Ich habe super gut geschlafen, aber es war viel zu kurz, um schon wirklich erholt zu sein. Wir mussten zwei Gepäckstücke packen. Ein Gepäckstück ging mit uns nach Canaima in der Cessna und eines wurde auf dem Landweg nach Puerto Ordaz (= Cuidad Guayana) mit dem Auto gebracht, wo wir in zwei Tagen ankommen werden, um nach Caracas zu fliegen. 8:00 frühstückten wir und dann holte uns Orlando mit dem Bus ab. Mir war nicht ganz klar, was heute außer dem Flug mit der Cessna nach Canaima auf dem Programm stand. Ich ließ mich einfach überraschen. Santa Elena de Uairén liegt ca. 20km von der Grenze zu Brasilien und wir fuhren zuerst nicht zum Flughafen, sondern nach Brasilien. Es gibt hier eine Freihandelszone, in der bequem die Grenze ohne Formalitäten überschritten werden kann, d.h. aber auch, dass ich keinen Stempel von Brasilien nun im Pass habe, aber dafür in Brasilien war. Früher nutzten es die Venezolaner, um günstig einkaufen zu gehen und der brasilianische Grenzort Pacaraima florierte. Nun kommen die Brasilianer und kaufen vor allem günstig Benzin in Venezuela und Santa Elena de Uairén profitiert davon. Pacaraima hat wenig zu bieten, ein paar Klamottenläden, in denen schon Kleidung verkauft wird, auf denen die Logos der Fussball-WM 2014 in Brasilien gedruckt oder genäht sind. Und es gibt Läden, die richtig guten Caipirinha anbieten. Ich kenne mich mit den Zutaten wenig aus, aber die zwei Caipirinhas, die wir uns morgens um 10:00 gönnten, schmeckten sehr gut. Um 12:00 ging dann unser Flug nach Canaima. Der Flughafen in Santa Elena ist mini, aber mit den Gebäuden, die ähnlich den typischen Hütten der Indianer waren, sehr nett gestaltet. Zu fünft waren wir in der kleinen Cessna. Unser Reiseleiter flog in einer anderen Maschine mit. Wir flogen über gigantische Landschaft, vorbei an Tafelbergen und hatten Glück mit dem Wetter. Wir hatten Sonnenschein. Und ich hatte Glück mit meinem Sitz. Ich durfte neben dem Piloten sitzen. Natürlich hatte ich gehofft, dass ich kurz die Cessna fliegen darf, aber dies erfüllte sich nicht. Vielleicht auch gut so, ich hatte das Gefühl, dass die Winde hier beim Entlangfliegen an den Tafelbergen nicht ganz simpel sind. Zum Abschluss flog der Pilot zum Salto Angel, dem höchsten Wasserfall der Welt mit einer Fallhöhe von fast 1km. Gigantisch! Der Flughafen Canaima ist winzig, aber er ist wichtig. Alles war es in Canaima gibt oder gebraucht wird, muss hier eingeflogen werden. Es gibt keine wirkliche Strassenverbindung nach Canaima. Mit einem LKW-Jeep ging es zu unserem Camp Parakaupa. Eine wunderschöne Anlage mit schönen Zimmern. Bei der Fahrt zeigte sich, dass der Ort Canaima wie sein Flughafen winzig ist. Es gab keine Zeit für ausführliches Ausruhen am Nachmittag machten wir eine Bootsfahrt auf dem Rio Carrao. Der Fluss hat hier bei Canaima einige Wasserfälle gebildet. Wir starteten an der Laguna de Canaima und sind zuerst an einen Strand zum Baden gefahren. Schöner Sandstrand mit Blick auf einen der Wasserfälle. Der Besuch der Wasserfälle ist hier deshalb etwas besonderes, weil man hinter dem hinabstürzenden Wasser entlang gehen kann. Man wird natürlich total nass, aber in Badekleidung ist dies ja unproblematisch. Sehr beeindruckend ist, wie man die Macht des Wassers spürt und dabei sind wir gar nicht in der Regenzeit hier, in der der Fluss noch viel mehr Wasser führt und die Wasserfälle viel breiter sind.
Auf dem Display meiner Kamera sehe ich nun gar nichts mehr. Auf dem Roraima habe ich wenigstens noch oben und rechts einen Streifen gesehen und konnte so noch ganz ok fotografieren, aber dies ist nun vorbei. Ich habe ein Problem. Ich brauche eine neue Kamera. Für den Moment der Reise hier durch Venezuela ist mir geholfen, unser Reiseleiter hat mir seine Kamera angeboten. So kann ich wenigstens noch ein paar Fotos in den letzten Tagen machen.
Heute ist auch Weihnachten. Es ist nicht mein erstes Weihnachten, welches ich nicht zu Hause feiere, aber mein erstes, bei dem ich schon monatelang meine Familie, meine Freunde, also Euch nicht gesehen habe. Ihr fehlt mir. Ich hatte auf ein schönes Abendessen im Camp Parakaupa gehofft, aber als ich den Raum kam, in dem das Abendessen serviert werden sollte, war ich ernüchtert. Nichts heimeliges, schlechtes kühles Licht, keine Weihnachtsstimmung, wobei zu viel davon hätte ich auch nicht gut gefunden. Insgesamt war dies nicht gut. Wir versuchten das beste aus dem Abend zu machen. Zu dritt waren wir noch in der Dorfdisco. Es war dann noch ein ganz netter Abend.