Nacht: Ich habe einigermaßen gut geschlafen, der Untergrund war etwas schief, so dass ich aufpassen musste, nicht zu rollen.
Strecke: Am dritten Tag geht es auf den Roriama, d.h. nun wird nicht mehr in Kilometer gerechnet, sondern in Höhenmeter. Wir müssen ca. 1000 Höhenmeter überwinden. Verglichen mit der Alpenüberquerung eigentlich eine dort übliche Etappe. Bei der Alpenüberquerung geht man jeden Tag ca. 1000 Höhenmeter runter und wieder rauf. Gerechnet wird, dass man vom Base Camp bis zur Wand des Roraima 2 Stunden braucht und dann noch einmal 2 Stunden über den Weg „La Rampa“ auf den Roraima. Über „La Rampa“ sind schon die ersten Forscher auf den Roraima gestiegen und es gibt bis heute keinen weiteren Weg auf den Berg. Mit Kletterausrüstung kann man den Berg über die Steilwände besteigen, wie es drei Deutsche gemacht haben und worüber es dieses Jahr den Film „Jäger des Augenblicks – Ein Abenteuer am Mount Roraima“ im Kino gab. Im GEO-Heft 01.2013 gab es darüber auch einen Bericht.
Wetter: Als wir morgens aufwachen, sehen wir, dass der Berg in dunkle graue Wolken eingehüllt ist. Ich ahne, dass dies heute Regen geben wird. Als wir loslaufen, nieselt es schon leicht. Es regnete den ganzen Tag und dicke fette Wolken verhindern einen Blick ins Tal beim Aufstieg und oben auf dem Roraima auf die Landschaft. Wir werden nass bis auf die Unterhose, da der Wasserfall, den wir durchqueren müssen, auf Grund des Regens viel Wasser hat und man im Wasserfall das Gefühl hat, ganze Wassereimer werden über einem ausgekippt.
Zeit: 8:00 Start im Base Camp, theoretische Ankunft ca. 12:00 auf dem Roraima.
Ausstattung: Kurzärmeliges T-Shirt und lange Hose. Ich habe mich entschlossen keine Regensachen anzuziehen trotz des Regens. Meine Überlegung war, dass man beim Aufstieg so sehr schwitzt, dass die Regenjacke irgendwann von Innen nass vom Schwitzen ist und außerdem hätte sie bei der Wasserfall-Durchquerung auch nicht geschützt und es war ja auch warm, so dass der Regen eher erfrischend war. Es ändert sich hier etwas die Einstellung zum Nasswerden. Wir versuchen immer trocken zu bleiben, da bei uns Nässe immer mit Kälte gepaart ist, hier ist Nässe auch oft Wärme.
Übernachtung: Zelt im Hotel „Los Indios“ auf dem Roraima. Der Name Hotel täuscht da sehr. Es ist einfach ein Ort in einer Felswand mit wunderbarem Blick über die Landschaft aber ohne Komfort.
Toilette: Da der Roraima ein Felsen ist, gibt es keine Möglichkeit, ein Loch für das große Geschäft zu graben. Der Toilettenhocker wird deshalb auf einen zwei Meter höher gelegenen Felsvorsprung gestellt. Dies ist die Toilette für uns für zwei Tage für das große Geschäft und es heisst, dass wir jedes Mal erst hoch und danach wieder runterklettern müssen. Einen bequemen Weg zur Toilette gibt es nicht. Zum Toilettenhocker gibt es dazu eine Tüte und Kalk, so dass das große Geschäft wieder wohl verpackt vom Roraima runter getragen werden kann.
Waschen: Dies fiel heute aus. Es war doch irgendwann recht kalt nachdem man völlig durchnässt auf dem Roraima angekommen ist und dann keine Sonne da war. Jeder wollte nur irgendwie warm bleiben.
Trinkwasser: Aus den Flüssen.
Essen: Zum Frühstück gab es frischgemachte Pancakes mit Ananas. Im Hotel „Los Indios“ auf dem Roraima bekommen wir nachdem alle Träger mit den Küchenutensilien da sind, zuerst eine Fischsuppe und später Spaghetti Bolognese. Ich muss es noch einmal sagen, ich bin total begeistert, dass wir mitten in der Wildnis so tolles Essen bekommen, hätte ich nicht gedacht und es ist super genial.
Der Dritte Tag war mein Tag, d.h. einfach der Tag, an dem es sehr gut läuft und man beim Wandern einfach alles erreichen könnte. Andere Mitreisende hatte auch solche Tage, dann hat man fast keine Chance, die gelaufene Geschwindigkeit mitzugehen. Wer mit mir schon wandern war, weiß, dass ich bergauf recht langsam aber stetig mein Tempo laufe. Heute bin ich den Berg hoch geflitzt und ich weiß nicht warum. Ich war nach 2:45 Stunden oben und nicht einmal groß außer Atem. Problem war dann, dass auf dem Roraima die ganzen Felsformationen wie ein Labyrinth sind und ich den Weg nicht kannte zu unserem Hotel „Los Indios“. Gemeinsam mit einem weiteren Mitreisenden, der ebenfalls sehr schnell unterwegs war, warteten wir unter einem Felsunterschlupf. Uns nahm dann ein anderer Guide mit bis zu unserem Hotel und dann hieß es raus aus den nassen Sachen. Wir sahen gleich am Anfang einen ganz typischen kleinen schwarzen Frosch. Den Frosch gibt es nur auf dem Roraima und er ist seinen afrikanischen Verwandten weit näher als den Fröschen in Venezuela. Das sind Zeugen aus der Zeit als die Kontinente Afrika und Südamerika noch vereint waren. Ist dies nicht ein Wahnsinn! Der Nachmittag war dann weniger spektakulär. Wir schauten auf die dichte Wolkenwand vor unserem Hotel, warteten auf das Essen und hofften, dass sich das Wetter morgen ändern wird. Wir gingen schon recht früh in unsere Zelte. Es war 19:00. Meine Mitbewohnerin und ich quatschten noch zwei Stunden und dann wartete ein äußerst unbequemer Boden zum Schlafen auf mich. Der Boden war Fels und es gab eigentlich kaum eine gerade Fläche zum Schlafen. Ich war sehr froh, dass der Mitreisende, der ein Zelt für sich hatte, uns zweien bei der Wahl des Zeltes den Vortritt lies. Wir hatten mit zwei Leuten im Zelt keine Möglichkeiten, unsere Isomatten optimaler hinzulegen. Er hatte es. An dieser Stelle vielen Dank dafür. Nichtsdestotrotz hatte ich eine Felsplatte im Rücken.
Wie fühlte ich mich nach dem Tag? Nach dieser Etappe ging es mir weiterhin gut. Kein Muskelkater, keine große Blasen an den Füssen nur meine Standardblase, die nicht stört. Alles bestens. Und mit der Art des Aufstiegs heute bin ich sehr zufrieden, auch wenn ich mir dies nicht erklären kann.