Antarktis – Tag 14 – Antarktischen Halbinsel

Was für ein Tag…

5:15. Ein Kratzen am Schiff. Was war das? Wir alle vier in meiner Kabine steckten gleichzeitig den Kopf aus unseren Betten heraus und fragten uns dies und jeder dachte an die Titanic… Wir waren rasch aus unseren Betten, um nachzusehen. Als wir an Deck kamen, sahen wir, dass das Boot mit Eis umgeben war. Also ja das Kratzen war Eis und nein wir wurden nicht aufgeschlitzt wie die Titanic und werden deshalb auch nicht sinken. Es lohnte sich aber gar nicht mehr ins Bett zu gehen, da der offizielle Weckruf für 5:45 angekündigt war. 6:00 gab es wieder ein kleines Frühstück und 6:45 waren wir schon in den Zodiacs und landeten auf dem Festland des Antarktischen Kontinents und zwar am Antarctic Sound in Brown Bluff. Dies war und wird unsere einzige Anlandung sein, die direkt auf das Festland der Antarktischen Halbinsel erfolgt. Alle anderen Anlandungen werden auf Inseln der Antarktis stattfinden. Ja bei den Vielreisenden hatte dies eine besondere Bedeutung. Ich hinterließ heute Fußspuren auf dem sechsten Kontinent der Erde und es war zugleich auch mein sechster Kontinent auf dem ich Fußspuren hinterlassen habe. Ob man es glaubt oder nicht, für mich war es ein bewegender Moment aus dem Zodiac auszusteigen und meine Füße auf das antarktische Festland zu setzen. Wahnsinn!

Brown Bluff ist ein alter Vulkan, der unter einem Gletscher seine Lava auf die Erde gedrückt hat und der vom Gletscher dann in eine Tafelform gedrückt wurde, ein sogenannter Tafelvulkan. Heute lebt dort eine Kolonie von Adelie-Pinguinen. Wir gingen zur Pinguin-Kolonie und dann auf einer Moräne auf den Gletscher. Es war einer der besten Anlandung, die wir bisher hatten. Es war wunderschön. Vom Wetter her war es nicht kalt, d.h. es blies kein Wind, aber es gab einige dunkle Wolken. Da wir immer wieder raus aufs Deck gehen und Anlandungen machen, ist mein Schnupfen immer noch da. Aber es geht schon viel besser. Es gibt eigentlich kaum noch einen Passagier oder ein Crew-Mitglied, welches nicht Schnupfen hat. Schlimm ist, dass ich wieder rieche und dies ist in einer Pinguin-Kolonie nicht wirklich gut, da es dort doch recht arg stinkt. Auch die kleinen Jungen sahen heute bei den Adelie-Pinguinen nicht wirklich gut aus, sie können noch nicht ins Wasser und sind von oben bis unten vollgeschissen. Schön ist dies nicht und süß sehen die Jungen u.a. dadurch auch nicht aus. Trotzdem ist es toll, wenn ein Pinguin oder eine ganze Gruppe von Pinguinen direkt an einem vorbei läuft. 9:00 ging das letzte Zodiac zurück zum Schiff und dort gab es das richtige Frühstück. Danach war „Eisberg suchen und schauen“ angesagt und dies war recht einfach, da überall Eisberge waren. Wir fuhren durch den Antarctic Sound Richtung Osten. Rechts und links wird der Sound durch Land, welches mit Schnee und Gletschern bedeckt ist, begrenzt. Es war wirklich schön.

Am östlichen Ende des Antarctic Sounds liegt Paulet Island, welches wir nach dem Mittagessen erreichten. Auf Paulet Island strandete ein Teil der Mannschaft der Expedition von Otto Nordenskjöld, die ja nur durch glückliche Umstände nicht tragisch wurde. Ich hatte die Expedition in meinem gestrigen Blogeintrag schon einmal erwähnt. Auf Paulet Island leben wohl 100.000 Brutpaare plus die Nichtbrüter der Adelie-Pinguine und dies sieht man schon vom Wasser aus. Zum einen ist das Wasser voller Pinguine, die schwimmen und durch das Wasser springen und zum anderen sieht man die vielen Pinguine auf der Insel alle Hügel belegend. Auch Paulet Island ist ein ehemaliger Vulkan und nachdem wir an Land gebracht wurden, laufen wir am Rand der Kolonie durch die Kolonie zum Kratersee. Man wusste gar nicht, wo man hinschauen sollte. Überall passierte etwas in der Kolonie. Jungtiere wurden aus dem Schnabel der Eltern gefüttert. Tiere stritten sich, worüber auch immer. Jungtiere verloren ihr Fell und darunter erschient ihr Federkleid. Es war auch ein ständiges Kommen und Gehen der Pinguine. Die einen gingen zum Wasser, die anderen brachten Futter zurück. Die Pinguine, die aus dem Wasser kamen, waren schön sauber schwarz und weiß. Die Pinguine, die zum Wasser gingen, waren meistens vollgeschissen und da der Kot durch ihre Nahrung, den Krill, rot ist, waren sie auch schwarz, weiß und rot. Rot war auch der Boden der Kolonie und ein starker Geruch hing auch in der Luft. Wir sahen auch die Hütte, in der die Mitglieder der Expedition von Otto Nordenskjöld wohnten und vom Zodiac aus, sahen wir das Grab, des einzigen Expeditionsmitgliedes, welches gestorben ist. Bevor wir zum Schiff zurückfuhren, gab es eine kleine Zodiac-Cruise, dies hieß heute, dass wir zu den nahegelegenen Eisbergen fuhren, um diese etwas näher zu sehen. Auf beiden Eisbergen waren auch Pinguine. Es war etwas schleierhaft, wie sie die Eisberge aus dem Wasser heraus erklettern können, aber nachdem ein oder zwei Pinguine aus dem Wasser geschossen sind und direkt auf dem Eisberg landen, wussten wir, wie es geht. Sehr erstaunlich.

Bei beiden Anlandungen hatten wir heute wieder total Glück mit dem Wetter. Ja es ist kalt. Heute morgen wurden -2 Grad gemeldet, aber es ging kein Wind. Und der Wind ist ja der eigentlich Gemeine hier.

Wir fahren nun übrigens den Antarctic Sound wieder in Richtung Westen und wollen morgen bei den South Shetland Islands sein. Wir sehen wieder viel Eis und gerade beim Abendessen passierten wir wieder ein Eisfeld. Das Schiff fuhr sehr langsam. Viele der Passagiere nutzten eine Pause zwischen den Gängen für ein paar Fotos vom Eis und dies bei schöner Abendsonne. Kurz nach dem Hauptgang war das geordnete Gehen und Kommen wegen der Fotos schlagartig vorbei. Orcas wurden gesehen und von der Brücke durch alle Lautsprecher gemeldet. Es hielt wohl kaum einen mehr auf seinem Stuhl im Speisesaal. Ich kann letzteres eigentlich nur vermuten, da ich direkt an der Tür im Speiseraum saß und als eine der ersten Passagiere den Speisesaal fluchtartig in Richtung der oberen Decks verließ. Ja und da waren die Orcas. Sie waren nicht sehr nah, aber wir konnten sie gut ohne Fernglas sehen. Der Kapitän versuchte mit dem Schiff näher zu ihnen zu kommen, aber sie waren irgendwann verschwunden. Schade, aber trotzdem genial.

Was für ein Tag? Wahnsinn! Genial! Amazing! Awesome! …

See you tomorrow Birgit