins Internet, ansonsten ist jeder Versuch sinnlos. Telefonempfang gibt es in El Chaltén gar nicht und gerade höre ich, dass das Geld im einzigen Geldautomaten des Ortes alle ist. Die meisten Leute, die nicht mit Bargeld vorgesorgt haben bevor sie nach El Chaltén gekommen sind, haben nun ein Problem. Wobei man sagen muss, dass dies schon im Reiseführer steht, dass man nach El Chaltén genügend Bargeld mitbringen soll.
Vom Ort sieht man nur die Spitze der Berg Fitz Roy, aber die sah man am Nachmittag sehr gut, da dass Wetter besser geworden ist. Dies hat mich natürlich etwas geärgert, aber das Wetter soll morgen gut werden, d.h. weniger windig und weniger Wolken als heute ähnlich wie heute Nachmittag. Meine Wanderroute für morgen habe ich schon festgelegt bzw. heraus gesucht. Morgen soll es zur Laguna Torre gehen und auf dem Rückweg gehe ich so, dass ich an einem Aussichtspunkt auf den Berg Fitz Roy vorbeikomme, so dass ich noch ein paar Fotos machen kann.
Hasta mañana Birgit