Nacht: Ich habe mehr als bescheiden geschlafen. Mein Rücken tut weh, ich kann mich kaum bewegen, meine Augen sind total verquollen. Nachdem wir so früh ins Bett sind, wecken wir automatisch 5:30 auf. Ein Blick aus dem Zelt ernüchtert uns, totaler Nebel. So ein Mist aber auch. Ich versuche mit ein paar Dehnübungen, irgendwie mein Wohlgefühl zu verbessern.
Strecke: Am vierten Tag des Treks stehen leichte Wanderungen bzw. Spaziergänge durch das Labyrinth der Felsen auf dem Roraima auf dem Plan. Wichtig dabei ist natürlich das Wetter, damit man die Felslandschaft sieht und auch den Blick ins Tal nach Venezuela und Guayana genießen kann. Die gelaufenen Kilometer sind unwichtig.
Wetter: Wie schon geschrieben als wir morgens aufwachten, sehen wir dicken Nebel und sind echt enttäuscht. Aber das Wetter ist auf dem Roraima nicht vorhersagbar und ändert sich sehr schnell. Ja und so war es auch. Wir hatten einen bunten Mischmasch aus Wolken, blauen Himmel, Sonnenschein und Nebel.
Zeit: Heute sind wir den ganzen Tag gemütlich auf dem Roraima gelaufen. Die Zeit war hierbei total unwichtig.
Ausstattung: Kurzärmeliges T-Shirt, lange Hose, Fleece- und Regenjacke. So war ich bestens für den Wettermix gerüstet. Ich habe außerdem viel Glück, meine Bergstiefel und damit meine Füße sind trocken. Die Mitreisenden kämpfen mit nassen Schuhen. Echt blöd, denn die Schuhe haben hier keine Chance zum Trocknen.
Übernachtung: Wie gestern.
Toilette: wie gestern.
Waschen: In dieser schwarzen Felslandschaft gibt sogenannte Jacuzzis, dies sind Wasserlöcher mit eiskaltem Wasser. Da ich fast als Einzige der Mitreisenden kein Wärmeproblem hatte, bin ich zum kurzen Erfrischen in eines dieser Jacuzzis gegangen. Seife konnte ich dort natürlich nicht benutzen, aber es war schon mal angenehm. Irgendwann kann man sich nicht mehr riechen.
Trinkwasser: Es gibt auf dem Roraima Seen und Wasserfälle. Wir tranken dieses Wasser.
Essen: Zum Frühstück gab es frischgemachte Arepas mit Käse und Spiegelei. Zum Mittag gab es Kotelett mit Reis und Bohnen und am Abend noch einmal die Fischsuppe. Wieder sehr gut.
Wir waren noch beim Frühstück als der ganze dicke fette Nebel auf einmal weg war und wir eine tolle Sicht auf den Tepui Kukenán, in das Tal, woher wir gekommen waren, und auf diese bizarre Felslandschaft hatten. Keiner wusste wie lange das Wetter so blieb, wir sind deshalb schnell zu unserem ersten Spaziergang gestartet. Unsere ersten Ziele waren die Orte „El Abismo“ (= der Abgrund) und „La Ventana“ (= das Fenster). Beide bieten bei schönem Wetter gigantische Blicke auf 1000m tiefer liegende Landschaften. Ja und wir hatten Glück! Der Blick war nicht wolkenfrei, aber meiner Ansicht nach sehr spektakulär. Es war natürlich ein Thema, wie weit traue ich mich an den Abgrund. Ja nicht zu weit, aber im Liegen konnte ich einen Blick direkt nach unten riskieren. Irre! Der Roraima hat neben dem schon genannten Frosch auch viele Pflanzen, die nur hier vorkommen. Es sind Orchideen, fleischfressende Pflanzen und Gräser. Es gibt unscheinbare Pflanzen und welche, die mit ihrer Farbe nur so protzen. Zum Mittag sind wir zurück in unserem Hotel und dann zog wieder dicker fetter Nebel auf. Meine Mitbewohnerin im Zelt und ich wollten nicht, den ganzen Nachmittag wartend, auf was auch immer, im Hotel verbringen und so beschlossen wir die nähere Umgebung am späten Nachmittag zu erkunden. Zuerst waren wir auf der Suche nach dem Frosch, da wir bisher kein Foto von ihm gemacht hatten. Ja wir fanden gleich drei und inszenierten ein kleines Fotoshooting. Wir reinigten eine Moosfläche und machten unsere Fotos. Wir hatten gerade beschlossen, zu einem nahegelegenen See zu gehen, als urplötzlich der Nebel weg war und wir tolles Abendlicht fürs Fotografieren hatten. So schnell wie wir konnten sprangen wir über Wasserstellen und Steine, um an den Rand des Berges zu kommen. Wir waren total euphorisch und dann sehr glücklich als wir es geschafft hatten. Wir waren glücklich über unsere Entscheidung, die nähere Umgebung zu erkunden, damit konnten wir lange diesen Moment geniessen. Es gab auch einen kleinen Freudentanz dazu. Ich habe kaum noch Adjektive zur Beschreibung, wie toll dies war: sehr genial… Wir sind wieder früh ins Bett (20:00). Ich hatte ein bisschen Bedenken wegen dem Liegen beim Schlafen, aber ich kann es nicht ändern. Irgendwie muss ich die Nacht überstehen.
Wie fühlte ich mich nach dem Tag? Nach dieser Etappe ging es mir weiterhin gut. Kein Muskelkater, keine große Blasen an den Füssen nur meine Standardblase, die nicht stört. Alles bestens, aber das Schlafen ist blöd.