Von Ushuaia nach Punta Arenas

Ab heute bereise ich Südamerika von Süden aus. Ich bin nach gut zwei Monaten, in denen ich mit Gruppen gereist bin, wieder allein als Backpacker unterwegs…

3:45 klingelte der Wecker. Ich war früher ins Bett gegangen, aber gut geschlafen habe ich nicht. Es gab eine kurze Katzenwäsche heute morgen und sogar ein schnelles Frühstück. Wir waren zwei aus dem Hostel, die den Bus 5:00 von Ushuaia nach Punta Arenas nehmen wollten. Es war noch dunkel, als wir ca. 4:20 das Hostel verließen. Wir sollten 4:40 an der Bushaltestelle von Tecni-Austral an der Ecke der Straßen Maipu und Fadul sein. Pünktlich 5:00 ging die Fahrt los. Ich schlief relativ schnell ein. Nach einer Stunde gab es einen kurzen Stopp, bei dem der Fahrer alle Radmuttern des rechten Vorderrades nachzog. Naja richtig vertrauensvoll war dies nicht, aber mit dem Rad gab es während der weiteren Fahrt keine weiteren Probleme. Nach ca. zwei Stunden waren wir in Tolquin, ein Ort im Nirgendwo. Wir hielten bei einer Bäckerei mit herrlichem Gebäck, Brötchen und Kaffee. Wir frühstückten dort. Ich lief in der Bäckerei umher und sah die ganzen Fotos an der Wand und nach und nach viel mir ein, dass ich doch einmal einen Bericht über einen Italiener gelesen hatte, der irgendwo in Feuerland vor vielen Jahren eine Bäckerei eröffnet hatte. Ich dachte damals beim Lesen noch, dass ich da eh nicht hinkomme, da es ja total im Nirgendwo liegt. Ja und heute war ich dann doch da. Da ich ja viele Zeitschriften elektronisch mit auf der Reise habe, konnte ich auch finden, dass dies ein Bericht in dem Geo-Spezial-Magazin „Chile und Argentinien“ von 2006 war.

Tolquin liegt genau in der Mitte zwischen Ushuaia und Rio Grande. Also hätten wir nach weiteren zwei Stunden in Rio Grande sein müssen, aber wir waren erst nach vier Stunden dort. Es war kein Stau auf der Straße, so viele Auto fahren hier nicht auf der Straße. Es war ein Unfall mit anschließender Totalsperrung der Straße, der uns zwei Stunden aufhielt. Das Auto sah von Weitem schlimm aus, wie es dem Fahrer erging, weiß ich nicht. Es war kein Krankenwagen da, aber auch kein Leichenwagen. Wir standen also mitten im Nirgendwo und warteten auf die Weiterfahrt. Schon auf der Fahrt bis dahin haben wir tolle Wälder gesehen, deren Bäume mit Flechten behangen waren. Auch sah ich die ersten Guanacos vom Bus aus. Zum Beginn der Fahrt fuhren wir durch das gebirgige Hinterland von Ushuaia. Später wurde das Land einfach nur flach und sehr sehr weit. So ca. 11:45 waren wir dann in Rio Grande. Hier wechselte ich den Bus, wie fast alle Fahrgäste und hier reisten wir offiziell aus Argentinien aus. Die zuständigen Behörden hatten and er Busstation ein kleines Büro, in welches sich nun alle einmal rein und dann wieder raus quetschen mussten. So ca. 13:00 fuhren wir in Rio Grande weiter Richtung Norden. Bis zur Grenze zwischen Argentinien und Chile dauerte es noch eine ganze Weile. In San Sebastian reisten wir dann nach Chile ein. Ich erinnerte mich, dass mein letzter Grenzübertritt mit einem Bus nun schon mehr als zwei Monate zurückliegt. Dies war auf der Fahrt von Costa Rica nach Panama Anfang Dezember. Hier an der Grenze ist das Hauptthema, dass man keine Früchte oder sonstiges Essen mit nach Chile nehmen darf. Das Handgepäck wird stichprobenartig durchsucht und das große Gepäck wird von einem Hund begutachtet. Ein Rucksack war dabei auffällig und ich dachte schon, dass sich dadurch die Weiterfahrt sehr verzögern würde, aber dem war dann nicht so. Es ließ sich wohl alles recht schnell klären.

Die Fahrt durch diese Landschaft war irgendwie wunderschön. Ich sah einige der Guanacos, verschiedene Vögel, einen Fuchs, Schafe und natürlich diese karge Landschaft. Ich hörte das Hörbuch „Die Vermessung der Welt“ (Hat mir sehr gut gefallen und wer an Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauss interessiert ist, dem empfehle ich dieses kurzweilig geschriebene Buch.), schlief ab und an und so verging die Zeit. Eigentlich dachte ich, dass die Fahrt nach Punta Arenas 12 Stunden dauert, also mit den zwei Stunden Verspätung 14 Stunden, d.h. die Ankunftszeit wäre so ca. 19:00 in Punta Arenas gewesen. Aber wir waren 18:00 erst auf der Fähre von der Insel, auf der Feuerland liegt, zum südamerikanischen Festland und kurz vorher hatte ich ein Schild gesehen, auf dem es hieß, dass es noch 260 km bis Punta Arenas sind. Na gut, dass war in einer Stunde nicht zu machen. Die Fähre führte uns über die Magellan-Street, die als Abkürzung für große Schiffe um Südamerika genutzt wird. Dadurch müssen die Schiffe nicht um Kap Hoorn fahren. Die Wartezeit auf die Fähre war gering und die Überfahrt dauerte auch nur ca. 30 Minuten. Wir sahen am Ende der Überfahrt Delphine. Sie hatten einen schwarzen Kopf, schwarze Flossen und der Körper war ganz weiß. Es war keine der Delphinarten, die auf der Antarktis-Tiur beschrieben wurden, also muss ich mich einmal schlau machen, was dies für Delphine waren.

Es ist jetzt 21:35 und wir fahren immer noch, aber all zu lange sollte es nun nicht mehr dauern. Ich sehe am Horizont schon Lichter…

Ja wir waren dann wirklich 22:00 nach 17 Stunden in Punta Arenas. Ab hier gilt mein Paket, welches ich bei Diamir für den Torres del Paine Nationalpark gebucht habe, d.h. ich habe im Hostal Patagonia mitten in Punta Arenas und keine 200m von der Busstation entfernt, an der ich gerade angekommen bin, ein Zimmer für mich ganz allein. Morgen früh 11:00 geht mein Bus nach Puerto Natales.

Die nächsten vier Nächte übernachtet ich in Hütten im Torres del Paine. Ich vermute, dass ich kein Internet dort haben werde, d.h. ich melde mich dann erst wieder aus El Calafate in Argentinien. An dieser Stelle bitte ich Euch wieder ums Daumendrücken für schönes Wetter. Vielen Dank dafür schon mal im Voraus.

Hasta luego Birgit